Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
orientalischen Handelswege. Aber auch wenn die Gewürzstraße, die Weihrauchstraße und die Seidenstraße durchaus noch florierten, verlagerte sich der Welthandel durch die portugiesische Entdeckung des Seeweges nach Indien aus dem Mittelmeer auf den Atlantik. Das Mittelmeer verlor seine Stellung als Drehscheibe des eurasischen Welthandels. Mit dem wirtschaftlichen ging der politische Bedeutungsverlust der Mittelmeerstaaten Venedig, Genua, des Königreichs Neapel und selbst Spaniens einher. Alsbald wurden neue Handelsnationen in globalem Maßstab aktiv: England und die Niederlande.
1526
MOGUL-REICH Im Jahr der türkisch-ungarischen Schlacht bei Mohács begann in Indien eine völlig neue – und wie sich herausstellen sollte: glanzvolle – Phase seiner Geschichte. Der erste Großmogul Babur (der »Biber«) drang vom Hindukusch auf den Subkontinent vor, besiegte 1526 den letzten Sultan von Delhi und übernahm die Herrschaft – vorerst in Nordindien, im Ganges-Tal. Mogul ist die persische Version des Wortes »Mongole«, und genau das waren die turkmongolischen Mogul-Herrscher: Nachfahren Timur Lenks.
Babur (1483–1530) war ein Urenkel Timurs. Seine Kleinfürstenfamilie hatte ihre Machtbasis zwar in Samarkand, Babur war aber nach Kabul vertrieben worden und regierte dort. Er richtete seinen Blick vom Hindukusch über den Khaiber-Pass und überwältigte das delhische Sultanat nach osmanischem Vorbild mithilfe von Kanonen und Gewehren, was für diese Gegend und für die damalige Zeit eine ziemlich fortschrittliche Militärtechnik war. Die Hofsprache bei den Moguln war und blieb übrigens Persisch. (Der letzte, allerdings längst nur noch formell regierende Großmogul wurde erst 1858 von den Briten abgesetzt.)
DIE LETZTEN RITTER
Das nahezu unversehrt erhalten gebliebene spätmittelalterliche Gepräge der reichen Handelsstadt Brügge und die weltbekannten Kalenderbilder aus dem Stundenbuch des Herzogs von Berry geben einen lebendigen Eindruck von der ausgesprochen kultivierten Adels- und Bürgerwelt Burgunds. »Burgund« reichte damals von der Nordsee bis an die Savoyer Alpen und umfasste die gesamten Niederlande, Flandern, Brabant (Belgien), Luxemburg, Lothringen und das heutige Burgund. Es war neben Italien das fortschrittlichste und wohlhabendste Gebiet Europas.
1477
KARL DER KÜHNE UND KAISER MAXIMILIAN Burgunds letzter Herzog war Karl der Kühne, der letzte einer Reihe von »vier großen Herzögen«, die in der europäischen Politik ein wichtiges Wort mitzureden hatten. Sie agierten wie souveräne Fürsten. Im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich paktierten sie mit beiden Seiten und spielten so das Zünglein an der Waage.
In jenem »Herbst des Mittelalters« stilisierte man das Hof- und Militärleben noch nach den Vorgaben eines idealisierten Rittertums von Fairness, Zweikampf, Ruhm und Tapferkeit, gerade in Burgund. So bestand Karl der Kühne darauf, dass an bestimmten Tagen jeder Bittsteller sein Anliegen direkt beim Herzog vortragen könne und zwar in Anwesenheit des gesamten Hofes – wie man es sich von mittelalterlichen Herrschern vorstellte. Karl hielt sich viel auf seine persönliche Tapferkeit zugute.
Seine einzige Tochter und Erbin war Maria von Burgund, angeblich eine der schönsten Frauen der damaligen Zeit und zweifellos die beste Partie in Europa. Da nur Maria Burgund erben konnte, war die Wahl ihres Ehemannes entscheidend für die Zukunft des Herzogtums. Karl der Kühne wollte durch eine Verbindung mit den Habsburgern verhindern, dass Burgund an Frankreich fiel. Dazu hatte er sich schon 1473 mit Kaiser Friedrich III. in Trier getroffen und die Verheiratung von Maria mit Friedrichs Sohn Maximilian verabredet.
Nachdem Karl der Kühne Anfang des Jahres 1477 bei Nancy gefallen war, wurde im August die Trauung Marias mit Maximilian in Gent vollzogen. Nach allen Berichten der Zeit soll es eine Liebesheirat gewesen sein. Auch der Renaissancefürst Maximilian stellte sich noch in die ritterliche Tradition,beispielsweise in Schau-Turnierkämpfen, die er glänzend bestand. 1482 hatte Maria einen Reitunfall und erlitt drei Wochen später eine Fehlgeburt, an der sie starb. Burgund fiel an die Habsburger.
1479 und 1494
DIE KATHOLISCHEN KÖNIGE Natürlich gab es seit dem Merowinger Chlodwig (Taufe in Reims 492) nur noch katholische Könige in Westeuropa, aber es gibt nur ein Königspaar, das als »Katholische Könige« bezeichnet wird: Isabella von Kastilien
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