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Wanja und die wilden Hunde

Wanja und die wilden Hunde

Titel: Wanja und die wilden Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Maja Nowak
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Moment an, in dem er Wanjas Territorium erreicht. Ich erkenne die unsichtbare Grenze daran, dass Wanja in dem Moment, in dem der Nachbarshund sie erreicht, den Kopf hebt und ihn anschaut. Er knurrt nicht, er hebt nicht die Lefzen, er schaut den Roten nur an, wenn er den dritten Baum vor unserem Grundstück erreicht hat.
    In diesem Augenblick versteinert der Nachbarshund am Baum.
    »Köter, komm«, ruft Wasja verwundert.
    Der Rothaarige bleibt sitzen und blickt starr in eine Richtung, in der Wanja NICHT sitzt.
    »Los jetzt, dawai!« Wasja ist ratlos. Sein Hund bleibt sitzen und regt sich erst wieder, wenn der Bauer zurückkehrt und er mit ihm nach Hause laufen kann.
    Ein paar Tage später beobachte ich, dass sich die Szene verändert. Zuerst fällt mir auf, dass Wanja den Kopf nicht mehr hebt, als der Rothaarige sich nähert, sondern nur noch in dessen Richtung schaut. Sein Blick ist nicht mehr starr, sondern nur noch aufmerksam.
    Der Nachbarshund geht wie zur Probe einen Schritt am dritten Baum vorbei und bleibt dann abwartend stehen.
    Nichts.
    Wanjas Kopf bleibt gesenkt.
    Daraufhin schleicht der Hund mit sehr vorsichtigen Schritten und eingeklemmter Rute an unserem Grundstück und Wanja vorbei. Dabei sieht er aus, als ob er auf rohen Eiern läuft. Nachdem er das fremde Terrain passiert hat, schüttelt er sich und buddelt in einer anfallartigen Übersprungshandlung im Sand.
    Kurz darauf schleicht er den Weg wieder mit eingeklemmter Rute, angelegten Ohren und geducktem Kopf zurück, um Wasja zu folgen.
    Wanja bleibt entspannt liegen und folgt dem Geschehen nur mit einem Blick.
    Nachdem weitere Tage vergangen sind, läuft der Rothaarige locker an uns vorbei und leckt sich nur noch als Zeichen der Beschwichtigung über die Schnauze. »Pardon, dass ich schon wieder deine Grenze verletzen muss«, könnte diese Geste heißen. »Aber ich respektiere sie.«
    Vier Wochen später komme ich mittags aus dem Haus, und der Rothaarige liegt ungefähr fünf Meter neben Wanja auf dem Weg. Beide wirken absolut entspannt.
    Wanja springt bei meinem Erscheinen auf, kommt zu mir und drückt seinen Kopf an meine Oberschenkel. Ich gehe in die Hocke und streichle ihn. Der Rothaarige erhebt sich ebenfalls und tastet sich Schritt für Schritt zu uns heran.
    »Na komm mal her«, locke ich ihn.
    Er kommt langsam näher.
    Wanja legt sich in den Sand und lässt sich den Bauch kraulen. Der Rothaarige sitzt jetzt vor mir und streckt den Hals. Ich streichle das dicke, verfilzte Fell des fremden Hundes. An seinem Hinterlauf hat sich ein so großes verklebtes Fellknäuel gebildet, dass er beim Laufen Schmerzen haben muss. Ich hole eine Schere und entferne es vorsichtig. Das Tier hält ganz still und lässt sich die Prozedur gefallen.
    Mit einer kahlen Stelle am Hinterlauf, aber schmerzfrei, verlässt er uns. Ich wähne ihn wieder beim Nachbarn und staune nicht schlecht, als ich ihn am nächsten Morgen erneut in meinem Hof vorfinde.

    Der rote Anton, unser Späher
    Er bleibt einfach da.
    Kommt mein Nachbar Wasja vorbei, läuft er zwar schwanzwedelnd zu ihm, legt sich dann aber wieder vor mein Haus. Wasja bleibt immer wieder stehen und betrachtet seinen »Köter«, wie er ihn nennt. Er sagt nichts. Er schaut und schweigt.
    »Nimm ihn doch wieder mit«, fordere ich ihn auf.
    Wasja starrt auf den Hund, winkt ab und geht nach Hause.
    Ich nenne den Roten Anton.
    Am Abend kommt Wanja zum ersten Mal über Nacht mit ins Haus. Während er zuvor nur zeitweise drinnen geblieben ist und bald an der Tür scharrte, um hinausgelassen zu werden, liegt er an diesem Abend leise schnarchend auf dem Holzboden vor meinem Bett.
    Dafür liegt Anton nun vor dem Haus.
    Wanja hat offenbar einen Angestellten gefunden.

Bambino
    Heute ist es so weit. Der Anrufbeantworter in Moskau ist abzuhören, Anrufe nach Deutschland sind zu tätigen, Konzerttermine zu regeln. Vera und ich planen für diese Aktionen drei Tage Aufenthalt in der Stadt, und mir ist elend zumute. Ich muss die Hunde zurücklassen.
    Ich frage Nachbar Wasja, ob er Anton und Wanja für diese Zeit bei sich auf dem Hof aufnehmen könnte.
    »Klar, du hast ja meinen auch die ganze Zeit bei dir«, erwidert er mit einem für ihn unüblichen Humor.
    »Du müsstest Wanja jedoch bei meiner Abreise in deinen Schuppen sperren. Er kommt mir sonst hinterher«, füge ich hinzu und habe dabei einen dicken Kloß im Hals.
    » Dawai «, erwidert Wasja und wischt mit der Hand schwungvoll durch die Luft. (Ich musste erst lernen, dass

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