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Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Machtzersplitterungen, die für die mittelalterliche und frühneuzeitliche Geschichte Europas so kennzeichnend sind. Die weltliche Macht der Sultane gründete auf Steuerstatthalterschaften, die nicht erblich waren, auf den Serail-Beamten und auf der militärischen Verfügungsgewalt über die Janitscharen. Religionsausübung, Erziehung und Rechtswesen oblagen dem islamischen Klerus, dessen Oberhaupt eben auch der Sultan war. Das Fehlen einer Adelsschicht ermöglichte eine große soziale Durchlässigkeit in der Verwaltung. Auch Untertanen aus einfachsten Verhältnissen konnten in hohe Ämter aufsteigen.
    ab 1520
    SÜLEIMAN DER PRÄCHTIGE     Zu seinem Glück war Süleiman I. (1520–1566) der einzige legitime Sohn Selims. Es blieb ihm daher erspart, etwaige Brüder umbringen zu müssen. Er gilt als der bedeutendste osmanische Herrscher und war derjenige mit der längsten Regierungszeit von 46 Jahren. Süleiman – Beiname »der Prächtige« – vergrößerte das Reich noch einmal, unter anderem mit der Einnahme Bagdads 1534.
    Er war ein herausragender Bauherr und prägte das Stadtbild von Konstatiniyyie , wie die Stadt unter türkischer Herrschaft hieß. Die nach ihm benannte riesige Süleimanije-Camii (ab 1550) und die Rüstem-Pascha-Camii (1561) sind zwei der bedeutendsten Moscheen der Stadt. Architekt war der Janitschare Sinan (ca. 1490–1588), der »Michelangelo der Osmanen«. Sinan errichtete Hunderte von Bauwerken, davon allein über 100 große Freitagsmoscheen – natürlich nicht nur in Istanbul. In seiner langen und vielfältigen Architektenkarriere prägteSinan den klassischen osmanischen Baustil, das Vorbild für seine großen Moscheen war die Hagia Sophia.
    Süleiman der Prächtige war der Gatte jener auch im Westen bekannten Ruthenierin Roxelane. Ihr Geburtsname war Alexandra Lisowska. Bei einem Raubzug von Krimtataren wurde sie entführt, als Sklavin in den Sultansharem von Istanbul verkauft, von Süleiman freigelassen, geheiratet und zu seiner Lieblingsfrau erklärt. Sie verblieb entgegen der Haremspraxis auch nach der Geburt des Thronfolgers im Palast und beteiligte sich auch an der Politik.
    1526 und 1529
    TÜRKENBELAGERUNG     Gleich am Anfang seiner langen Regierungszeit besiegte Süleiman nach der Eroberung von Belgrad im gleichen Jahr 1526 die Ungarn in der Schlacht bei Mohács. Zum einen begründete sie die fast zweihundertjährige Vorherrschaft der Türken auf dem Balkan, zum anderen fiel in der Schlacht der erst zwanzigjährige ungarische König Lajos II., der natürlich noch keinen Erben hinterlassen konnte. Aufgrund eines Erbvertrages fiel die ungarische Krone an das Haus Habsburg – auch wenn die Österreicher im Moment nicht viel davon hatten, weil die Türken in der Folge den größten Teil des Landes besetzten.
    Drei Jahre später, 1529, rückte Süleiman zur ersten Türkenbelagerung Wiens an und schloss die Stadt ein. Die Türken kamen bis auf Sichtweite an die Stadtmauern heran und sprengten zwei Breschen in die Mauern. In einem dramatischen Abwehrkampf gelang es den Wienern, den Türken schwere Verluste zuzufügen. Süleiman brach die Belagerung, auch wegen anhaltend schlechten Wetters, nach 19 Tagen ab. Die Auseinandersetzung mit den Türken war zweihundert Jahre lang ein Dauerthema für die österreichischen Habsburger und Türkengräuel ein Dauerthema der einschlägigen Propaganda. 1683 standen die Türken erneut vor Wien.
    1571
    LEPANTO     Der strahlende Sieger von Lepanto war ein attraktiver junger Mann und Sohn des alten Kaisers – und der schönen Blechschmiedstochter Barbara Blomberg aus Regensburg. Karl V. hatte Don Juan d’Austria (1547–1578) als seinen Sohn anerkannt und in Spanien erziehen lassen. Sein Halbbruder König Philipp II. von Spanien führte ihn bei Hofe ein. Don Juan wurde Offizier und führte als fünfundzwanzigjähriger Oberbefehlshaber einer spanisch-italienischen Flotte zusammen mit dem römischen Admiral Colonna und Sebastiano Venier, dem Dogen von Venedig, einen entscheidenden Seesieg gegen die Türken herbei. In der Meerenge bei Korinth wurde die türkische Flotte vor Lepanto innerhalb von drei Stunden vernichtend geschlagen. Die Türken hatten unter dem Süleiman-Nachfolger Selim II. (1524–1574) Zypernerobert und mussten gestellt werden. Der Sieg von Lepanto wurde in Europa sogleich wie eine Erlösung gefeiert. Die türkische Expansion war gestoppt, und sie galten nicht mehr als unbesiegbar.
    Lepanto öffnete zwar wieder die

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