Wanderungen durch die Mark Brandenburg
und
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windzerfahren. In diesem friedlichen Augenblick aber
hängen die roten Früchte still am Gezweig, und zwi-
schen den Ästen spannen sich Spinneweben aus und
schillern in allen Farben des Regenbogens. Hinter
dem Buschwerk eine Mauer und hinter der Mauer
Gemüsegärten mit Dill und Dolden in langen Reihen,
und dann Stoppelfelder, weit, weit und am Horizont
ein duftiges Blau und in dem Blau der schwarze
Schindelturm einer Dorfkirche.
Der Blick schweift darüber hin, aber immer wieder
kehrt er bis in die nächste Nähe zurück und weilt auf
einem Rasenteppich, der sich in Falten legt, als wä-
ren hier Beete gewesen, Beete, die neuerdings der
gleichmachende Rasen unter seine Hand genommen.
Hier und da eine Zypresse, halb verwildert, halb ein-
gegangen, und daneben ein Stein, der aus dem Gra-
se eine Handhoch aufragt. Und nicht der Zufall warf ihn hierher. Erst kaum erkennbar in dem Moose, das
ihn umkleidet, erkenn ich jetzt seine scharf behaue-
ne Kante. Die sagt, was es ist.
Und wäre noch ein Zweifel, die seitab gelegene zwei-
te Hälfte des Parkes würde mir Gewißheit geben.
Unter den Bäumen hin und nur halb in ihrem Blätter-
schatten geborgen, erheben sich die Wahrzeichen
solcher Stätten: Urnen und Aschenkrüge, Gitter und
Grüfte, zerbrochene Säulen und rostige Kreuze. Und
an den Kreuzen nur zweierlei noch sichtbar: ein
Schmetterling und die gesenkte Fackel. Halb erblin-
det beides. Aber die sich neigende Sonne goldet es
wieder auf.
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Ein Sonntag ist's, und über die Feldwege hin ziehen
geputzte Menschen; die Kinder verlaufen sich in den
Stoppelacker, um die letzten Blumen zu pflücken,
und von rechts her, wo ein Gasthaus unter Linden
steht, klingen heitere Klänge herüber. Musik! Und
siehe da, die Kinder auf dem Acker hören mit Blu-
menpflücken auf und beginnen sich im Ringelreihen
zu drehn. Die Sonne glüht noch einmal auf, Som-
merfäden ziehen, und ein gelbes Platanenblatt fällt
leis und langsam vor mich nieder.
Wie still, wie schön!
Du » Park am Wall «, welche beneidenswerte Stätte, darauf zu ruhn!
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Die Ruppiner Garnison
Regiment Prinz Ferdinand Nr. 34
1742 bis 1806
Unüberwundnes Heer,
O Heer, bereit zum Siegen oder Sterben.
Ewald von Kleist
Bei Jena, da hatte der Preuße verspielt,
Die Franzosen hatten wie Teufels gezielt,
Und viel preußisch Blut war geflossen.
George Hesekiel
Die Gründung des Regiments
Uniformierung, Kanton und Garni-
son
Unmittelbar nach seiner Thronbesteigung ging Fried-
rich II. an die Umgestaltung beziehungsweise Neu-
bildung von Regimentern. Bei dieser Gelegenheit
entstand aus dem 2. Bataillon des Ruppiner Re-
giments »Kronprinz« Nr. 15 das Regiment Nr. 34.
Der König verlieh es (1742) seinem jüngsten Bruder
Ferdinand und gab ihm dementsprechend den Na-
men: Regiment Prinz Ferdinand. Es führte denselben
vierundsechzig Jahre lang, bis zur Auflösung der Ar-
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mee. Die Offiziere, die ihm bei seiner Errichtung zu-
gewiesen wurden, hatten bis dahin teils dem Re-
gimente Nr. 15, teils dem Regimente Nr. 6 angehört.
Regiment Nr. 6 waren die berühmten »großen Blau-
en«, das Potsdamsche Riesenregiment Friedrich Wil-
helms I.
Wie das Regiment unmittelbar nach seiner Errichtung
beschaffen war, darüber fehlen alle sicheren Notizen.
Die Taten des Regiments Prinz Ferdinand sind aufge-
zeichnet worden, aber weder über Zahl und Zusam-
mensetzung noch über Uniformierung und Komman-
do desselben existieren bis zum Jahre 1785 be-
stimmte und spezielle Angaben.
Erst in der Stammliste des eben genannten Jahres
heißt es: »Regiment Prinz Ferdinand hat ponceaurote
offene Aufschläge, Kragen und Klappen, zitronengel-
be Unterkleider (Hose und Weste). Die Offiziere ha-
ben Aufschläge, Kragen und Klappen von feinem
Plüsch, eine breite gebogene Tresse um den Hut und
Achselbänder. Die Grenadiermützen sind oben blau
und haben unten weißes Blech.«1)
Dementsprechend also war die Erscheinung des Re-
giments in den letzten Lebensjahren Friedrichs des
Großen . Unter seinem Nachfolger wurde die Uniform geändert; ob dies aber unmittelbar nach dem
Thronwechsel oder erst nach der Rückkehr aus der
Rheincampagne (1795) geschah, ist nicht mit Be-
stimmtheit festzustellen gewesen. Im letzten Le-
bensjahre Friedrich Wilhelms II. war laut Stammliste
von 1797 die Uniform des Regiments die folgende:
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ponceaurote Aufklappen, blaue Aufschläge und Kragen. Die Offiziere haben
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