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Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war: Roman. Alle Toten fliegen hoch, Teil 2 (German Edition)

Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war: Roman. Alle Toten fliegen hoch, Teil 2 (German Edition)

Titel: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war: Roman. Alle Toten fliegen hoch, Teil 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Meyerhoff
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auf den Weg zu unserem Ferienhaus an der Ostsee.
    Es gibt Strecken, die ist man so oft gefahren, dass sie beginnen, ein Eigenleben zu führen. Mal dauern sie ewig, und man kommt kaum voran, quält sich wie durch einen tausendfach gesehenen Film, mal aber vergehen sie wie im Flug, und man gerät in eine Art Schwebezustand zwischen Vertrautheit und Trance und kann es dann kaum glauben, das Ziel schon erreicht zu haben.
    Als ich an diesem Tag mit dem toten Hund im Kofferraum hinaus auf das Land fuhr, verschätzte ich mich bei fast jeder Kurve und ärgerte mich über die ungünstige Straßenführung. Der Himmel über mir sah nicht so aus, als ob er sein stumpfes Grau jemals wieder würde abschütteln wollen. Zwanzig Minuten zuckelte ich hinter einem Lastwagen her, versuchte ihn zu überholen, schwankte zwischen Risikobereitschaft und Unsicherheit. Ich kam einfach nicht vorbei. In den Kurven versuchte ich es, auf den Geraden verließ mich der Mut. Mein eingeschläferter Blutsbruder lag im Kofferraum und brachte den Wagen aus dem Gleichgewicht.
    Als ich endlich in die kleine Straße einbog, hatte das Himmelsgrau sich wie ein Filter über die Landschaft gelegt, alle Farben herausgesogen. Die Wiesen grau, die Bäume grau, und um die graue Wasseroberfläche des kleinen Sees standen wie ausgestopft ergraute Kühe. Richtiges Totengräber-Wetter, dachte ich, und holte mir einen Spaten aus dem Schuppen. Ich suchte eine Stelle aus und begann zu graben. Nach der unangenehmen Autofahrt tat mir die körperliche Betätigung ungemein gut. Es war eine Wohltat, meine Muskeln zu spüren, und mit aller Kraft schippte ich, Schaufel für Schaufel, schwarze Erde aus dem Loch hinaus. Ich kam in einen guten Rhythmus und arbeitete wie ein Berserker. Erst als ich bis zum Bauch im Grab stand und zwei große Schritte machen konnte, gab ich mich zufrieden.
    Ich kletterte hinaus, ging zum Auto und öffnete den Kofferraum. Die Zunge des Hundes sah befremdlich aus. Ich berührte sie mit dem Finger. Sie war rau und trocken. Diese alles besabbernde und abschleckende rosa Riesenzunge war in nur zwei Stunden zu einer spröden Schuhsohle geworden. Ich versuchte, den Hund aus dem Kofferraum zu heben, schlang einen Arm um seinen Kopf, den anderen um den Bauch. Mit einem Ruck testete ich meinen Griff und war überrascht, dass ich ihn gut heben konnte. Wie ein Schäfer sein verletztes Lieblingsschaf trug ich ihn zum Grab und legte ihn in das graue Gras.
    Ich ließ mich in die Grube hinab und zog ihn zu mir. War er leichter geworden? Mühelos konnte ich ihn auf den Erdboden absenken. Das Grab war viel zu groß geworden. Ich hatte die Hundemaße völlig falsch eingeschätzt. Kein Hund der Welt hätte so ein gigantisches Loch gebraucht. Ich legte den Hundekörper in die Mitte. Um ihn herum war auf allen Seiten mindestens ein halber Meter Platz. Auch war es viel zu tief geraten. Der Hund war nicht nur leichter geworden, er schien auch geschrumpft zu sein, so zerbrechlich lag er auf der dunklen Erde. Das Weiß seines Fells hatte einst so gestrahlt, doch jetzt war es ergraut und stumpf.
    Sollte ich ihn in eine bestimmte Position legen? Die Läufe gekreuzt, wie im Sprung gestreckt, oder abgeknickt unter den Bauch gezogen? Warum hatte ich nur so eine tiefe Grube gebuddelt? Ohne Probleme hätte ich mich dazulegen können. Als die erste Schaufel Erde, die dunklen Brocken den Hund trafen, zuckten seine Vorderläufe nach vorne. Ich hielt inne, sah erschrocken ins Loch. Daran, dass der Hund tot war, zweifelte ich nicht, aber auch die nächste Schaufel Erde gab dem Leichnam einen Stoß, dass seine Gliedmaßen reflexartig ausschlugen. Nach und nach verschwanden sein Rücken und der Bauch und endlich auch die Geschwulst, die rosig im Erdreich dagelegen hatte.
    Ich schaufelte weiter, fing an zu schwitzen. Diese Erde, dieser fruchtbare schwarze Mutterboden, da konnte es keinen Zweifel geben, würde unseren Hund in kürzester Zeit aufweichen, durchdringen und auflösen. Gegen diese Erde war alles Organische, waren Haut und Knochen machtlos. Ich dachte: Dieser Erde kann man nicht widerstehen. Ihre Kühle und Feuchte und Fruchtbarkeit wird alles verschlingen und verschwinden lassen, was sich zu lange in ihr aufhält. Schaufel für Schaufel schippte und schob ich das Loch zu. Erde von oben auf den Kopf zu werfen war mir unmöglich. Ich kletterte wieder hinein und begrub den Hundekopf mit den Händen. Griff in den Mutterboden, diesen Boden, den mein Vater immer als den fruchtbarsten

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