Wanderungen II. Das Oderland.
Schlachten Brand
Hat er das Feld mit seinem Blut betaut.
Als letzter Kranz ward ruhmvoll ihm beschert
Zu sterben, vorbewußt , im Sturm auf Kaiserswerth.
Dieses »vorbewußt« bezieht sich auf folgenden Vorfall, der als Tradition in der Familie fortlebt. Am Tage vor dem Sturm auf Kaiserswerth will Pfuel in sein Zelt treten. Die vor dem Zelt stehende Schildwacht salutiert nicht, erblaßt aber und zeigt nur auf das Innere des Zelts. Pfuel tritt jetzt ein und sieht sich selber, schreibend, am Tische sitzen. Er tritt hinter die Gestalt, blickt dem ruhig Weiterschreibenden über die Schulter und liest sein Testament. Dann verschwindet die Gestalt. Pfuel wußte jetzt, daß er andern Tages sterben werde. Er setzte sich auf den Feldstuhl, auf dem eben sein Doppelgänger gesessen, schrieb an seine Frau und nahm Abschied von ihr. Andren Tages fiel er an der Spitze seiner Sturmkolonne.
Es ist sehr wahrscheinlich, daß diese Geschichte zu Chamissos schönem Gedichte »Die Erscheinung« Veranlassung gegeben hat. Wenigstens ist die Situation dieselbe. Chamisso war mit Fouqué befreundet, und Fouqué seinerseits kannte die Familientradition des ihm verwandten Pfuelschen Hauses.
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Gegenüber dem Wandpfeiler, der diese Trophäe trägt, befindet sich, in gleicher Höhe mit den Emporen der Kirche, der ehemalig Pfuelsche Chor- oder Kirchenstuhl, groß und geräumig, nach Art eines Zimmers. An seiner Vorderwandung bemerken wir drei oder vier ineinander verschlungene Goldbuchstaben, die aller Entzifferung spotten, höchstwahrscheinlich aber einen Pfuelschen Namenszug darstellen. Der Kirchenstuhl selber hat etwas unheimlich Geheimnisvolles. Die Fenster sind ausgenommen, und wenn man auf die Brüstung einer der Nebenemporen steigt, um von der Seite her hineinzulugen, so gewahrt man nichts als einen rostigen Kamin, Spinnweb und verstaubte Gewölbekappen, die unter den aufgerissenen Dielen sichtbar werden. Der Aufgang zu diesem Chorstuhl ist vermauert (man erkennt noch die Stelle, wo die Treppe mündete), und wie die Jahre wachsen, so wächst auch der Reiz der Frage: Wer hat diese Dielen aufgerissen? Wer bangte vor diesem Platz? Wer hat ihn vermauert? ._.
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Der alte Derfflinger
Die Stettiner hatten sich unterfangen,
Eine Schere ausgehangen
Dem Feldmarschall nur zum Hohn.
»Wart', ich will euch auf der Stelle
Nehmen Maß mit meiner Elle,
Kreuzmillionenschockschwernot.«
Lied vom Derfflinger
Georg Freiherr von Derfflinger wurde den 10. März 1606 zu Neuhofen in Oberösterreich geboren. Die Bedrückungen, denen sich die der neuen Lehre zugetanen Eltern um ihres Glaubens willen ausgesetzt sahen, führten zu einer Übersiedelung nach Böhmen, dem damaligen »Protestantenlande«.
Wie hier die Jugend des jungen Derfflinger verlief, ist nur zu mutmaßen. »Er wuchs auf in Gottesfurcht und Redlichkeit, und sein Vater, um niemanden zu beschweren, ließ ihn Schneider werden.« So berichtet Pauli in seinem »Leben großer Helden«, und aller entrüsteten Gelehrsamkeit zum Trotz ist es im Herzen des Volkes dabei geblieben. Und warum uns auch gewaltsam um jeden hübschen poetischen Zug in unseren Überlieferungen bringen!
Indessen, Schneider oder nicht, keinenfalls war er es lange. Der Held steckte drin und wollte heraus. Dazu waren denn die damaligen Tage die besten Tage. Alles stand in Krieg, und Böhmen war sein eigentlichster Schauplatz. Wenigstens zu Beginn der Verwickelungen. Derfflinger trat als Gemeiner unter die Freischaren des Matthias von Thurn, machte alle Streifzüge mit und war mutmaßlich unter denen, die sich, nach Zersprengung des Corps, mit dem Führer desselben nach Ostpreußen wandten, um daselbst unter schwedischer Fahne weiterzukämpfen. Einzelheiten über diesen Abschnitt seines Lebens fehlen, ebenso über seine Teilnahme an den großen Kämpfen, die, nach der Landung Gustav Adolfs, in Sachsen und Mitteldeutschland folgten. Nichts verlautet über Lützen, Nördlingen, Wittstock, doch muß seine Stellung bereits um 1637 eine derartig befestigte gewesen sein, daß ein arger Échec, den er um ebendiese Zeit erfuhr, sein Ansehn im schwedischen Heere nicht mehr erschüttern konnte. Im genannten Jahre nämlich befand er sich mit einer Armeeabteilung in Thüringen, und Banér ließ ihn auf seinem Weiterzuge zurück, um die Brandschatzungsgelder daselbst einzutreiben. Er lag in Hettstedt, eine Meile von Mansfeld, und hier war es, wo er von einem kaiserlichen Obersten namens Druckmüller mit 1000 Kroaten und
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