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Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition)

Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition)

Titel: Wandlungen einer Ehe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sándor Márai
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denkst. Du denkst, meine Unruhe habe sich bestimmt gelegt, als sich mein Schicksal wendete, als ich die Dame jenes Hauses wurde. Nein, mein Kleiner, da täuschst du dich. Es hörte nicht auf. Das Schicksal wendete sich zwar, aber ich war genau gleich unruhig wie früher als Mädchen für alles. In dem Haus war ich nie ruhig und auch nie glücklich.
    Warum? Wenn ich doch dort alles bekommen habe, alles Schlechte und alles Gute? Jede Kränkung und jede Befriedigung?
    Sehr schwierige Frage, mein Herz. Das mit der Befriedigung, weißt du … Manchmal denke ich, das sei unter den Menschen das größte Problem.
    Gib mal das Photo her. Ich habe es schon lange nicht mehr gesehen … Ja, das war er, mein Mann. Der andere? Der mit dem Künstlergesicht? … Mag sein, daß er ein Künstler war, wer weiß. Vielleicht war er aber doch kein richtiger Künstler. Er war kein Künstler von Kopf bis Fuß wie zum Beispiel du. Sieht man auch auf dem Bild. Er hat immer so spöttisch und ernst dreingesehen, als glaubte er an gar nichts, an nichts und niemand, auch an sich selbst nicht, auch daran nicht, daß er ein Künstler wäre. Er wirkt ein bißchen ausgemergelt auf diesem Bild, man sieht ihm das Alter an. Er hat gesagt, er sehe aus wie nach dem Gebrauch. Das Bild stammt aus dem letzten Kriegsjahr, ich habe es zwischen zwei Bombenangriffen gemacht. Er saß am Fenster und las und merkte gar nicht, daß ich ihn aufnahm. Er hatte es nicht gern, wenn man ihn photographierte. Er wollte auch nicht gezeichnet werden. Und er mochte es nicht, wenn man ihm beim Lesen zusah. Angesprochen werden, wenn er schwieg, wollte er auch nicht. Er liebte es nicht, ja genau, er liebte es nicht, daß man ihn liebte. Was fragst du? … Ob er mich geliebt hat? Nein, mein Schatz, mich hat er auch nicht geliebt. Bloß geduldet, eine Weile, in dem Zimmer, das auf dem Bild zum Teil sichtbar ist. Dieses Bücherregal und diese vielen Bücher wurden auch zerstört, kurz nachdem ich das Bild gemacht hatte. Das ganze Zimmer. Das ganze Haus, wo wir zwischen zwei Bombenangriffen im vierten Stock saßen, in jenem Zimmer. Alles, was du auf dem Bild siehst, ist draufgegangen.
    Trink deinen Kaffee, rauch deine Zigaretten und halt den Mund.
    Entschuldige, mein Herz. Ich werde immer nervös, wenn ich davon anfange. Wir haben so einiges mitgemacht. Wir, die in Budapest die Belagerung durchlebt haben und all das, was vorher und nachher war. Eine Gnade Gottes, daß du das auf dem Land hinter dich gebracht hast. Du bist eben ein kluger, ein wunderbarer Mensch.
    Ja, im Komitat Zala war es besser, so viel ist sicher. Wir hingegen, die in den Budapester Kellern hockten und auf die Bomben warteten, wir hatten Schiß. Es war auch klug, daß du dich erst im Winter siebenundvierzig nach Budapest durchgeschummelt hast, als es schon eine Regierung gab und die Bar geöffnet wurde. Kann mir vorstellen, daß sie dich mit offenen Armen empfangen haben. Aber rede mit niemandem darüber. Es gibt viele schlechte Menschen, am Ende heißt es noch, du hättest dich nicht umsonst bis siebenundvierzig in Zala geduckt … Schon gut, schon gut, ich sage nichts mehr.
    Dieser Mann, diese Art Künstler, hat einmal gesagt, alle, die die Belagerung erlebt haben, seien durchgedreht. Und jetzt lebten wir auf der Welt wie die Verrückten in der Klapsmühle.
    Wer das war, dieser sogenannte Künstler? Na, Schlagzeuger war er nicht. Es gibt nur einen Schlagzeuger auf der Welt, und das bist du. Er hatte keine italienische Arbeitsbewilligung, weißt du, er hatte eine Arbeit, für die man keine Bewilligung braucht. Eine Zeitlang schrieb er Bücher. Du mußt die Stirn nicht runzeln, ich weiß, daß du Bücher nicht magst. Ich kann es gar nicht sehen, wenn deine wunderschöne Stirn gerunzelt ist. Zerbrich dir nicht den Kopf, du kennst seinen Namen sowieso nicht. Was er geschrieben hat? … Texte? … Liedertexte, wie solche in der Bar, wo du am Schlagzeug sitzt? … Nein, ich glaube, so was hat er nicht geschrieben. Als ich ihn kennenlernte, da war er zwar fast schon bereit, für die Kaffeehaus-Chanteusen Texte zu schreiben, wenn man ihn darum gebeten hätte. Weil ihn da das Schreiben nicht mehr interessierte. Vielleicht hätte er auch Reklametexte geschrieben oder Flugblätter. So sehr verachtete er da schon das Schreiben, das gedruckte Wort. Auch das, was er selbst geschrieben hatte, und überhaupt alles und alle. Ich weiß nicht genau warum, aber ich habe so eine Ahnung. Einmal hat er gesagt, er verstehe die Leute,

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