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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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diese zwei
    Namen zwei Welten bedeuteten und schieden. Die
    Zauche, durch Albrecht den Bären unterworfen, war
    christlich und deutsch, der Teltow, den alten Göttern
    treu verblieben, stak noch in Heiden- und Wenden-
    tum. Das war die Zeit, als die Nuthe ihre großen his-
    torischen Tage zählte; das war das Jahrhundert der
    » Nutheburgen «. Ob diese letzteren Aggressiv- oder Defensivpunkte waren, ob sie die Deutschen bauten, um von der Zauche her den Teltow zu erobern, oder
    ob sie die Wenden bauten, um der vordringenden
    Eroberung einen Damm entgegenzusetzen – diese
    Fragen werden nie mehr gelöst werden; alle Auf-
    zeichnungen fehlen, und die Schlüsse, die man aus
    diesem und jenem gezogen hat bleiben einfach
    Hypothese. Die Nutheburgen jener ersten christli-
    chen Epoche sind tot, hingeschwunden für immer.
    Aber um ebendeshalb vielleicht zählen sie zu den
    Lieblingen märkisch-archäologischer Forschung. Es
    ist wenig mehr als ihre Namen, was man kennt. An
    den Flügeln lagen: Potsdam und Trebbin, im Zent-
    rum: Beuthen und Saarmund.

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    Saarmund, unter diesen vier Nutheburgen vielleicht
    die verschollenste, genoß dafür des Vorzugs eines
    poetischen Namens. Daß er an diesem Punkt über-
    haupt entstehen konnte, war das Resultat einer
    Nuthe-Großtat. Arm, aber edel und vielleicht auch all
    das Herrliche vorahnend, das hier einstens erblühen
    werde, zweigte die Nuthe selbstsuchtslos einen Was-
    serarm von sich ab, und wohl zugleich auch aus eig-
    ner schmerzlicher Erfahrung wissend, was eines Na-
    mens Wohlklang bedeute, gab sie diesem abge-
    zweigten Arme den Namen Saare mit auf den Le-
    bensweg. Und siehe da, die Vorahnung hatte nicht
    getrogen. An ebender Stelle, wo (wie schon erzählt)
    ins alte Nuthe-Bett die kaum geborene Saare wieder
    einmündet, erwuchs Saarmund. Im Rücken der Stadt
    aber, an den Südhängen der Zauche-Hügel, entstan-
    den Weinberge über Weinberge, so daß Deutschland
    ein paar Jahrhunderte lang der Auszeichnung genoß,
    einen doppelten Saarwein zu produzieren: einen kur-
    trierschen bei Saar brück und einen kur-märkischen bei Saar mund . Unbestrittner an Ruhm waren freilich die Saare-Krebse, die die Chronisten nicht müde
    werden zu preisen, »insonderheit auch die großen
    Alande, die noch angenehmer sind als Zander«.
    Um Saarmund und seine Saare, soviel muß zugege-
    ben werden, schwebt ein gefällig-romantischer
    Klang, aber die tiefere Poesie dieser Gegenden ist
    doch alte Nuthen-Poesie. Die Nuthe herrscht hier, die
    Nuthe gibt den Charakter und breitet ihren Einsam-
    keitszauber über die sie begleitenden, endlosen Wie-

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    sengründe, gleichviel nun, ob sie der Rotampfer
    sommerlang überblüht oder ob im November die
    Krähen mit naßschwerem Flügel drüber hinschwe-
    ben. Hier, in den Kolken am Flusse hin, war bis vor
    kurzem noch der Biber zu Haus, und der Fischadler
    tat reichen Fang. Sagenhafte Gestalten, groß und
    hager und an Jahren weit über das Gedächtnis der
    ältesten Leute hinausragend, zogen mit ihrem
    Springstock über die tiefen Moore; wie Schatten
    schritten sie im Nebel, der Regenvogel pfiff in langen
    Pausen, und das dumpfe Gurgeln der Rohrdommel
    klang vom Flusse her.
    So war das Nuthe-Tal, und so ist es bis diesen Tag.
    Zwei, drei Brücken haben wir noch auf der Saarmun-
    der Straße zu passieren. Von der ersten aus, deren
    hochgewölbte Balken uns einen Blick nach rechts und
    links hin gestatten, schweift unser Auge das Tal hin-
    auf und hinunter. Tiefe Stille; nur Wasser und Wiese;
    kein Floß, kein Kahn; nichts Lebendes, nichts als das
    weiße Gewölk, das, langsam ziehend, dem langsa-
    men Zuge des Wassers folgt.
    Nichts Lebendes. Und woher auch Leben? Wenn es
    wahr ist, daß man eine Großstadt auf Meilen hin in
    beinah rätselvoller Weise vorausfühlt, so muß die
    Wirkung, die Saarmund in die Ferne hin übt, eben
    die der Abgestorbenheit sein. Denn man kann nur
    mitteilen, was man hat. Und nichts Abgestorbneres
    und Stilleres als Saarmund. Über eine letzte Brücke
    hin rasselt unser Gefährt in die Stadt hinein; be-
    schnittne Linden vor den Türen, über die Hof- und

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    Gartenzäune strecken Holunderbäume die weißen
    Dolden, und wenn dann und wann eine Haustür sich
    öffnet und der eigentümliche Klapperton einer
    schadhaften Klingel über die Straße klingt, so horcht
    die ganze Stadt.
    Unser Wagen war ein Ereignis. Einer stürzte halbra-
    siert ans Fenster, und der rückwärts gewandte Gruß,
    den ich ihm

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