Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
Vom Netzwerk:
dem Schutz des Kaisers. Als dieser nach dem faktischen Ende des staufischen Kaisertums nicht mehr gegeben war, begannen die Städte, die Sicherung der Handelswege und Privilegien selbst zu organisieren. Daraus entwickelte sich eine dauerhafte Zusammenarbeit, die beispielsweise durch einen Vertrag zwischen Hamburg und Lübeck 1241 zu einem sogenannten Städtebund wurde. Dem folgte der Wendische Städtebund (Lübeck, Kiel, Wismar, Rostock, Stralsund), eine Keimzelle der Städtehanse, die 1294 in Lübeck gegründet wurde. Lübeck blieb auch das Zentrum der Hanse während ihrer Blütezeit bis etwa 1400. Von London bis Nowgorod entwickelte sich eine regelrechte Handelsgroßmacht, die über ihre ökonomischen Interessen auch politischen Einfluss nahm.
    ca. 1225
    SACHSENSPIEGEL     Um einer sich abzeichnenden Rechtszersplitterung entgegenzuwirken, fasste der sächsische Ministeriale Eike von Repgow um 1225 das bis dahin nur mündlich überlieferte Gewohnheitsrecht der Sachsen in einer Art Handbuch zusammen. Es handelte sich also nicht um kodifiziertes Recht, sondern war als Orientierungshilfe für die vielen Laienrichter und Schöffen gedacht. Einen akademisch ausgebildeten Richterstand gab esdamals nicht. Deswegen ist der Sachsenspiegel auch auf Deutsch abgefasst – und eines der frühesten deutschen Sprachdenkmäler. Die Sprache ist knapp und klar: »Wer ouch erst zu der mulen (Mühle) kumt, der sal erst malen« lautet der wohl bekannteste Satz. Der Sachsenspiegel behandelt alle Rechtsgebiete vom Privatrecht (Familie, Erbschaft, Nachbarschaft, Kauf) über das Strafrecht bis zum Lehensrecht (das damalige »Verfassungsrecht«) und das Königswahlrecht: »Die Dudischen (Deutschen) sollen durch Recht den König kiesen (wählen). Wenn er geweiht wird von den Bischöfen, die dazu gesetzt sind und auf den Stuhl von Aken (Aachen) kommt, so hat er königlichen Namen. Wenn ihn der babis (Papst) weiht, so hat er kaiserlichen Namen.«

MONGOLEN IN CHINA UND EUROPA
    um 1206
    DSCHINGIS KHAN     Nach einem romanhaft abenteuerlichen Leben einigte der Clanführersohn Temüdschin seit 1190 mit geschickter Diplomatie die mongolischen Nomadensippen. Durch eine Art Heeresreform ersetzte er die bisherige Struktur von Stammes- oder Clanverbänden samt ihrer adligen – intriganten – Führungsschicht durch einen auf militärische Disziplin gegründeten Absolutismus. Im Grunde schuf er dadurch erst das »Volk« der Mongolen. Im Alter von etwa 45 Jahren – 1206, mitten in der Zeit der staufisch-welfischen Thronwirren – wurde er zum Großkhan der Mongolen mit dem Titel »Ozeangleicher Herrscher«, mongolisch Dschingis Khan, gewählt.
    Dschingis Khan, sein Sohn Ödogei und seine Enkel Kublai Khan und Batu Khan schufen innerhalb von 30 Jahren das flächenmäßig mit Abstand größte und bevölkerungsreichste Weltreich. Zunächst unterwarf Dschingis benachbarte Steppenvölker, insbesondere die turksprachigen Tataren. 1215 eroberte er Peking. Gegen die Mongolen hatten die chinesischen Abwehrwälle also nicht standgehalten. In Peking war damit der Boden für die baldige Ablösung der dort herrschenden Chin-Dynastie durch die mongolische Yüan-Dynastie mit Ödogei und Kublai auf dem Himmelsthron 1234 bereitet. Um 1260 wurde die Mongolenresidenz aus der Steppenhauptstadt Karakorum südlich des Baikalsees nach Peking verlegt. An der Westeroberung der Mongolen nahm Dschingis Khan nicht teil. Sie begann erst nach seinem Tod 1227 unter seinem Enkel Batu Khan.
    1234–1368
    KUBLAI KHAN     Der Dschingis-Sohn Ödogei wurde 1229 Großkhan der Mongolen. Zwischen 1231 und 1234 führte er erneut eine mongolische Armee nach Peking und war seitdem auch Kaiser von China, jedenfalls im Norden. Sein Sohn und Nachfolger Kublai Khan, der von 1260 bis 1294 regierte, überwältigte dann die noch im Süden regierenden Sung und vereinigte auf diese Weise ganz China. Dies gilt den Chinesen als wichtiges Ereignis in ihrer Geschichte, und sie sehen Kublai als bedeutenden Herrscher. Kublai selbst sah sich eher als chinesischen Kaiser denn als mongolischen Großkhan. Wie sein Großvater Dschingis Khan zeichnete er sich durch religiöse Toleranz und Aufgeschlossenheit für »Wissenschaften« und Gelehrsamkeit gleich welchen Ursprungs aus. In China konvertierten die Mongolen von ihremangestammten Schamanismus zum buddhistisch-tibetischen Lamaismus. Kublai fand, die buddhistischen Priester mit ihren pompösen Liturgien besäßen mehr Zauberkraft als alle anderen

Weitere Kostenlose Bücher