Wanderungen II. Das Oderland.
ersten Glocke lautet: »Der wohledle, geborne Herr Ernst Sparr, Ihrer Kurfürstlichen Durchlauchtigkeit zu Brandenburg Rat und bestallter Hauptmann zu Zechlin und Lindow, Erbherr auf Trampe, Prenden, Beerbaum und Dannenberg.« Dazu das einfache Sparrsche Wappen und: »Goß mich Jakob Neuwert zu Berlin 1660.« (Diese Angabe wiederholt sich auf allen drei Glocken.)
Die Inschrift der zweiten Glocke lautet: »Ernst George, des Heiligen Römischen Reiches Graf von Sparr, der Römischen-Kaiserlichen, auch zu Polen und Schweden Königlicher Majestät Geheimer Kriegsrat, Generallieutenant und Generalfeldzeugmeister, beiderseits Kammerherr und Obrister zu Roß und Fuß, Herr auf Trampe, Prenden, Dannenberg und Beerbaum.« Dazu das gräflich Sparrsche Wappen.
Die dritte Glocke ist die wichtigste. Sie rührt von dem Feldmarschall her, ist aber gesprungen und befindet sich deshalb nicht mehr neben ihren zwei Schwestern oben in der Höhe, sondern unten im Turm, wo man ihre Inschrift mit Bequemlichkeit 1) lesen und neben dem schönen Guß auch an ihrer Patina den ersichtlich feinen Erzgehalt bewundern kann. Die Inschrift lautet: »Otto Christoph Freiherr von Sparr, der Kurfürstlichen Durchlaucht zu Brandenburg Geheimer Kriegsrat, Feldmarschall, Obergouverneur der in der Kur und Mark Brandenburg, Herzogtum Hinterpommern und Fürstentum Halberstadt belegenen Festungen, Obrister zu Roß und zu Fuß, Herr zu Trampe, Prenden, Lanke und Neustadt an der Dohhl« (soll höchstwahrscheinlich Dosse heißen). Darunter das Sparrsche Wappen.
Diese Glocke, wie man sonst wohl mit gesprungenen Glocken tut, umzuschmelzen wäre nicht ratsam, da sie dadurch aufhören würde die alte Sparren-Glocke zu sein, und zwar, soviel ich weiß, die schönste und reichste, die er hat gießen lassen. Allerhand Sagen knüpfen sich außerdem an dieselbe, die den Feuertod sterben würden, wenn man sich entschlösse, durch Umschmelzung aus der alten Glocke eine neue zu machen. Die eine Sage berichtet die vielerorten wiederkehrende Geschichte vom Glockengießer, der eine Schlange mit in die Glockenspeise hineingetan habe, so daß seitdem die Schlangen aus der Umgegend verschwunden seien. Die andere meint, daß die Glocke aus türkischen Geschützen gegossen sei, die der Feldmarschall während seines Türkenzuges den Ungläubigen abgenommen, ja sie geht noch weiter und verbürgt sich, daß Sparr die Glocke selbst erobert und später dafür gesorgt habe, daß sie durch Tramper Bauern aus dem fernen Ungarlande herbeigeholt worden. Auch die glaubhaftere Hälfte dieser Tradition hält eine Kritik nicht aus, da die Glocke, wie sie selber besagt, 1660 gegossen wurde und »Vater Sparr« erst 1664 seinen großen Türkenzug antrat.
Und nun endlich Lichterfelde selbst. In seiner Kirche, der ausnahmsweise die Sparren-Glocken fehlen, befinden sich drei Kindergrabsteine aus der Sparren-Zeit. Sie sind sehr abgetreten, einer so völlig, daß von Inschriftlesen keine Rede mehr sein konnte. Bei den beiden andern entzifferte ich folgendes. Auf dem größeren : »Anno 1606 (oder 1600, wahrscheinlich letzteres) ist geboren Anna Sparr und... 16... in Gott selig entschlafen; der Seele Gott genade.« – Auf dem kleineren : »Anno 1604 den 2. Januar ist geboren Elisabeth Sparrn... entschlafen den 3. Januar um 12 Uhr in der Nacht.«
Die Hauptsehenswürdigkeit ist das Schloß , in dem mutmaßlich um 1605 unser Otto Christoph geboren wurde. Dieser Umstand allein schon würde dem Schloß ein Anrecht auf unser Interesse geben; es trifft sich aber, daß es, abgesehen von seinen Beziehungen zu den Sparrs, auch als eine durch Eigenart und Munifizenz ausgezeichnete bauliche Schöpfung anzusehen ist.
Über die näheren Umstände des Baues, über Jahreszahl, Namen der Bauherrn und des Baumeisters, gibt eine lateinische Inschrift Auskunft, die sich in Front des Schlosses befindet. Sie lautet:
»Dominus conserva nos. Psalm 126: ›Nisi Dominus aedificaverit domum in vanum laboraverant, qui aedificant.‹ Ao. Dni. 1565 die 26 Julii Arendt et Christoph fratres de Sparrn hanc domum aedificare inceperunt, in Ao. 1567 cum gratia Dei patris nostri Jesu Christi consummaverunt per Joachimum de Roncha ex Italia de Manilia. Soli Deo Gloria.
Renovat. In Ao. 1580.«
Also etwa:
»Der Herr schütze und bewahre uns. Psalm 126 (muß heißen: Psalm 127): ›Wo der Herr nicht das Haus bauet, so arbeiten umsonst, die dran bauen.‹ Anno 1565 haben die Brüder Arendt und Christoph von
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