Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
Vom Netzwerk:
Funkgerät?«
    »Warum sollte ich mich damit abmühen? Das hier liegt hinter uns.«
    »Jane ist noch einmal zur Insel zurück. Sie ist Punch suchen gegangen.«
     
    Ghost kämpfte mit dem Reißverschluss seines Parkas, während die beiden den Flur entlangliefen. »Wieso zum Teufel hast du mich nicht geholt?«
    »Wir konnten dich nicht finden. Und zum Warten war keine Zeit.«
    »Wie lang ist sie jetzt schon weg?«
    »Zehn Minuten ungefähr. Sie ist bereits drüben auf der Insel. Als sie die Küste erreichte, hab ich sie aus dem Blick verloren.«
    »Ich gehe ihr nach.«
    »Das möchte sie auf keinen Fall. Sie sagte, dass du es
versuchen würdest, war aber dagegen, vermutlich, weil sie glaubt, allein wäre es für sie einfacher.«
    »Scheiß drauf. Ich werde trotzdem gehen.«
    Sie liefen über das Deck. Während Ghost sich Handschuhe überstreifte, reichte ihm Sian eine Axt.
    »Ich bleibe auf keinen Fall alleine hier.«
    »Es muss aber jemand zurückbleiben, der den Kran für uns bedient. Wenn du uns helfen willst, wenn du eine wirklich wichtige Aufgabe übernehmen willst, dann setz dich in das Führerhaus, halt nach unserem Leuchtgeschoss Ausschau und mach dich bereit, uns vom Eis aufzusammeln.«
    Sian schwenkte den Ausleger des Krans zu einem Gerüst hinüber, auf dessen Laufgang Ghost stand. Als der schwere Haken in seine Richtung schwang, packte Ghost ihn und schlang seinen Arm um die Kette. Sian schwenkte ihn über die Reling, er sah nach unten: zweihundert Meter freier Fall bis hinunter auf das Eis. Krampfhaft klammerte er sich an die Kette.
    Sian ließ den Haken herunter.
    Die Rampart brach eine einen halben Kilometer breite Furche in die polare Eiskappe, schon jetzt war das ehedem jungfräuliche Schneefeld von einer langen Heckwelle aus schäumendem Meerwasser und tanzenden Eisschollen durchzogen. Die vorderen Schwimmauflager der Bohrinsel schoben eine permanente Lawine aus Eistrümmern vor sich her, was bedeutete, dass Ghost unmittelbar zu einer Walze aus Schnee und Eisbrocken heruntergelassen würde, die auf ihn zurollte. Nach seiner Einschätzung blieben ihm weniger als zehn Sekunden, ihr auszuweichen, oder er würde zermalmt und unter Wasser gerissen werden.
    Kaum hatte der Haken auf der Eisfläche aufgesetzt, trat
Ghost zur Seite und rannte los – um augenblicklich zu stürzen; er hatte vergessen, Steigeisen unter seine Stiefel zu schnallen. Schlitternd versuchte er, der näher rückenden Bohrinsel zu entkommen, es war ein Albtraum im Wachzustand. Immer wieder glitt er auf dem glasglatten Untergrund weg, während der Schatten der Bohrinsel über ihn fiel. Das Tosen des aufbrechenden Eises war ohrenbetäubend. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf: Du hast einen dummen, blöden Fehler gemacht, und der wird dich jetzt das Leben kosten.
    Der Augenblick der Entscheidung: Sollte er umkehren und versuchen, den Haken zu packen? Oder weiterlaufen und versuchen, bis zu Jane zu gelangen?
    Er lief weiter Richtung Insel.
    Das Eis unter seinen Füßen begann, rissig zu werden und sich aufzuwerfen. Immer weiter kämpfte er sich von einer kippenden, auf und ab tanzenden Eisscholle zur nächsten, bis er sich mit einem beherzten Sprung vor der Lawine in Sicherheit brachte. Er rollte ab und sah die gigantischen Gerüste und Tragbalken der Bohrinsel hoch über ihm vorüberziehen; eine schwimmende Himmelsstadt.
    Er erhob sich und wandte sich zur Insel um, nahm seine Axt auf und machte zwei Schritte, als das Eis unter seinen Füßen aufriss und brach. Er versank bis zur Hüfte im arktischen Eiswasser – angesichts der unvermittelten Eiseskälte blieb ihm fast das Herz stehen. Verzweifelt versuchte er, irgendeinen Halt zu finden.
    Sein Instinkt rettete ihn: Er rammte die Axt ins Eis und zog sich aus dem Meer, blieb dann zitternd liegen.
    Schließlich rappelte er sich mühsam hoch. Er stand immer noch vor der Entscheidung. Er konnte zur Insel hinüberlaufen und versuchen, Jane zu helfen, und darauf
hoffen, dass die kräftigen Bewegungen ihn aufwärmten. Oder er konnte Sian über Funk bitten, ihn wieder in die Wärme und Geborgenheit der Rampart hochzuziehen.
    »Bring den Job zu Ende«, murmelte er bei sich und beschloss, Richtung Insel weiterzulaufen. Er bekam die Axt nicht aus dem Eis gezogen, also ließ er sie zurück.
     
    Trotz seiner misslichen Lage, trotz seiner engen Fesseln dämmerte Punch ein. Eben noch lehnte er mit dem Rücken an seiner Zellenwand, bemüht, wach und aufmerksam zu bleiben, und schon im nächsten

Weitere Kostenlose Bücher