Wanderungen II. Das Oderland.
Eine kaum minder empfindliche Strafe folgte: Görtzke behielt das Bild und verweigerte die Zahlung.
Das lebhafte Interesse, das wir zeigen, führt zu der Mitteilung, daß noch ein zweites Bild des alten Paladin, ein Grabsteinbild, vorhanden sei, und diesem zweiten Bildnisse durch die Kiesgänge des Parkes hin nachgehend, blicken wir alsbald in eine Dorfkirche hinein, die sehr wahrscheinlich in märkischen Landen nicht ihresgleichen hat. Ein Zusammenwirken von Umständen war nötig, um eine Ausschmückung wie diese zu schaffen: lang andauernder Besitz und ein Herz für Kunst und Kirche . Saubere Pfeiler von braunem Eichenholz tragen die weit vorspringenden Emporen, und allerhand Bilder und Inschriften umziehen die Brüstung derselben. Überall treten aus dem alten Mauerwerke Grabmonumente hervor, und Portraits, Sarkophage, Büsten und symbolische Figuren leihen diesem Kircheninneren etwas von dem Schönheitlichen und beinah heiter Anregenden eines Museums. Was den Eindruck dieser künstlerischen Heiterkeit noch steigert, ist das Vorherrschen der Farbe oder doch ihr glückliches Sichvermählen mit dem Weiß des Marmors. Steinerne Grabmonumente wecken oft mehr Schauer als Erhebung, hier aber werden die weißen Marmorgruppen zu bloßen Umrahmungen für die Bilder, die nun den Sieg über den kalten Marmor und die noch kältere Symbolik davontragen. Der Saturn wird zum gemütlichen Alten, wenn er ein Medaillonbild in Händen hält, das in allen Farben des Lebens lacht.
Unter solchen Betrachtungen sind wir das Mittelschiff hinaufgeschritten und werden nunmehr, unmittelbar zur Linken des Altars, jenes Görtzkeschen Steinbildes gewahr, das zunächst Veranlassung zu unserem Kirchenbesuche gab. Neben ihm, in gleicher Höh und Größe, ist das Reliefbild seiner Gemahlin, einer geborenen von Schlieben, in den Wandpfeiler eingelassen. Beide Grabsteine lagen früher an anderer Stelle, unmittelbar über der Gruft, und erst bei Renovierung der Kirche hat man sie aufgerichtet und ihnen den Ehrenplatz neben dem Altar gegeben. Vergleicht man dieses Steinbild des alten Görtzke mit seinem Ölportrait in der Halle, so bemerkt man allerdings Verschiedenheiten. Der Klumpfuß und die Krücke zeigen sich auch hier; ebenso tritt einem etwas typisch Märkisches im Ausdruck des Kopfes entgegen. Aber hiermit sind auch die Ähnlichkeiten erschöpft, und Wohlwollen, Heiterkeit und Bonhommie präsentieren sich anstelle des Herb-Martialischen, das unverkennbar aus dem Ölbilde spricht.
Ein kurzer Lebensabriß des »Paladin« möge zunächst hier seine Stelle finden.
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Wie diese Familie zu den ältesten der Mark gehört, so ist es ihr auch vorbehalten gewesen, durch drei Generationen hin, ihren Namen mit unserer Landesgeschichte zu verweben und zum Ruhme derselben beizusteuern. In 150 Jahren gingen mehrere hundert Offiziere aus ihr hervor, darunter acht Generale. Nur wenigen Familien (fünf) war es vergönnt, die Marwitze nach dieser Seite hin zu überflügeln; die Kleist weisen vierzehn auf, die Schwerin elf, die von der Goltz zehn, die Bork und die Bredow neun. ._.
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Joachim Ernst von Görtzke,
ein Sohn Joachims von Görtzke und der Elisabeth von Wichmannsdorf, wurde den 11. April 1611 zu Bollersdorf in der Mittelmark geboren. Er war Page bei der Prinzessin Marie Eleonore, Schwester des Kurfürsten Georg Wilhelm, und folgte dieser, bei Gelegenheit ihrer Vermählung mit Gustav Adolf, in gleicher Eigenschaft nach Schweden hinüber. Das war 1620. Drei Jahre später ward er Page beim König selbst und machte von 1626 bis 1628 den Feldzug in Preußen mit, zu welchem Behuf er als Soldat in die königliche Leibwache trat. In dieser stand er noch, als Gustav Adolf im Sommer 1630 an der pommerschen Küste landete. Bald nach der Leipziger Schlacht (1631) avancierte Görtzke zum Offizier, focht im folgenden Jahre mit bei Lützen und empfing jene schwere Verwundung, deren ich, bei Besprechung seines Portraits über dem Kamin der Friedersdorfer Halle, bereits erwähnt habe. Kaum wiederhergestellt, ward ihm, in dem Reiterregimente des schwedischen Generalmajors Adam von Pfuel, eine Rittmeisterstellung angeboten. Görtzke nahm an, machte den »Pfuelschen Zug« mit und stieg bald danach zum Oberstwachtmeister, zum Oberstlieutenant auf, nachdem er sich 1636 bei Wittstock gegen General Hatzfeld und 1642 in der zweiten Schlacht bei Leipzig gegen Piccolomini ausgezeichnet hatte.
Bis hierher fehlt es an Einzelheiten. Aber von 1644 an wird seiner im
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