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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Asche liegenden Ruppina das Füll-
    horn ihrer Gnaden in Gestalt einer Pfefferkuchentüte
    darbringen und dabei der künstlerischen Zustim-
    mung des Zeitalters sicher sein dürfte.

    1. Gegenüber den Bildnissen der Generäle befin-
    den sich die Portraits der drei letzten Direkto-
    ren: Thormeyer, Starke, Schwartz.

    2. Herr von Rohr auf Trieplatz, der herrschenden
    Ansicht sich anschließend, daß dieser »Kom-
    mandostab« keine Waffe gewesen sei,
    schreibt mir darüber, wie zugleich auch über
    die Art der Auffindung, das Folgende: »Die
    Talränder der Dosse treten an mehreren Stel-
    len bedeutend zurück, wodurch Niederungen,
    Brücher, gebildet werden. Diese, früher mit
    Espen, Elsen und Gestrüpp dicht bewachsen,
    dienten in Kriegszeiten als Schlupfwinkel. In
    den vierziger Jahren, nachdem ich zehn Jahre
    vorher das Gut übernommen hatte, begann
    ich damit, in dieser Niederung nach Torf gra-
    ben zu lassen. Bei dieser Gelegenheit fanden
    meine Arbeiter, sechs bis acht Fuß tief, im

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    schönsten Torf, zwei bronzene Streitäxte,
    zwei Armspangen von demselben Metall, zehn
    bis zwanzig Ellen Kupferdraht, vermoderte
    Baumstämme und Geweihe. Nach der Tiefe
    der Lage in dem vollkommen reinen Torf zu
    schließen, müssen diese Gegenstände viele
    Jahrhunderte lang an dieser Stelle gelegen
    haben. Es erscheint mir klar, daß die Streitäx-
    te oder ›Kommandostäbe‹, wie man sie jetzt
    nennt, keine Waffen waren; ihre relative Ge-
    brechlichkeit spricht dagegen. Sie wurden
    vielleicht von den Liktoren mit den Rutenbün-
    deln den Kohorten vorgetragen oder wie jetzt
    von den Führern als Feldmarschallsstab ge-
    braucht. Den römischen Ursprung halt ich für
    unzweifelhaft, und die Auffindung hier spricht
    nicht dagegen. Die Römer selbst haben sie
    hier freilich nicht hergebracht, aber die Deut-
    schen, entweder als Beute oder (zurückkeh-
    rend aus römischem Kriegsdienst) als Aus-
    zeichnung für das von ihnen Geleistete. Im
    Berliner Museum befinden sich noch einige
    solcher Kommandostäbe.«

    3. Es existiert noch (siehe den sechzehnten
    Band der »Mecklenburgischen Jahrbücher«)
    ein ähnlicher, im Jahre 1843 zu Peckatel bei
    Schwerin, und zwar in einem Kegelgrabe, ge-
    fundener, ebenfalls aus Bronze gegossener
    Wagen. Dieser Wagen hat indessen zweimal
    zwei Räder und einen derartig geformten
    Langbaum zwischen den zwei Achsen der
    Vorder- und Hinterräder, daß man sieht, die

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    Bestimmung des Wagens ging dahin, irgend
    etwas, vielleicht eine Bronzevase, zu tragen.
    Man darf also den im Zieten-Museum befindli-
    chen Wagen insoweit als ein Unikum ansehen,
    als er sich von dem in Peckatel gefundenen
    nach Form und vielleicht auch nach seiner Be-
    stimmung unterscheidet. – Ein dritter, bei
    Warin in Mecklenburg ausgegrabener Bronze-
    wagen ist wieder verlorengegangen.

    4. Ein Aufsatz in den »Märkischen Forschungen«
    bezeichnet diesen Haken als uralt. Die Tiefe,
    darin er gefunden wurde, sowie drei steinerne
    Streitäxte, die neben ihm lagen, scheinen ihn
    allerdings bis in eine früheste Zeit zurückzu-
    datieren, dennoch unterhalt ich Zweifel dage-
    gen und möcht ihn nicht früher setzen als die
    späte Wendenzeit. Ein neuerdings erschiene-
    nes Buch: Andree, »Wendische Wanderstu-
    dien«, Stuttgart 1874, bestärkt mich in dieser
    Annahme. Es heißt darin Seite 147: »Der
    Deutsche arbeitete mit einem schweren Pflu-
    ge, der Slawe mit einem leichten Haken.«

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    13. Am Wall

    Hier ist all mein Erdenleid
    Wie ein trüber Duft zerflossen;
    Süße Todesmüdigkeit
    Hält die Seele hier umschlossen.
    Lenau

    Um die Stadt her, zwischen dem Rheinsberger und
    dem Tempeltor, zieht sich der mehrgenannte »Wall«,
    ein Überrest mittelalterlicher Befestigungen, jetzt
    eine mit alten Eichen und jungem Nachwuchs dicht
    bestandene Promenade der Ruppiner.
    Die Septembersonne tut ihr Bestes. Aber das Laub
    ist doch noch dicht genug, ihr den Zutritt zu wehren;
    ein Dämmer liegt auf den Steigen, und nur nach
    rechts hin, zwischen den Stämmen hindurch, blitzt
    es und flimmert es um einen ummauerten Park, des-
    sen eine Seite bis an die Böschung des Walles tritt.
    Es lockt uns aus dem Dunkel ins Helle, die Parkpforte
    steht weit auf, und an der sonnigsten Stelle Platz
    nehmend, saug ich das Licht ein, um das Frösteln
    loszuwerden, das mich auf der schattigen Wallpro-
    menade beschlichen.
    Entzückend Bild! Auf dem Rasengrunde vor mir
    wachsen allerlei Hagebuttensträucher auf, kahl

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