Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Asche liegenden Ruppina das Füll-
horn ihrer Gnaden in Gestalt einer Pfefferkuchentüte
darbringen und dabei der künstlerischen Zustim-
mung des Zeitalters sicher sein dürfte.
1. Gegenüber den Bildnissen der Generäle befin-
den sich die Portraits der drei letzten Direkto-
ren: Thormeyer, Starke, Schwartz.
2. Herr von Rohr auf Trieplatz, der herrschenden
Ansicht sich anschließend, daß dieser »Kom-
mandostab« keine Waffe gewesen sei,
schreibt mir darüber, wie zugleich auch über
die Art der Auffindung, das Folgende: »Die
Talränder der Dosse treten an mehreren Stel-
len bedeutend zurück, wodurch Niederungen,
Brücher, gebildet werden. Diese, früher mit
Espen, Elsen und Gestrüpp dicht bewachsen,
dienten in Kriegszeiten als Schlupfwinkel. In
den vierziger Jahren, nachdem ich zehn Jahre
vorher das Gut übernommen hatte, begann
ich damit, in dieser Niederung nach Torf gra-
ben zu lassen. Bei dieser Gelegenheit fanden
meine Arbeiter, sechs bis acht Fuß tief, im
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schönsten Torf, zwei bronzene Streitäxte,
zwei Armspangen von demselben Metall, zehn
bis zwanzig Ellen Kupferdraht, vermoderte
Baumstämme und Geweihe. Nach der Tiefe
der Lage in dem vollkommen reinen Torf zu
schließen, müssen diese Gegenstände viele
Jahrhunderte lang an dieser Stelle gelegen
haben. Es erscheint mir klar, daß die Streitäx-
te oder ›Kommandostäbe‹, wie man sie jetzt
nennt, keine Waffen waren; ihre relative Ge-
brechlichkeit spricht dagegen. Sie wurden
vielleicht von den Liktoren mit den Rutenbün-
deln den Kohorten vorgetragen oder wie jetzt
von den Führern als Feldmarschallsstab ge-
braucht. Den römischen Ursprung halt ich für
unzweifelhaft, und die Auffindung hier spricht
nicht dagegen. Die Römer selbst haben sie
hier freilich nicht hergebracht, aber die Deut-
schen, entweder als Beute oder (zurückkeh-
rend aus römischem Kriegsdienst) als Aus-
zeichnung für das von ihnen Geleistete. Im
Berliner Museum befinden sich noch einige
solcher Kommandostäbe.«
3. Es existiert noch (siehe den sechzehnten
Band der »Mecklenburgischen Jahrbücher«)
ein ähnlicher, im Jahre 1843 zu Peckatel bei
Schwerin, und zwar in einem Kegelgrabe, ge-
fundener, ebenfalls aus Bronze gegossener
Wagen. Dieser Wagen hat indessen zweimal
zwei Räder und einen derartig geformten
Langbaum zwischen den zwei Achsen der
Vorder- und Hinterräder, daß man sieht, die
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Bestimmung des Wagens ging dahin, irgend
etwas, vielleicht eine Bronzevase, zu tragen.
Man darf also den im Zieten-Museum befindli-
chen Wagen insoweit als ein Unikum ansehen,
als er sich von dem in Peckatel gefundenen
nach Form und vielleicht auch nach seiner Be-
stimmung unterscheidet. – Ein dritter, bei
Warin in Mecklenburg ausgegrabener Bronze-
wagen ist wieder verlorengegangen.
4. Ein Aufsatz in den »Märkischen Forschungen«
bezeichnet diesen Haken als uralt. Die Tiefe,
darin er gefunden wurde, sowie drei steinerne
Streitäxte, die neben ihm lagen, scheinen ihn
allerdings bis in eine früheste Zeit zurückzu-
datieren, dennoch unterhalt ich Zweifel dage-
gen und möcht ihn nicht früher setzen als die
späte Wendenzeit. Ein neuerdings erschiene-
nes Buch: Andree, »Wendische Wanderstu-
dien«, Stuttgart 1874, bestärkt mich in dieser
Annahme. Es heißt darin Seite 147: »Der
Deutsche arbeitete mit einem schweren Pflu-
ge, der Slawe mit einem leichten Haken.«
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13. Am Wall
Hier ist all mein Erdenleid
Wie ein trüber Duft zerflossen;
Süße Todesmüdigkeit
Hält die Seele hier umschlossen.
Lenau
Um die Stadt her, zwischen dem Rheinsberger und
dem Tempeltor, zieht sich der mehrgenannte »Wall«,
ein Überrest mittelalterlicher Befestigungen, jetzt
eine mit alten Eichen und jungem Nachwuchs dicht
bestandene Promenade der Ruppiner.
Die Septembersonne tut ihr Bestes. Aber das Laub
ist doch noch dicht genug, ihr den Zutritt zu wehren;
ein Dämmer liegt auf den Steigen, und nur nach
rechts hin, zwischen den Stämmen hindurch, blitzt
es und flimmert es um einen ummauerten Park, des-
sen eine Seite bis an die Böschung des Walles tritt.
Es lockt uns aus dem Dunkel ins Helle, die Parkpforte
steht weit auf, und an der sonnigsten Stelle Platz
nehmend, saug ich das Licht ein, um das Frösteln
loszuwerden, das mich auf der schattigen Wallpro-
menade beschlichen.
Entzückend Bild! Auf dem Rasengrunde vor mir
wachsen allerlei Hagebuttensträucher auf, kahl
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