Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
Skonto.
Konnte ein Geldwechsler seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, wurde sein Tisch zerschlagen (italienisch: banca rottare ). Der erste historisch bedeutende Bankrott der Buonsignori 1298 bedeutete das Ende der Vorherrschaft sienesischer Bankhäuser. Danach vollzog sich der Aufstieg der Florentiner Banken wie Bardi oder Peruzzi und von Florenz zur absolut dominierenden Kulturhauptstadt Europas.
1139
W UCHERVERBOT Wie entwickelt das Finanzsystem in Europa schon vor 1140 gewesen sein muss, zeigt das 1139 auf dem zweiten Laterankonzil als kirchenrechtliche Maßnahme erlassene Wucherverbot. Mit »Wucher« war damals allgemein Zins gemeint, der nach christlicher Auffassung nicht erhoben werden durfte. Nicht nur die Bibel, auch der Koran spricht sich dagegen aus.
Die Juden waren vom Zinsverbot spätestens seit 1179 durch Papst Alexander III. ausdrücklich ausgenommen. So wuchsen sie in diese Branche hinein, seit dem Mittelalter verstärkt durch die Regelungen der Zünfte, die ihnen den Zugang zu anderen Berufen und Gewerben untersagten. Sehr oft waren die Juden die Geldverleiher für die kleinen Leute, die Handwerker und Bauern. Die Großkaufleute und ihre Bankiers hatten sich untereinander bereits etabliert.
1137
GOTIK Nur selten kommt es in der Architektur vor, dass etwas wirklich vollkommen Neues entsteht und noch dazu wie hier aus einem Guss: Weg von dem Aufschichten von Steinen in der Horizontale, dafür das Aufstreben in die Vertikale. Abt Suger (1084–1151), ein vielseitiger Mann, verwirklichte den neuen »gotischen« Stil zuerst im Chorneubau von St. Denis nördlich von Paris, dessen Abt er war. St. Denis war nicht irgendein Kloster. Es ist die Grablege fast aller französischen Könige. Baubeginn war 1137, Chorweihe am 11. Juni 1144.
Die Gotik ist ein ausgesprochen städtischer Stil, man findet ihn anfangs ausschließlich in den Bischofskirchen der aufstrebenden Städte. Die vorhergehende Romanik findet man dagegen überall, auch in zum Teil »abgelegenen« ländlichen Gegenden mit ihren gleichwohl bedeutenden Klöstern.
Die Kathedralen lösten die Klöster als Leitarchitektur ab; die Kathedralschulen bestimmten fortan das geistige Leben. Es gab eine regelrechte Bildungsexplosion.
Übrigens : Die Bezeichnung »gotischer Stil« stammt nicht aus dem Mittelalter, sondern aus der Renaissance. Der florentinische Kunstschriftsteller Vasari (1511–1574) hielt ihn angesichts des Antiken-Ideals seiner Epoche für barbarisch, und im Geschichtsbewusstsein seiner Zeit waren die Goten Barbaren. Die ersten gotischen Bauten auf deutschem Boden entstanden in Magdeburg (1209), Trier (Liebfrauenkirche, 1230) und Marburg (Elisabethkirche, 1235). Baubeginn des Chors des Kölner Doms war 1248.
DIE ÄLTESTE »UNIVERSITÄT«: BOLOGNA Die Rechtsschule in Bologna war um 1070/80 nach der Auffindung einer kompletten Digesten-Handschrift ins Leben gerufen worden. Die Digesten sind das Corpus iuris civiles , die Rechtssammlung des oströmischen Kaisers Justinian ausder Spätantike. Auf dieser Littera Florentina , einem Pergamentkodex von 907 Blättern Umfang, beruht im Wesentlichen unsere Kenntnis des Römischen Rechts und darauf aufbauend unser heutiges Rechtssystem. Studenten aus ganz Europa kamen nach Bologna, das durch Kaiser Friedrich Barbarossa das Scholarenprivileg erhalten hatte. Dies war die erste Universitätsgründung in Europa.
ab 1157
HANSE Seit der Zeit um 950 pendelten die ersten Kaufleute als Wanderhändler in Karawanen zwischen den Städten. Ganz zu Beginn waren diese »Hansen« einfach Fahrgemeinschaften, zu denen man sich für die Reise zusammenschloss, dann auch Schutzgemeinschaften vor Ort. Hansa war ein ansonsten untergegangenes, althochdeutsches Wort für »Bund, (Krieger-)Schar«. Als Beginn der Kaufmannshanse gilt der Erwerb des Stalhofes am Nordufer der Themse durch kölnische Kaufleute. Hauptexportgut der Kölner nach London war zunächst Wein. Die Kölner erhielten 1157 vom englischen König Heinrich II. Privilegien und Schutzbriefe, um Handel treiben zu dürfen. In den späteren Hochzeiten der Hanse waren im Stalhof auch andere, etwa sächsische, livische oder preußische Kaufleute vertreten. Das Porträt des Danziger Kaufmanns Georg Giese in seinem Kontor von 1532 durch Hans Holbein ist der Inbegriff eines solchen »Hanseaten«.
Aus diesen Kaufmannshansen entwickelte sich die Städtehanse. Bis in die Zeit um 1250 standen die Kaufleute zumindest formal unter
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