Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
Jalta 1945 hatten sich die angehenden Siegermächte USA, Sowjetunion und Großbritannien, insbesondere Churchill und Stalin, auf ihre jeweilige Einflusszone in Europa geeinigt. Schon bald nach Kriegsende riegelte der »Ostblock«, also alle von der Sowjetunion abhängigen Staaten, seine Grenzen durch Sperren und Kontrollen gegen den Westen rigoros ab. Das hatte man bei den Konferenzen in Jalta und Potsdam so nicht vorausgesehen. Winston Churchill formulierte 1946 bei einer Rede an einem amerikanischen College den Satz An iron curtain has descended across the continent (»Ein Eiserner Vorhang hat sich über den Kontinent gesenkt«).
1947
KALTER KRIEG Marshall-Plan, Kalter Krieg und die Truman-Doktrin stehen in einem direkten Zusammenhang. Der erfahrene amerikanischeDiplomat George F. Kennan (1904–2005) war unter Außenminister George C. Marshall Planungschef im amerikanischen Außenministerium und formulierte das Prinzip des containment, der »Eindämmung« der sowjetischen Expansion. Dies wird in der von Präsident Harry S. Truman im März 1947 verkündeten Truman-Doktrin als amerikanische »Unterstützung für alle in ihrer Freiheit bedrohten Völker« formuliert. In Trumans Ansprache ist auch von der »wirtschaftlichen und finanziellen Hilfe« für die freiheitlich-demokratische »Lebensform« die Rede, die alsbald im Marschall-Plan für Europa realisiert wurde. In diesen Formulierungen zeichnet sich deutlich die Sichtweise von der in zwei große Blöcke gespaltenen Nachkriegswelt ab. Die Formel vom »Kalten Krieg« verbreitete sich durch den Titel des Buches Cold War. A Study in US Foreign Policy des Journalisten Walter Lippmann, das 1947 erschien. Sie war kurz zuvor von einem amerikanischen Präsidentenberater erstmals formuliert worden.
1948
MARSHALL-PLAN Nach dem Krieg waren auch Frankreich und England wirtschaftlich am Boden. Das zerstörte Deutschland sowieso; hinzu kamen zwei extrem kalte Winter 1946 und 1947, sodass die humanitäre Lage in Deutschland katastrophal war. Das nach dem damaligen Außenminister George C. Marshall (1880–1959) benannte Wiederaufbauprogramm für Westeuropa sollte Abhilfe schaffen. Neben konkreter humanitärer Hilfe erhielten die europäischen Staaten vor allem Geld zum Wiederaufbau, aber nicht geschenkt, sondern in Form von Krediten. In Deutschland steht die Gründung der Kreditanstalt für Wiederaufbau 1948 damit in direktem Zusammenhang. Man lieh den Mitsiegern wie den Besiegten Geld, damit sie Rohstoffe und Investitionsgüter kaufen konnten – natürlich in Amerika. Eine gute Kapitalanlage. Den größten Anteil erhielten Frankreich (3,1 Milliarden Dollar) und Großbritannien (3,6 Milliarden Dollar), wo die Lebensmittelrationierung erst in den Fünfzigerjahren aufgehoben werden konnte. Auch in Italien war die Situation nach dem Krieg prekär, die Kommunisten hatten großen Zulauf. Italien erhielt 1,6 Milliarden, Deutschland 1,4 Milliarden, die Niederlande, Griechenland und Österreich alle etwas unter 1 Milliarde, auch alle anderen bekamen etwas, auch die skandinavischen Staaten, selbst die Schweiz.
1949
NATO Eine weitere Folge der Containment -Politik war die Gründung der NATO (Nordatlantik-Pakt-Organisation) am 4. April 1949. Auf westatlantischer Seite gehören zu dem Bündnis die USA und Kanada, auf europäischer Seite die meisten westeuropäischen Staaten (außer den Neutralen: Schweden, Schweiz, Österreich und Irland) und die Türkei. Die Bundesrepublik Deutschland trat am 9. Mai 1955 bei. Einer oft zitierten Formel zufolge ist Sinn und Zweck der NATO to keep the Russians out, the Americans in and the Germans down (»die Russen aus Westeuropa rauszuhalten, die Amerikaner an der Seite der Westeuropäer zu halten und die Deutschen am Boden zu halten«).
Das galt jedenfalls bis zur Wende. Die Antwort des Ostblocks auf die NATO war die Gründung des Warschauer Pakts. Dies geschah 1955, eine Woche nach dem Beitritt der BRD zur Nato. Der Warschauer Pakt löste sich nach der Wende am 1. Juli 1991 auf.
DIE UNABHÄNGIGKEITSBEWEGUNGEN
An der Gründung der Vereinten Nationen 1945 nahmen 51 Staaten teil, von Ä wie Ägypten bis V wie Venezuela. Heute hat die UNO 192 Mitgliedsländer. Bis zum Beitritt der ersten afrikanischen Staaten (Ghana und Guinea) 1960 war die Mitgliederzahl auf rund 80 gewachsen. Einen Staatenvermehrungsschub gab es in den Sechzigerjahren durch die Unabhängigkeit vieler ehemaliger Kolonien in Afrika und Asien sowie in den
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