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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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verrostet und standen still. Und doch, als sie einen Handschuh auszog und ihre Hand vor einen Belüftungsschlitz hielt, war da ein leiser Luftzug zu verspüren.
    Sie fand die Kantine, Metalltische und ebensolche Stühle, ein kommunistisches Wandbild mit Helden der landwirtschaftlichen Produktion, in den Händen Sicheln und Sensen, den Blick der güldenen Morgendämmerung entgegengerichtet.

    Sie war es leid, herumzusuchen. »Punch, wo steckst du, Mann?«
    Jane trat hinaus auf den Flur und sah sich einem Dutzend Passagiere der Hyperion gegenüber. Beleuchtet vom Licht der Neonröhren, standen sie im Flur aufgereiht.
    Der Gestank nach Pisse und verfaulendem Fleisch ließ Jane zurückweichen: ein Dutzend übelst zugerichteter Gesichter, ein Dutzend pechschwarzer Augen. Sie erwartete einen Angriff der garstigen Kreaturen, doch stattdessen standen sie vollkommen still, als warteten sie auf einen Befehl.
    Schließlich zogen sie sich wieder in die dunklen Türöffnungen zurück, eine unmissverständliche Aufforderung an Jane weiterzugehen.
     
    Nikki trat vor die Lagetafel, eine von hinten beleuchtete Karte der westlichen Hemisphäre. Mittels Metallfäden war eine Gestalt mit dem Glas verschmolzen.
    »Sie ist hier«, raunte Rye und hob schwerfällig den Kopf. Metallranken wuchsen aus ihren Augen, sie war mit den Wänden verstöpselt, mit dem kollektiven Bewusstsein, das die Bunkerbewohner anhand fremdartiger, neuer Sinne kontrollierte. »Sie steht draußen vor der Tür.«
    Nikki wandte sich zur Eingangstür um.
     
    Jane sah sich im Einsatzzentrum um: Ghost, Punch und Nail an Stühle gefesselt, Körper, die mit den Wänden und der Decke verschmolzen waren. Jane blickte nach oben. Direkt über ihrem Kopf klebte eine alte Frau mit ausgestreckten Armen und Beinen unter der Decke. Sie wand sich mit langsamen Bewegungen, als versuchte sie zu ergründen, wie es kam, dass sie unter der Decke festsaß.

    Und im Zentrum von all dem: Nikki, die Hände in den Taschen, auf den Lippen ein einladendes Lächeln.
    Jane warf einen Blick zu Ghost und Punch hinüber, ob sie möglicherweise verletzt waren oder Zeichen der Ansteckung aufwiesen.
    »Schön, dich zu sehen, Jane«, sagte Ghost.
    »Alles okay mit euch Jungs?«
    »Punch geht es einigermaßen. Mir geht es gut. Nail wird es vermutlich nicht wieder bis nach Hause schaffen.«
    Nail schluchzte, der große Kerl heulte Rotz und Wasser.
    »Ich bin so froh, dass du gekommen bist«, sagte Nikki.
    »Wirklich allerliebst.«
    Vorsichtig schob sich Jane durch den Raum, die Leuchtfackel wie als Abwehr gegen einen Vampir vor dem Körper. Die violette Flamme fauchte und zischte, Wachs tropfte auf ihre behandschuhte Hand.
    Sie schob ihre Linke in die Tasche und holte ihr Feststellmesser heraus, ließ die Klinge mit dem Daumen aufschnappen und reichte es Ghost. Der schnitt erst seine Handgelenke los, befreite dann seine Knöchel, schüttelte sich kurz und streckte sich, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu setzen.
    »Ich will mit dir sprechen«, sagte Nikki. »Nur sprechen.«
    »Klar«, sagte Jane in dem absolut ruhigen Ton, mit dem man Wahnsinnige beschwichtigt. »Nur raus damit.«
    »Ich möchte, dass du hierbleibst, bei uns. Europa ist ein nuklearer Aschehaufen, zu Hause erwartet dich nichts als Tod und Trümmer. Aber hier gibt es einen Platz für dich, einen Ort, wo du hingehörst. Ruf Sian an, sie kann ebenfalls bleiben.«

    »Ich bin sicher, sie wird die Geste zu würdigen wissen.«
    Unterdessen hatte Ghost Punch losgeschnitten und ihm aufgeholfen. Er ließ das Messer in Nails Schoß fallen. »He, Nail. Tu dir selbst einen Gefallen und schneid dir die Kehle durch, solange du noch Gelegenheit dazu hast.«
    »Sieh dich um, Nikki«, sagte Jane. »Nimm dir einen Augenblick Zeit und sieh dich um. Warum sollte jemand auch nur eine einzige Sekunde in diesem gottverdammten Schlachthaus zubringen wollen? Im Technikraum stehen einige Fässer mit Dieseltreibstoff. Ganz im Ernst, fackel diesen Bunker ab.«
    Nail befreite sich und ging auf Nikki los, das Feststellmesser in der Faust, als wollte er es ihr jeden Moment in den Leib rammen. Sie wich zurück. Als gleichzeitig zwei verfaulende Offiziere von der Hyperion vorschlurften, um sich ihm in den Weg zu stellen, verließ Nail fluchtartig den Raum.
    Jane, Ghost und Punch schlichen Richtung Tür.
    »Warum so ängstlich?«, fragte Nikki. »Was habt ihr denn zu verlieren? Gut, euer Körper wird sich verändern, na und? Schließlich hat keiner von uns jemals

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