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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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im königlichen Ballett getanzt. Du warst dein Leben lang fett, jetzt bist du dünn, aber die Spuren deiner Fettleibigkeit sind noch immer unverkennbar, schwere Knochen, Spreizfüße. Was ist so toll daran, du selbst zu sein? Wozu hältst du durch? Ich versuche doch nur, dir zu helfen, versuche, dir den größten Gefallen deines Lebens zu tun.«
    Die Arme in einer flehentlichen Geste ausgestreckt, machte Nikki einen Schritt vorwärts. »Schließ dich uns an, Jane.«
    Jane schleuderte den Hammer. Der Tischlerhammer
wirbelte durch die Luft und prallte gegen Nikkis Stirn. Es riss sie augenblicklich von den Füßen.
    Die Phalanx aus Besatzungsmitgliedern der Hyperion setzte sich in Bewegung, Antikörper in Vorbereitung auf die Abstoßung eines Eindringlings.
    Jane zog das kerosingefüllte Glas aus ihrer Tasche und zerschmetterte es auf dem Fußboden, warf die Leuchtfackel darauf und hielt sich die Hand vors Gesicht, um sich gegen die emporschießenden Flammen zu schützen. Sie warf Ghost ihr Funkgerät zu. »Lauf los«, rief sie. »Ich komme sofort nach.«
    Ghost riss einen Feuerlöscher von der Wand, so als hätte er die Absicht, sich kämpfend zu behaupten.
    »Sei kein gottverdammter Idiot. Schnapp dir Punch und sieh zu, dass du einen Vorsprung rausholst. Mach schon, lauf.«
    Sie griff sich einen Bürostuhl und hielt ihn fest, bereit, jede Attacke zurückzuschlagen.
    Die Hand auf ihre blutige Stirn gepresst, rappelte sich Nikki wieder hoch, zwischen den Augen einen Hammerabdruck. Sie betrachtete das Blut in ihrer Handfläche und lächelte benommen. Dann blickte sie durch die Flammenwand auf Jane und beobachtete, wie diese sich rückwärts Richtung Tür zurückzog.
    »Ich kenne dich besser als du dich selbst, Jane. Ich durchschaue dich wie ein gottverdammter Röntgenstrahl. Dir ist jede Faser deines Körpers verhasst. Das Gefühl kenne ich. Du warst dein Leben lang einsam, hast dich jeden wachen Moment nach einer Berührung gesehnt, nach ein bisschen Wärme. Aber du bist gar nicht allein in dieser seelischen Ödnis. Ich bin bei dir, ich bin deine Seelenverwandte, Jane. Yin und Yang, du und ich. Nicht diese Typen hier.«

    »Wir sehen uns im nächsten Leben, Nikki.«
    »Warte. Hör zu. Es ist keine Schande, wenn man den Wunsch verspürt dazuzugehören. Du und der Rest der Menschheit, sie alle versuchen, der Enge ihres Schädels zu entfliehen, sie drängen sich in Kinos und Fußballstadien, auf Kirchenbänken, immer auf der Suche nach einer Kollektiverfahrung. Das ist eine lebenslängliche Strafe, Jane, ein Leben in Einsamkeit. Aber jetzt brauchen wir nicht mehr hinaus in diese Kälte, dies ist unsere große Chance. Der Moment der Heimkehr. Du denkst, das alles erwartet dich in Europa, die Zufriedenheit. Dabei lebst du doch schon seit vielen Jahren so. Sag es mir, wenn ich mich irre. Das Glück deiner Träume liegt woanders, jenseits des Horizonts. Hier aber bist du zu Hause, Jane. Alles, was du immer wolltest, gibt es hier. Endlich können wir dazugehören.«
    »Weißt du was?«, sagte Jane. »Du irrst dich. Ich bin gern ich selbst.« Sie machte kehrt und rannte los.
    »Du wirst einsam sein«, rief Nikki ihr hinterher. »Dein ganzes gottverdammtes Leben einsam sein.«

40 – Der Wettlauf
    Punch kletterte die Leiter hoch, er war im Begriff, die Helligkeit und Wärme von Ebene 0 zu verlassen und in die Dunkelheit und Eiseskälte der Haupttunnels zurückzukehren. Seine Handgelenke und Knöchel waren blutig, und er hatte Mühe, die Sprossen zu greifen.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, rief Ghost vom oberen Ende des Schachts.
    »Ich grinse von einem Scheißohr bis zum anderen.«
    Ghost hievte ihn aus dem Schacht und half ihm auf die Beine. »Kannst du laufen?«
    »Ja.«
    »Auch rennen?«
    »Werd’s versuchen.«
    Ghost entzündete eine Leuchtfackel. »Wenn wir es nicht bis zur Rampart schaffen, bevor sie das offene Meer erreicht, sind wir erledigt.«
    Punch schlang ihm seinen Arm um die Hüfte, dann hasteten sie den stetig ansteigenden Tunnel entlang.
    Aus den Augenwinkeln erblickten sie einen in einer Wandnische stehenden Passagier der Hyperion , ein kostümierter Kerl im Abendanzug mit Stiermaske. Das ausgemergelte Geschöpf sah sie vorüberlaufen und drehte langsam den Kopf wie eine Überwachungskamera, die ihre Bewegungen aufzeichnete.
    »Folgt er uns?«, fragte Punch.

    Ghost warf einen Blick zurück. »Nein, er steht einfach nur da.«
    »Himmel, ich kann es kaum erwarten, diesen Ort endlich hinter mir zu lassen. Ich

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