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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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zerschneiden, problemlos zu verformen. Und einfach zu schweißen.
    Nail machte sich an die Arbeit. Er rollte eine Brennschneiderflasche durch verlassene Betriebshallen, nahm eine abgedunkelte Schutzmaske und schwere Handschuhe mit. Die gewölbten Räume erstrahlten hell im Licht der knisternden Flamme. Er stapelte silberfarbene Platten auf den Fußboden des Lagerraums, zog sich dann
trotz der Kälte bis zur Hüfte nackt aus und klopfte Gerüststangen zurecht, bis das Skelett eines Schiffsrumpfs Gestalt anzunehmen begann.
    Ab und an schaute ihm Nikki bei der Arbeit zu. Seine Haut dampfte vor Schweiß, was sie abstoßend fand. Sie brauchte Nail, aber es war ein von Berechnung geprägtes Bündnis. Er war ein kräftiger Überlebenstyp ohne jede Moral, aber von seinem Geruch, wenn sie ihre kurzen, brutalen Ficks auf dem Fußboden des Lagerraums über sich ergehen ließ, wurde ihr übel. Es war ein Tauschgeschäft, Sex für eine Fahrkarte nach Hause.
    Nikki studierte die Pläne. »Das Segel, woraus besteht das eigentlich?«
    »Rate mal.«
    »BSx3. Was soll das heißen?«
    »Hat mich mehrere Tage Kopfzerbrechen gekostet.«
    »Und, bist du dahintergekommen?«
    »Ballonseide, dreifach. Polyester. Dünn, leicht, reißfest.«
    »Und wie kriegen wir dieses Ding ins Freie?«
    Nail nahm eine Lampe vom Tisch und hielt sie in die Höhe.
    »Siehst du das? Eine Winsch unter der Decke und eine Öffnung im Boden. Wurde dazu benutzt, um Frachtcontainer an Bord zu hieven. Die Bodenluke lässt sich wie ein Bombenschaft öffnen, hydraulisch, und sie ist groß genug, um unser Boot zu Wasser zu lassen. Die Winsch trägt ungefähr neunzig Tonnen.«
    »Aber wir haben keinen Strom.«
    »Das ist korrekt. Wir müssen die Stromversorgung wieder einschalten, zwei, drei Minuten, mehr ist nicht nötig. Wir öffnen die Luke und sind weg von hier.«

     
    Sie trugen Ghost auf einer Trage.
    »Wir müssen ihn an einen sauberen Ort schaffen«, sagte Rye. »Einen Ort, der nicht viel benutzt worden ist.«
    Sie trugen ihn in die Kapelle.
    »Beschaffen Sie etwas Licht«, ordnete Rye an.
    Jane stellte ein paar Batterielampen auf.
    »Helfen Sie mir, ihm das Hemd auszuziehen.«
    »Er wird frieren.«
    »Prima. Das würde die Blutung eindämmen.«
    »Soll ich den Altar herschaffen? Um ihn draufzulegen?«
    »Nein. Ich brauche ihn aufrecht sitzend, mit dem Rücken zu mir.«
    Sie schleppten Ghost zur Stirnseite der Kapelle und setzten ihn rittlings auf einen Stuhl.
    »Und, was ist nun mit ihm?«
    »Ich vermute, dass sich unter seinen Lungen Flüssigkeit gebildet hat.«
    »Eine Infektion?«
    »Könnte sein. Antibiotika neigen dazu, nicht bis in die Pleurahöhle vorzudringen. Das ist so eine Art blinder Fleck.«
    »Was gedenken Sie zu tun?«
    »Ich werde die Pleurahöhle punktieren und die Flüssigkeit mit einer riesengroßen Spritze absaugen. Der Raum hier ist ungefähr so steril wie eine Klobrille, aber mehr können wir nicht tun.«
    Rye leerte ihre Taschen auf den Altar: Spritzen, OP-Handschuhe, Jod, Verbandszeug. Sie bereitete eine Nadel vor. »Ghost? Können Sie mich hören?«
    Unter Mühen fokussierte Ghost seinen Blick. »Das Kabel«, hauchte er. »Hört zu. Für den Fall, dass ich es nicht schaffe. Ihr braucht eins mit vierzehn Zentimetern
Durchmesser, einadrig. Ist einfach anzuschließen. Steckverbindungen alle dreißig, vierzig Meter. Con-Ex-Steckkontakte über der Isolierung, würde ich sagen. Seht unter den Fluren des Decks C nach. Ein Stück, mehr ist nicht nötig.«
    Rye maß die Rippen mit den Fingern aus. Zweiter Rippenzwischenraum. Sie benetzte die Stelle mit Jod.
    »Halten Sie seine Schultern fest.«
    Halb bei Bewusstsein wankte Ghost hin und her, bis die Spitze der großkalibrigen Nadel ihn in die Seite pikste und seine Haut durchstach. Dann zuckte er zusammen. Jane packte seine Schultern.
    »Sieh mich an. Sieh mich an, Ghost. Wir müssen das machen, wir müssen das hinter uns bringen.«
    Ghost umklammerte die Rückenlehne seines Stuhls. Rye saugte drei Spritzenfüllungen Flüssigkeit ab, verband die Wunde und drückte ihm ein Stethoskop auf die Brust.
    »Besser?«
    Ghost reckte den Daumen und verlor das Bewusstsein.
    »Bringen wir ihn hier raus und setzen ihn ans Feuer«, sagte Rye.
     
    Auf dem Deck C hob Jane die Fußbodenroste an. Begünstigt durch das Schmelzen des Isoliermaterials, hatte sich das Feuer durch die Kabelschächte ausgebreitet. Die Kabel waren verschmort.
    Am Ende des Flurs sah Jane flüchtig Nail auftauchen. Er hatte ein

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