Wandlung
Highlands suchen, irgendein entlegenes Fleckchen. Ich werde jagen und fischen und auf einem Hügel sitzen und die Wolken zählen.«
»Ich bin hin- und hergerissen«, sagte Punch. »Solange diese infizierten Irren die Gegend unsicher machen, hätte ich Angst, allein zu leben. Stattdessen würde ich gern in einer Art Palisadendorf eine Heimat finden, zu mehreren lebt es sich sicherer. Aber andererseits habe ich keine Lust, mich von irgendeinem Lokaltyrannen unterjochen zu lassen. Es wird keine Polizei geben, kein Gesetz, die Dinge werden sich rasch in Richtung Feudalsystem entwickeln.«
»Klar.«
»Hast du Probleme wegen Nikki?«
»Was soll mit ihr sein?«
»Jane meinte, sie hätte dein Boot geklaut.«
»Ich habe ein paar Ölfässer zusammengeschweißt«, sagte Ghost. »Die meiste Arbeit haben sie und Nail erledigt. Ich bezweifle, dass sie es bis nach Hause schafft. Und wenn doch, bitte, schön für sie.«
»Aber es war dein Boot und deine Idee.«
»Jane will uns alle nach Hause bringen, und ich habe versprochen, ihr dabei zu helfen.«
Ghost wies auf einen leeren Stuhl. »Hat eigentlich jemand Mal gesehen?«
»Nein«, sagte Punch.
»Es ist acht. Wer übernimmt die nächste Patrouille?«
»Ich«, sagte Gus.
»Und wo steckt Mal? Er hätte sich schon vor einer halben Stunde zurückmelden müssen.«
»Er hockt auf dem Klo, zieht sich andere Socken an, ruht sich aus. Der wird schon wieder auftauchen. Das Abendessen lässt er sich nicht entgehen.«
»Das gefällt mir nicht«, sagte Ghost. »Wir stellen einen Mann als Posten auf, und er macht sich einfach davon.«
Ghost trat auf den Flur hinaus. »Mal? Bist du da irgendwo?«
Keine Antwort.
Ghost kehrte in die Offiziersmesse zurück. »Keiner rührt sich von der Stelle, okay? Niemand macht sich davon. Hol dein Gewehr, Punch.«
Sie durchsuchten Mals Kabine. »Mal? Hallo?« Klopften an die Badezimmertür. »Hallo?«
Nichts.
Sie inspizierten die Flure und sahen bei den Barrikaden nach. »Mal, wo steckst du?«
Er war nicht auf der Brücke, er war nicht an Deck. Das Zodiac hing noch immer an einem Rettungsbootdavit, er war also auch nicht zur Plattform zurückgefahren.
»Vielleicht hat er sich volllaufen lassen«, sagte Punch. »Und beschlossen, alleine unter Deck zu gehen.«
»Wieso sollte er das tun?«
»Aus Angeberei. Vielleicht wollte er etwas, hatte Gelüste auf ein paar Nachos oder eine Zigarre und dachte, er könnte sie sich allein besorgen, er wäre schneller als diese Freaks. Den Kopf einziehen, abtauchen, wieder zurückkommen und mit seiner Trophäe angeben.«
»Ja, das klingt idiotisch genug, dass er es tun würde. Aber ich weiß es nicht sicher, und das gefällt mir nicht.«
Sian fand sie auf der Brücke. »Da ist etwas, das ihr euch ansehen solltet.«
Sie führte sie zu einer Tür am Ende des Flurs.
FÖRRAD
Ein kleiner Abstellraum voller Toilettenartikel und Wäsche. Unter der Tür sickerte Blut hervor.
»Geht zurück«, sagte Ghost. Er wog die Axt, probierte die Tür. Sie war nicht verschlossen. Mit dem Fuß trat er sie auf.
»Hallo, Mal?«
Er langte um den Türrahmen herum und schaltete das Licht ein. Das blutige Rinnsal wand sich hinter einem mit Bettwäsche – Laken, Bett- und Kopfkissenbezügen – vollgepackten Regal hervor.
Mal lag mit offenen Augen tot auf dem Boden, jemand hatte ihm die Kehle durchgeschnitten. Er hielt ein Messer in der Hand.
»Wisch das Blut ein bisschen auf«, sagte Ghost. Punch schmiss gefaltete Bettlaken auf den Boden, um das Blut aufzusaugen. »Und schließ die Tür, ich möchte mich erst mal gründlich umsehen, bevor jemand diesen Raum betritt.«
Jane lief eine Runde auf dem Deck C. Die Lampen brannten, aber die Heizung funktionierte nicht. Wo das Modul D von der Plattform gestürzt war, waren viele Flure aufgerissen, mehrere Durchgänge endeten in einem von zerfetztem Metall umgebenen Nichts. Jane genoss das Gefühl von Kälte. Der Rest der Mannschaft hatte den Luxus der Hyperion mit offenen Armen begrüßt, sie dagegen war freiwillig in der stählernen Nüchternheit der Rampart zurückgeblieben, um das Funkgerät zu bedienen. In regelmäßigen Abständen setzte sie Notrufe in die arktische Region ab und lauschte auf die atmosphärischen Störungen eines ungenutzten Wellenbereichs.
Jeweils morgens und abends sprachen sie und Ghost per Funk miteinander. Er beendete jeden Anruf mit den Worten: »Pass auf dich auf, Mädchen.« Sie vermisste ihn.
Jane absolvierte fünf Kilometer, zog sich
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