Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
Vom Netzwerk:
eigene Gerichtsbarkeiten und Selbstverwaltungsorgane gewährt.
    ab 1150
    FREIE REICHSSTADT     Eine Freie Reichsstadt war »reichsunmittelbar«, sie unterstand nur dem Kaiser, nicht dem Landesfürsten, in dessen Territorium sie lag. Machtpolitisch schufen die Kaiser damit bewusst von ihnen direkt abhängige »reichsunmittelbare« Bereiche wie Inseln innerhalb der Grundherrschaften des Feudaladels. Die meisten Reichsstädte hatten auch etwas Landbesitz in ihrer unmittelbaren Umgebung, hauptsächlich für die Nahversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln. Das Reichsstadtterritorium endete also nicht an der Stadtmauer. Die Reichsstadt mit dem größten eigenen Territorium war Bern. In den Stadtrepubliken des Hoch- und Spätmittelalters, sowohl in den italienischen Kommunen wie in den freien Reichsstädten im Reich, gehörten dann Steuerhoheit, Münzhoheit, Gerichtshoheit, ein eigenes Heeresaufgebot, also ein großes Maß an »Souveränität«, dazu. Andererseits mussten die reichsunmittelbaren Städte Heerfolge leisten.
    Die Staufer gründeten besonders eifrig Städte, wie Memmingen, Ravensburg, Wimpfen, Dinkelsbühl oder Schwäbisch Hall. Geriet der Kaiser (oder ein großer Fürst) in Finanznot, konnte es passieren, dass er eine ganze Stadt an den jeweiligen Territorialherrn verpfändete; wenn er seine Schulden nicht bezahlen konnte, fiel die Stadt an den Landesherrn. So geschehen in Eger (an Böhmen 1322).
    Dem Zähringer Gründungseifer verdanken Freiburg, Offenburg, Bern und das schweizerische Freiburg ihre Existenz. München wurde 1175 durch den Welfen Heinrich den Löwen gegründet, um dem Bischof von Freising, der den einzigen Isar-Übergang weit und breit besaß, eins auszuwischen. Heinrich ließ kurzerhand eine eigene Isarbrücke errichten (heute unmittelbar vor dem Deutschen Museum), gründete die Stadt »bei den Mönchen« von St. Peter zu deren Schutz und ließ den Brückenzoll entfallen. Dank dieses geldwerten Vorteils lief der Salzhandel zwischen Salzburg und Augsburg nun über »die Brücke bei den Mönchen«: München.
    In Italien entwickelten viele Kommunen eine teilweise noch größere Autonomie als Stadtrepubliken (Mailand, Florenz, Siena, aber auch viele kleinere). Innerhalb des Reiches entwickelten sich die Freien Reichsstädte zu einem eigenen »Stand« neben den Kurfürsten und den Reichsfürsten im Reichstag.Nach dem Ende des Alten Reiches 1803 blieben als souveräne Stadtstaaten noch Bremen, Hamburg, Lübeck und Frankfurt.
    ab 1100
    WECHSELKURS     Wenn ein italienischer Kaufmann von Genua zur Messe nach Frankfurt reiste, war es unpraktisch, einen Sack voll Geldmünzen mit sich zu führen. Er konnte unterwegs ausgeraubt werden. Deswegen stellte der Italiener dem Händler in Frankfurt eine Urkunde aus: Sie enthielt die Anweisung des Genuesers an seine Bank, dem Frankfurter die Summe bar auszuzahlen oder dessen Konto gutzuschreiben. So ein Wechsel war so gut wie Bargeld; er konnte weiter zur Zahlung verwendet werden, wenn ein dritter Kaufmann die »Bonität« anerkannte, weil er wusste, dass die Genueser Bank ihn einlösen würde.
    Der Wechsel war die wichtigste Finanzinnovation des Mittelalters, die Erfindung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Daraus entstanden später die Schecks und die Idee für die Banknote. Um die Wechsel in der zunehmenden Komplexität miteinander austauschen zu können, entwickelten sich »Wechselkurse« dort, wo viele Wechsel getauscht wurden – an den Börsen.
    Ein kleines Risiko, dass der Wechsel nicht in Genua eingelöst würde, musste man einkalkulieren. Deswegen zahlte man beim Wechseltausch nicht die ganze Geldsumme aus, sondern nahm einen gewissen Abschlag vor, den Diskont. Wie sicher das Geschäft im Großen und Ganzen lief, zeigt sich daran, dass noch im 19. Jahrhundert ganze Banken ihr Geschäftsmodell auf dem Einbehalten des Diskonts aufbauten (sie hießen »Disconto-« oder »Wechselbanken«) und damit reich wurden.
    ab 1100
    BANKROTT     Wegen der führenden Stellung der Lombardei im internationalen Warenhandel wurde lombardi ein europaweiter Begriff für den Geldwechsler, den Bankier. Verfügte der banchiere (nach banca , dem Tisch für die Geldwechsler) über viel Geld, war es sinnvoll, einen Teil davon als Kredit zu verleihen. Grundzüge und Grundfunktionen des modernen Bankenwesens haben sich seit 1100 in den oberitalienischen Städten entwickelt. Die vielen noch heute geläufigen italienischen Begriffe zeugen davon: Konto, Giro oder

Weitere Kostenlose Bücher