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Wanderungen II. Das Oderland.

Wanderungen II. Das Oderland.

Titel: Wanderungen II. Das Oderland. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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berühmt gewordenen Konrad von Burgsdorf zum Marschall bei ihm bestellt, und es verlautet nicht, daß unser Kurt Bertram bei dieser Gelegenheit weitere Verhandlungen mit Wallenstein gehabt habe. Er war indessen einige Wochen vorher in Cottbus gewesen, um, gemeinschaftlich mit einem von Rochow, die Empfangsvorbereitungen zu regeln. Kurt Bertram sah den Friedländer erst später wieder und, wie es scheint, unter ziemlich mißlichen Umständen. In Prag, als er dem Gefürchteten eine Vorstellung zu überreichen hatte, fuhr ihn dieser an: »Ich werde schiefericht (etwa das, was wir heute »nervös« nennen würden), wenn ich solche Schriften sehe«, und im Juni 1628 berichtete Pfuel von Frankfurt a. O. nach Berlin: »er habe den General nicht sprechen können, denn dieser habe just seinen Schiefer gehabt und nicht nur kurz vorher den Secretair, den Kammerdiener und Edelknaben abprügeln lassen, sondern auch das Glockenläuten verboten und zugleich befohlen, alle Hunde von der Gasse zu schaffen«. Diese Missionen, wie wir hieraus genugsam ersehen können, waren verantwortungsvoller Natur und forderten ihren Mann.
    Kurt Bertram, dessen Bruder (Adam) und Neffe (Georg Adam) direkt in schwedischen Diensten standen, gehörte selbstverständlich der Anti-Schwarzenbergschen Partei zu. Schwarzenbergs Einfluß setzte es schließlich durch, daß Kurt Bertram seiner Ämter enthoben und seine Güter eingezogen wurden. Nach dem Tode Kurfürst George Wilhelms aber wendete sich das Blatt; er erhielt seine Güter zurück und wurde ausersehn, den Adam Schwarzenberg gefangenzunehmen. Später kaufte er sich in Sachsen an und wurde, durch weitere Verzweigung, der Stammvater der noch blühenden württembergschen Linie. Das Bild Kurt Bertrams befindet sich in Jahnsfelde. Er ist ein schöner Mann, blühend, noch jung, voll klugen und energischen Ausdrucks. Seine Tracht, in Koller und Klapphut, ist im wesentlichen die eines schwedischen Kriegsobersten.
     
    Was der Jahnsfelder Portraitgalerie einen Reiz verleiht und ihr unterscheidendes Merkmal bildet, ist, daß sie das Frostige eines sogenannten »Ahnensaals« vermeidet. Man steigt nicht erst treppauf, man zieht nicht erst die verschossenen Gardinen zurück, man sorgt nicht erst, abstaubend und Fenster öffnend, für Luft und Licht, in Jahnsfelde lebt man mitten unter ihnen . Diese alten Herren in Rüstung oder Perücke, hier sind sie nicht zu steifer Repräsentation da, sind nicht Fremde am eigenen Herde, nein, man hat sich häuslich-familiär mit ihnen eingerichtet, kennt sie und liebt sie. Ein täglicher Verkehr hat Platz gegriffen zwischen denen, die waren , und zwischen denen, die sind ; Ältestes und Neustes reichen sich die Hand, und wie ein ununterbrochener Strom wandert das Leben weiter von Geschlecht zu Geschlecht. Wohl mahnen auch hier die Bilder berühmter Ahnen an das Vergängliche alles Irdischen, aber sie predigen zugleich auch den Sieg des Geistes über den Leib und entfalten still die Fahne, auf der als Zuruf und Richtschnur das Dichterwort geschrieben steht: »Und ein berühmter Name nach dem Tode!«
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    Diesem pommerschen Kriege, der von 1675 bis 1678 gedauert hatte, folgte wenige Monate später der so berühmt gewordene Feldzug in Ostpreußen. General Horn war von Livland aus über den Njemen gegangen und bedrohte Königsberg, und wie der Kurfürst im Mai 1675 in fliegender Eile von Schweinfurt aufgebrochen war, um die Schweden aus der Kurmark zu jagen, so brach er jetzt im Januar 1679 von Berlin her auf, um denselben Feind aus Ostpreußen hinauszuwerfen. »Der Schrecken ging vor ihm her, und der Sieg war sein Begleiter.« Die Schweden retirierten, und Derfflinger, ihnen den Rückzug abzuschneiden, ging in Schlitten über das Kurische Haff. Aber es gelang nur, ihren Nachtrab einzuholen. Daß sie nichtsdestoweniger beinah völlig vernichtet wurden, war den Strapazen und der Kälte zuzuschreiben. Ausführlicher über diesen Feldzug hab ich weiterhin in dem Kapitel » Tamsel « berichtet.
    Endlich war wieder Frieden, und eine Reihe stiller Jahre begann, bis abermalige Zerwürfnisse mit Frankreich auch abermals an den Rhein und im Laufe des Feldzuges zur Belagerung von Bonn führten. Das war 1689. »Dieser Tage«, so heißt es in dem Belagerungsjournal, »ist der alte Feldmarschall Derfflinger angekommen«, und andern Aufzeichnungen entnehmen wir, »daß nach Ankunft des Feldmarschalls dann und wann eine Kriegskonferenz gehalten wurde«. Bald darauf ergab sich die

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