Wanderungen II. Das Oderland.
besonderen und gelegentlich mit einer gewissen Ausführlichkeit erwähnt. Torstenson, als er nach Jütland aufbrach, hatte den erst Dreiunddreißigjährigen zur Verteidigung Schlesiens und Mährens zurückgelassen und ihn mit dem Oberbefehl über elf feste Plätze betraut. In dieser Stellung bewies er sich als einen würdigen Schüler Gustav Adolfs und zeigte neben dem Mute des Soldaten zugleich auch die Klugheit und Gesinnung eines protestantischen Feldherrn. Er rief die von ihren Kanzeln vertriebenen Geistlichen wieder zurück, besetzte die vakant gewordenen Stellen und stellte, soweit seine Macht reichte, den lutherischen Gottesdienst wieder her. In allem fand er so sehr die Zustimmung des Stockholmer Hofes, daß ihm – auch wohl, um sich seiner ferneren Dienste zu versichern – der Befehl über eins der schwedischen Reiterregimenter übertragen wurde. Diesem Regimente stand er während der letzten Kriegsjahre vor. Aber unmittelbar nach der Friedensunterzeichnung nahm er den Abschied und zog sich auf seine märkischen Güter zurück. Erst 1656, zwei Jahre nach seiner Vermählung mit Lucia von Schlieben, trat er wieder in Dienst, diesmal in kurbrandenburgischen , und beteiligte sich im selbigen Jahre noch an dem Kriege gegen Polen (dreitägige Schlacht bei Warschau), dann aber, in hervorragender Weise, an den durch fast drei Jahrzehnte sich hinziehenden Kämpfen mit Schweden und Frankreich.
1672, mittlerweile zum General aufgerückt, stand er als Chef und Inhaber an der Spitze dreier Regimenter des brandenburgischen Heeres. Dieses selbst aber hatte zu genannter Zeit, nach Paulis Angaben, folgende Zusammensetzung:
Fußvolk
Feldzeugmeister von der Goltz 1600 Mann
Generallieutenant der Infanterie Graf Dohna 1400 "
Generallieutenant der Kavallerie von Kannenberg 800 "
Generallieutenant der Infanterie Prinz von Holstein 1500 "
Generallieutenant der Infanterie von Götz 1000 "
Generalmajor der Leibgarde von Pöllnitz 3000 "
Generalmajor von Görtzke 500 "
Generalmajor von Spaan 1000 "
Generalmajor von Eller 300 "
Generalmajor von Pfuel 500 "
Generalmajor von Schwerin 1000 "
Generalmajor La Sare 1000 "
Oberst von Schöning 1400 "
Oberst Förgel 1400 "
Oberst von Pöllnitz 500 "
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16900 Mann
Reiterei
Feldmarschall Fürst von Anhalt 600 Mann
Feldmarschall von Derfflinger 600 "
General der Reiterei Prinz von Homburg 600 "
General der Kavallerie von Kannenberg 600 "
Generalmajor von Görtzke 600 "
Generalmajor von Spaan 600 "
Generalmajor von Eller 600 "
Generalmajor von Pfuel 600 "
Generalmajor d'Espence 800 "
Oberst von Mörner 600 "
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6200 Mann
Dragoner
Feldmarschall von Derfflinger 400 Mann
Generalmajor von Görtzke 200 "
Oberst von Kanitz 500 "
Oberst von Schlieben 500 "
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1600 Mann
Total: über 24000 Mann.
1674 war Görtzke mit am Oberrhein, ward am folgenden Neujahrstage zum Generallieutenant erhoben und focht in allen Bataillen der nun folgenden Jahre. Nirgends glänzender als in Ostpreußen während des Winterfeldzuges von 1679. Er war, während der Kurfürst seine Streitkräfte sammelte, mit 3000 Mann vorausgeschickt worden, um das durch 16 000 Schweden unter General Horn bedrohte Königsberg zu decken. Dieser schwierigen Aufgabe scheint er sich mit besonderem Geschick unterzogen zu haben. Als er in Königsberg eintraf, waren die Schweden schon diesseits des Njemen. Ihnen eine Schlacht zu bieten, dazu war er numerisch zu schwach. Er vereinigte sich deshalb mit der etwa 4000 Mann starken ostpreußischen Landmiliz und nahm eine gute Stellung bei Wehlau, von der aus er durch einen unausgesetzten Scharmützelkrieg den Feind zu beschäftigen und an einem ernsten Vorgehn zu hindern trachtete. Er erreichte jedoch seinen Zweck nur halb. Die Wehlauer Stellung, weil alle Wässer mit Eis bedeckt waren, war auf die Dauer nicht zu halten, und Görtzke mußte sich auf Königsberg zurückziehen, zu dessen Entsatz der Kurfürst jeden Tag erscheinen konnte. Als dies geschah, ergriff Görtzke ungesäumt die Offensive wieder und leitete durch den Übergang über das zugefrorene Frische Haff jene berühmt gewordene Verfolgung ein, die mit der Vernichtung des schwedischen Heeres endigte. Über diese Verfolgung selbst hab ich in dem Kapitel » Tamsel « ausführlicher berichtet.
Der Friede von St-Germain machte diesen Kriegswirren ein Ende, und Görtzke zog sich nunmehr ruhebedürftig in seine Statthalterschaft Küstrin zurück. In nächster Nähe lagen seine Güter und
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