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Wanderungen II. Das Oderland.

Wanderungen II. Das Oderland.

Titel: Wanderungen II. Das Oderland. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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ihrer in Tamsel harren. Wie immer dem sein möge, ich freue mich, daß Apollo sich aufgerafft hat, um seinen Musenberg von der Spreu der nüchternen Poeten zu säubern. Sein Staubbesen hat gründlich aufgeräumt. Ich selbst freilich bin unter den zumeist Getroffenen; aber ich verzeihe alles, verzeihe es um so lieber, als ich sehr wohl weiß, daß überall da, wo dem Bösen seine Strafe wird, auch das Gute seinen Lohn erhält. Sie, Madame, werden diesen Lohn empfangen, und ich bitte Sie dann um Ihr allergnädigstes Fürwort. Sagen Sie dem Apoll, daß er als Directeur der Künste und Wissenschaften eigentlich doch zu grob operiert und mich kaum noch als einen Mann von Ehre behandelt habe. Bitte, sagen Sie ihm ferner, daß es eigentlich nur ein Mittel gäbe, solche Züchtigungen und Backenstreiche erträglich zu machen, nämlich die Stiftung eines Ordens vom schlechten Reim . Willigt er darin, so kann er uns von da ab treffen, wie er will, wir werden es ruhig und dankbar hinnehmen – Ritter , die wir dann sind.«
    So der Brief. Der Kronprinz hat in den ersten Zeilen desselben ein ganzes Heer von Versen angekündigt, »Sechsfüßler mit scharfen Zähnen und langgestrecktem Körper«, und diese Verse, die dem Briefe beiliegen, so wie andere, die später folgten, beschäftigen uns jetzt. Alle teilen sie sich in zwei Gruppen: in solche, die in direkter Huldigung gegen die schöne Frau geschrieben sind, und in solche, die ihr bloß zur Kritik vorgelegt werden.
    Eine Ode , an Frau von Wreech gerichtet, eröffnet den Reigen. Man muß es damals mit den Gattungseinteilungen nicht allzu genau genommen haben, denn die Zeilen verhalten sich zu dem Schwung einer wirklichen Ode, wie sich Kotzebues »Armer Poet« zum Goethischen »Tasso« verhält. Der Prinz erklärt, daß er Frau von Wreech liebe; daß es freilich Menschen gäbe, die da meinten, Liebe sei Schwäche, daß er für sein Teil aber die schwachen Herzen angenehmer fände als die Herzen von Stein. In den mittleren Strophen heißt es dann in leidlich wohlgesetzten Alexandrinern:
    Hab ich zuviel gesagt und ging mein Lied zu weit,
So wiss', in Bangen nur übt ich Verwegenheit,
So denke, daß ich schwieg, als ich zuletzt dich sah,
Ich schwieg, denn göttingleich, wortraubend standst du da. Gebietrin, die du bist, gestatte mir noch oft
Geständnis all des Glücks, drauf meine Seele hofft
Geständnis dessen all, was ich bisher bezwungen,
Darbringungen im Lied all meiner Huldigungen.
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    Das Gefecht von Hagelberg war, während des Feldzugs von 1813 und 1814, das einzige, wo es – von einer Reihe glücklich ausgeführter Streifzüge abgesehen – unsrem Marwitz vergönnt war, sich persönlich und in mehr oder minder entscheidender Weise hervorzutun. Die Einschließung Magdeburgs, wozu man ebenfalls seine Brigade verwendete, hielt ihn vom großen Kriegsschauplatz fern. 1815 war er bei der Blücherschen Armee und focht mit Auszeichnung bei Ligny und Wavre. Bei Wavre, wo so viel auf dem Spiele stand, hielt er mit dem 8. Ulanenregiment während des ganzen 19. Juni den exponiertesten Posten. Er hatte das Seine getan. An mäßige oder zögernde Anerkennung war er gewöhnt.
    Der Friede kam, und in Marwitz, der inzwischen zum Obersten (1817 zum General) aufgestiegen war, entstand die Frage: bleiben oder gehen . Die Neigung seines Herzens zog ihn zurück in die ländliche Stille, aber andere Erwägungen – »das schlechteste aller Motive, das Geld«, wie er sich selber ausdrückt – hinderten ihn, seiner Neigung zu folgen. Während der Kriegsjahre war daheim alles rückwärtsgegangen, der Wohlstand zerstört, die Erträge des Guts auf ein Minimum reduziert, und so blieb er denn im Dienst weil er sich gegen Frau und Kinder verpflichtet hielt, seinen Generalsgehalt nicht ohne Nötigung aufzugeben. Möglich, daß er trotzdem zurückgetreten wäre, wenn nicht die zu seiner Brigade gehörigen Regimenter ihre Garnisonen in den Nachbarstädten des lebusischen Kreises gehabt hätten, so daß es ihm möglich wurde, von Friedersdorf aus die dienstlichen Geschäfte zu leiten. Zu gleicher Zeit blieb er ein scharfer Beobachter der politischen Vorgänge, immer bereit, mit Wort und Schrift einzugreifen, wo es nötig war, im Dienste der Sache (zumal gegen Hardenberg) ein Zeugnis abzulegen.
    Zehn Jahre lang führte er die Brigade. 1827, als ihn der Zusammentritt des Brandenburgischen Landtages nach Berlin führte, dem er als Vertreter des erkrankten Landtagmarschalls zu präsidieren

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