Wanderungen durch die Mark Brandenburg
August in der Schlacht bei Liegnitz und scheinen, neben dem
Regiment Anhalt-Bernburg, den Hauptanteil am Sie-
ge gehabt zu haben. Der König verlieh allen Capitai-
nen den Pour le mérite, dazu ein Geschenk von
100 Friedrichsdor. Namentlich dies letztere, bei den
damaligen Kassenzuständen, deutet darauf hin, daß
es dem Regiment an diesem Tage gelungen sein
mußte, sich die Zufriedenheit des Kriegsherrn in ei-
nem besonders hohen Grade zu erringen. Anderer-
seits (auch das mag Erwähnung finden) werden nicht
319
viele in der Lage gewesen sein, von dieser besonde-
ren Huld des Königs Nutzen zu ziehen, denn es heißt
in aller Kürze: »Die Musketierbataillone waren beinah völlig ruiniert worden.«
Die Schlacht bei Liegnitz war die einzige, die dem
Regimente zu besonders ruhmreicher Betätigung
Gelegenheit gab. Es mag deshalb gestattet sein, bei
dieser überhaupt glänzenden und zugleich poetisch-
eigentümlichen Aktion einen Augenblick zu verweilen
und eine kurze Schilderung derselben zu geben.
»Es war eine ungemein schöne Sommernacht. Der
gestirnte Himmel hatte kein Wölkchen, und kein
Lüftchen wehte. Niemand schlief. Die Soldaten hat-
ten sich zwar mit ihrem Gewehr im Arm gelagert,
allein sie waren munter, und da sie nicht singen
durften, so unterhielten sie sich mit Erzählungen. Die
Offiziere gingen spazieren, und die Generale ritten
umher, um alles Nötige zu beobachten. Was den Kö-
nig angeht, so hat Gleim die Situation gegeben:
Auf einer Trommel saß der Held
Und dachte seiner Schlacht,
Den Himmel über sich zum Zelt
Und um sich her die Nacht.
Es fing eben an zu dämmern, als sich Laudon näher-
te, der mit seiner 30 000 Mann starken Armee den
linken Flügel der Preußen im Lager angreifen wollte.
Bald aber wurd er mit Erstaunen gewahr, daß er die
ganze Armee des Königs vor sich habe, dessen zwei-
320
tes Treffen auch sogleich auf ihn losfiel und ihn von
einer in der Nacht aufgeführten Batterie her begrüß-
te. Das erste Treffen hatte Friedrich zur Beobachtung
Dauns bestimmt, der seinem rechten Flügel gegenü-
berstand. Laudon, auf die Unterstützung seines O-
berfeldherrn rechnend, wich dem Kampfe nicht aus,
sondern bot den Preußen die Spitze und überließ den
Ausgang der Tapferkeit seiner Truppen und dem ihn
so oft begleitenden Glück. Er ließ seine Kavallerie
vorbrechen, sah aber, daß diese zurückgeworfen und
in die Moräste getrieben wurde. Nun erst ging unsere
Infanterie vor und schlug nach einem hartnäckigen
Kampfe (an dem die Regimenter Prinz Ferdinand und
Anhalt-Bernburg in erster Reihe teilgenommen zu
haben scheinen) die österreichische Infanterie aus
dem Felde. Die letztere machte noch den Versuch,
mit einer ganzen Kolonne durch das vor der preußi-
schen Front gelegene Dorf Panthen zu rücken, allein
die Unseren steckten es durch Haubitzgranaten in
Brand und zwangen den Feind, das Gefecht auf den
linken Flügel einzuschränken.
Daun, auf dessen Erscheinen Laudon gerechnet hat-
te, kam ohne sonderliches Verschulden zu spät, da
der Wind so stand, daß der Kanonendonner nicht
gleich anfangs gehört wurde, trotzdem die Entfer-
nung nur eine gute halbe Meile betrug.
Laudon, der alles getan und sich persönlich der größ-
ten Gefahr ausgesetzt hatte, zog sich nun zurück
und überließ dem Könige das Schlachtfeld.
6000 Österreicher waren gefangen, 4000 tot oder
verwundet; dabei waren ihnen 23 Fahnen und
321
82 Kanonen verlorengegangen. Bei Friedrichs Heere
zählte man 1800 Tote und Verwundete, die zu er-
heblichem Teil auf die beiden genannten Regimenter
entfielen.
Die Auszeichnungen, die dem Regimente Prinz Ferdi-
nand zuteil wurden, hab ich bereits namhaft ge-
macht. Anders, aber nicht geringer war der Lohn, der
dem Regiment Anhalt-Bernburg zufiel. Dieses Re-
giment hatte sich kurz vorher bei der Belagerung von
Dresden (wo es bei einem Ausfall des Feindes zu-
rückgeschlagen worden war) die Ungnade des Königs
zugezogen, und die gemeinen Soldaten hatten zur
Strafe die Seitengewehre, die Unteroffiziere und Offi-
ziere die Huttressen verloren. Dies ward als ein sol-
cher Schimpf empfunden, daß das ganze Regiment
entschlossen war, bei nächster Gelegenheit die ver-
lorene Ehre wieder zu erkämpfen oder zugrunde zu
gehen. Diese nächste Gelegenheit war: Liegnitz. Der
König, dem nichts entging, hatte gesehen, welche
Opfer gebracht worden waren. Nach der Blutarbeit
ritt er bei dem Regiment
Weitere Kostenlose Bücher