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Wanted

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Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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gefunden hatte. Einen Schluck und ein Keuchen später gab er es uns.
    »Mandoney ist wild entschlossen, den Fremden selbst zu fassen«, sagte er dann.
    Keiner hob oder drehte den Kopf, doch irgendwie sahen sie mich alle an. Ich zuckte die Achseln. Allen bisherigen Bemühungen des Deputys zum Trotz war mein Ambiente wieder mal bemerkenswert unvergittert.
    »Ja, kann Mandoney denn überhaupt schon wieder ...«, begann Bro Ho ungläubig. Doc Tatters schenkte ihm einen kurzen, bohrenden Seitenblick und Bro Ho sprach nicht weiter.
    »Warum denn etwa nicht?«, schnappte der Mediziner, bevor er fortfuhr. »Richard Thysson hat auf den Fremden ein massives Kopfgeld ausgesetzt. Das sollte eine Menge schräge Vögel anlocken. Gerüchte sprechen schon von den Gebrüdern Jones.«
    »Ach du Scheiße«, meinte Shits. Foreman, Ropeman, Edgeman und Burns. Sie nannten sich die Jones, doch sie waren alles, nur keine Brüder. »Jedes Mal, wenn die in die Stadt kommen, muss ich anschließend Sonderschichten fahren.«
    Ansonsten aber waren sie, wie gesagt, alles. Alles, dem man besser aus dem Weg gehen sollte.
    »Wenn die sich nur ankündigen, fang ich schon mal am Buddeln an«, meldete sich Bro Ho zu Wort. »Und's war noch nie umsonst.«
    Kopfgeldjäger, Schuldeneintreiber, Streikbrecher, Schläger, Scharfschützen, Killer. Alles.
    »Na ja, bisher sind es nur Gerüchte«, erinnerte der Arzt. »Dafür hat der alte Thysson mal wieder die Stadt verlassen. Was immer das heißen mag. Bestimmt plant er irgendwelche Teufeleien.«
    Rings um das Lagerfeuer wurde still gemutmaßt.
    »Irgendjemand, der neugierig ist, was für Teufeleien das sein mögen«, riet ich, »kann ja mal vorsichtig seine Nase aus dem Eingang des Canyons stecken.«
    Niemand schien neugierig genug.
    »Und Sheriff Starski dreht durch«, setzte der Doc seinen Bericht fort. »Er hat den Kitten Club schließen lassen und den Saloon vernagelt und Panchos Destille hochgenommen.«
    »Urghs«, machte Pancho. »Da hatte ich nur noch ein Zeugs gebunkert, wie man es selbst den Indianern nicht mehr andrehen könnte.«
    »Nun, Starski und sein Mob bringen sich damit gerade in Stimmung. Ich schätze mal, gegen Morgen werden sie mutig genug sein, nach Katanga vorzudringen.«
    »Na, da können wir alle ausschlafen«, freute sich Shits. »Starski und seine Penner sind doch zu dämlich, der Spur eines durchfallkranken Elefanten zu folgen.«
    »Sie haben Toller Hund zwangsverpflichtet.«
    Jemand pfiff durch die Zähne. Jemand schnalzte mit der Zunge. Selbst gegen seinen Willen konnte Toller Hund nicht von einer einmal aufgenommenen Spur lassen. Es war einfach seine Natur.
    »Das ist so nicht ganz richtig«, hallte die Stimme von Toller Hund aus dem Dunkel, und praktisch im selben Augenblick erschien auch seine Gestalt im lodernden Schein von Flammen, was damit zusammenhing, dass der immer noch nicht wirklich entspannte Pancho gerade die Flasche angesetzt gehabt hatte.
    »Bis auf den Part mit dem Elefanten vielleicht. Was immer das sein mag.« Toller Hund trat heran mit Virago, seinem fransigen kleinen Esel, im Schlepptau. »Tatsache ist, sie haben es versucht, Toller Hund zu verpflichten.« Und mit einer Miene tiefer, ehrlicher Dankbarkeit nahm der Indianer die Flasche entgegen. »Doch der Sheriff und seine Leute«, meinte er und hob die Flasche zu einem kurzen Toast, »die trinken ein Zeugs, das könnte man keinem Zombie anbieten.«
    »Und wir«, sagte Tom-Tom und wurde, trotz des Umstands, dass er sich etwas in den Schatten zurückgezogen hatte, sichtbar wie am helllichten Tag, »wir sind echt nich wählerisch.«
    Bro Ho klopfte Toller Hund dröhnend auf den Rücken, und nach kurzem, heftigem Abhusten und nur ein oder zwei tüchtige Schlucke später hatte der Indianer zu seiner gewohnten Atemfrequenz und Gelassenheit zurückgefunden.
    »Schlägste dich immer auf die Seite mit dem besseren Gesöff?«, wollte Tom-Tom von ihm wissen.
    Toller Hund blickte empört.
    »Roter Mann«, sagte er feierlich und schlug sich die geballte Faust gegen die Brust, »folgen immer der Stimme der Ehre!«
    Und kaum dass das Gelächter reihum sich etwas gelegt hatte, nahmen wir darauf dann alle noch einen, und weil es gerade so nett war, konnte Pancho der Versuchung nicht widerstehen und nahm seine Gitarre zur Hand. Strich über die Saiten und TomTom neben mir sog Atem zwischen den Zähnen hindurch wie jemand, der seinem Daumen eins mit dem Hammer verpasst hat.
    Pancho schlug etwas einem Akkord Ähnliches an und

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