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Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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    Zar Alexander II. (reg. 1855–81), Sohn von Nikolaus I., beendete 1856 den von seinen Vater begonnenen Krimkrieg gegen die Osmanen, den Russland gegen das restliche Europa sowieso nicht gewinnen konnte, hob 1861 die Leibeigenschaft auf, führte eine umfassende liberale Reformpolitik in dem völlig verkrusteten Polizeistaat durch und überlebte mehrere Attentate, aber nicht das letzte Sprengstoffattentat auf ihn 1881. Traumatisiert kehrten die letzten beiden Zaren zu einer reaktionären Politik zurück.
    Alexanders Enkel, der damals zwölfjährige, spätere Nikolaus II. hatte mit angesehen, wie seinem Großvater bei dem Attentat beide Beine abgerissen wurden. Unter Alexander III. begann in Russland eine massive, gesetzlich verordnete Judenverfolgung. »Pogrom« ist ein russisches Wort und bedeutet »Zerstörung, Demolierung«. Diese Judenverfolgungen waren weder die ersten noch die letzten in Russland. Sei führten zu einem massiven Exodus der Ostjuden, die zunächst nach Deutschland kamen. Von hier wanderten viele weiter in die USA und nach Palästina.
    Die starke jüdische Minderheit in den USA datiert aus jener Zeit. Sie wurde durch weitere russische Pogrome um 1905 verstärkt.
    1894
    J ’ACCUSE     Nach einem aufsehenerregenden Prozess wurde am 22. Dezember 1894 in Paris der aus dem Elsass stammende französische Hauptmann Alfred Dreyfus (1859–1935) wegen angeblicher Spionage zur Degradierung und lebenslanger Verbannung auf die Teufelsinsel verurteilt. Dem war eine – eindeutig antisemitisch motivierte – Vorverurteilung in der Öffentlichkeit vorausgegangen. Die Affäre spaltete das ganze Land bis in die Familien hinein. Alle konservativen Gruppen hielten Dreyfus für schuldig. Die öffentliche Erregung wuchs, als der Schriftsteller Emile Zola in der Zeitung L’Aurore unter der dicken Balkenüberschrift J’accuse (»Ich klage an«) einen offenen Brief an den Präsidenten der Republik veröffentlichte, in dem er sich für Dreyfus einsetzte. Dreyfus wurde nach langer Leidenszeit rehabilitiert. Hinter dem politisch engagierten Zola standen politisch die Republikaner, die Sozialisten und – dies war ein neuer Begriff – les intellectuelles : die Intellektuellen. In diesem Zusammenhang entstand der Begriff, übrigens zuerst im konservativen Lager der Dreyfus-Gegner, die ihn ausgesprochen abschätzig gebrauchten.
    1896
    ZIONISMUS     Einer der Berichterstatter des Dreyfus-Prozesses war der Publizist Theodor Herzl (1860–1904). Er war von dem Geschehen in Frankreich schockiert und sich natürlich des vehementen Antisemitismus in Wien und Österreich bewusst. Unter dem Einfluss dieser Erlebnisse verfasste er sein Buch Der Judenstaat , das 1896 erschien. Damit wurde er zu einem der wesentlichen Begründer des Zionismus. Zur Lösung der Judenfrage (so der Untertitel des Buches) schlägt Herzl einen eigenen Staat für die in alle Welt verstreuten Juden vor. Da damals kaum ein Jude Hebräisch konnte und die meisten Juden in Herzls Umfeld Deutsch oder wenigstens Jiddisch sprachen, schlug er als Staatssprache übrigens Deutsch vor.
    1897 veranstaltete Herzl den 1. Zionistischen Weltkongress in Basel. Seit dem Ersten Weltkrieg unterstützte die britische Regierung die Forderung nach einer »nationalen Heimstätte für das jüdische Volk« (Balfour-Deklaration), die dann nach dem Zweiten Weltkrieg realisiert wurde.
    1885–1910
    DAS HERZ DER FINSTERNIS     Die Belgier wollten das ihnen auf der Kongokonferenz 1885 zugesprochene Kongobecken gar nicht haben, daher vereinnahmte ihr König Leopold II. das erstmals von dem Livingstone-Entdecker Stanley erforschte zentralafrikanische Gebiet als Privatbesitz. Er ließ das riesige, rohstoffreiche Land auf dem Höhepunkt des Kautschukbooms in menschenverachtender Weise ausbeuten. Seine Angestellten forcierten die Zwangsarbeit durch Hände abhacken, Auspeitschungen, Vergewaltigungen, Dörfer niederbrennen und Mord an schätzungsweise zehnMillionen Schwarzen. Der polnisch-englische Schriftsteller Joseph Conrad beschrieb den Wahnsinn dieses Systems in seiner Novelle Das Herz der Finsternis schon 1899, noch bevor es 1906 zu den Gräueln kam.
    1908
    JUNGTÜRKEN I     Auf einem Kongress in Berlin 1878 waren unter Vermittlung Bismarcks die Grenzen auf dem Balkan neu gezogen worden. Der Kongress brachte Serbien, Montenegro und Rumänien die Unabhängigkeit, Bulgarien wurde ein autonomes Fürstentum unter osmanischer Oberhoheit. Österreich durfte

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