Wanderungen II. Das Oderland.
durch den Prinzen von Homburg gedrängt, seinen Rückzug immer weiter fortgesetzt und stand jetzt bei dem Dorfe Hakenberg, zwischen Linum und Fehrbellin. Er sperrte den über das Plateau führenden Weg und hatte das Luch zur linken, ein Gehölz zur rechten Hand. In Nähe dieses Gehölzes befand sich ein kleiner Sumpf, daneben ein paar Sandhügel, auf deren Höhe Strauchwerk wuchs. An dieser Stelle drangen wir vor, postierten auf die Höhe der Sandhügel unsre Geschütze und gaben ihnen, da wir keine Infanterie zur Hand hatten, das Regiment Derfflinger-Dragoner zur Bedeckung, das an diesem Tage, da sein Oberstlieutenant bei Rathenow getötet worden war, vom Capitain von Kottwitz geführt wurde. Bei jedem Geschütze standen 50 bis 100 Mann, einigermaßen durch die Büsche geschützt. Gleichzeitig stellten wir noch vier Schwadronen auf: eine von den Trabanten und drei vom Regiment Anhalt. Sie waren nicht gut placiert; aber wir mußten es, da das Fußvolk fehlte und wir die Geschütze nicht ohne Deckung lassen durften.
Der Prinz von Hessen-Homburg stand dem feindlichen linken Flügel gegenüber, also dem Luche zu.
Nun begannen wir, unsere Geschütze spielen zu lassen. Der Feind indessen, als er wahrnahm, daß wir kein Fußvolk hatten, avancierte mit einem Infanterieregiment gegen unsere Hügelposition. Dies wurde von G. E. 2) bemerkt. Er eilte sofort zum Generalfeldmarschall Derfflinger und sagte ihm: ›wenn er nicht schnell die vier Eskadrons von den Trabanten und dem Regiment Anhalt unterstütze, würden die Geschütze verlorengehen‹. Da er sich dabei ein gewisses Ansehen gab, welches dem Generalfeldmarschall Derfflinger nicht gefiel, so sagte dieser: ›er solle sich keine Sorgen machen, sondern nur tuen, was seine Schuldigkeit sei‹. Da ich mittlerweile sah, daß die Not wirklich drängte, so sagte ich dem Feldmarschall, während ich zugleich um der Freiheit willen, die ich mir nahm, um Entschuldigung bat, ›daß die Feinde schon mit gefällten Piken vorrückten und daß es sich vielleicht empfehlen würde, zwei oder drei weitere Eskadrons durch das kleine, ganz unbesetzte Holz vorrücken zu lassen, um die vier gefährdeten Eskadrons sowie die seines eigenen Regiments zu soutenieren‹. Dies fand er gut. Er sagte mir also: ›Mein Herr, da Sie heute die Gegend rekognosziert haben, kennen Sie die Situation; und so bitte ich Sie, drei Eskadrons, die Sie zuerst finden, durch das lichte Holz zu führen und die Geschütze dadurch besser zu decken.‹ Als ich drei Eskadrons zur Hand hatte, begegnete ich dem Prinzen von Homburg. Er fragte mich, ›wohin ich wolle‹, und als ich ihm die erhaltenen Befehle mitteilte, antwortete er mir, ›er wolle mitgehen‹. Und so nahm er das Kommando. Es war die höchste Zeit. Denn die vier Eskadrons von den Trabanten und dem Regiment Anhalt flohen bereits und schrien die Derfflinger-Dragoner um Hülfe an. Diese aber, die gewillt waren, sich bei den Geschützen niederhauen zu lassen, konnten ihnen keine Hülfe gewähren. In diesem Augenblicke war der Prinz von Homburg heran und attackierte das schwedische Fußvolk. Es war das Infanterieregiment Dalwigk, früher Königsmarck, und nachdem der Kampf eine Weile hin und her geschwankt hatte, wurde der Feind in Stücke gehauen. Nicht zwanzig Mann entkamen; sechzig oder siebzig wurden gefangengenommen, der Rest war getötet. Unter ihnen der Kommandeur, Oberstlieutenant von Maltzahn. Er fiel an der Tête des Regiments. Dies war ein sehr tapferer Mann, der in großer Achtung bei den Schweden stand. Er starb ja auch gut.«
Ich breche hier die Mitteilungen aus »von Buchs Tagebuch« ab, da mir nur daran lag, aus jenen Mitteilungen das herauszugreifen, was in nähere Beziehung zu Derfflinger tritt.
Fehrbellin war geschlagen, aber der Krieg nicht beendet. Zur Strafe für den tückischen Angriff sollten die Schweden jetzt in ihren eigenen pommerschen Besitzungen angegriffen werden. Und in der Tat, am 9. November selbigen Jahres ward ihnen Wolgast entrissen, damals der »Schlüssel zu Stettin«. Der schwedische Feldmarschall Mardefeld versuchte zwar eine Wiedereroberung und drang auch, da der Frost alle Gräben mit Eis bedeckt hatte, mit stürmender Hand bis an die Festungswälle vor, als er jedoch zur Wiederholung des Sturmes schritt, erschien Derfflinger und entsetzte die Stadt.
So blieb Wolgast unser.
Freilich, Anklam, Demmin und Stettin, dazu Rügen, Stralsund und Greifswald waren nach wie vor in Händen des Feindes, und es bedurfte
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