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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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seim Namen macht. Also. Wisster Bescheid.«
    »Können wir dir etwas zu trinken anbieten?«, erinnerte ich mich meiner Manieren.
    »Och, son kleinet Schlücksken wird wohl nix schaden, wa? Nich in meim Zustand, auf alle Fälle. Ha-ha. Kleiner Scherz. Na, dann lassma rüberwachsen.« Tom-Tom beugte seine hagere Gestalt der Flasche entgegen und Feuerschein fiel durch ein ausgefranstes, rundes Loch in seiner Mitte.
    Ein Loch, wie es eine Kugel hinterlassen würde.
    »Du warst das«, sagte ich zu ihm. »Du hast Dickie Thysson in die Flucht geschlagen. Na, vielen Dank auch.«
    »Och, keine Ursache. Kannich nich ab, Heckenschützen und feige Hinterhalte. Nehm ich persönlich, sowatt. So, getz abba Prost ersma!«
    Der folgende Hustenanfall ließ die Flammen in den Himmel steigen. Ich wollte Tom-Tom auf den Rücken klopfen, hielt jedoch inne, als mir ein großes, rostiges Messer entgegenragte, das bis zur Hälfte zwischen seine Schulterblätter getrieben war. Daher also die persönliche Einstellung zu Hinterhalten.
    »Oijoijoi«, machte er, sobald er wieder bei Atem war. »Echt nich übel, datt Stöffken. Wie nennt sich datt?«
    »Schwa- wawawa- warzgebrannter Fusel, nennt sich das«, kam es aus dem Dunkel. »Und ich kann von seinem Ge-Gegege- Genuss nur ab- ababababraten.«
    »Doc Tatters!«, rief Pancho. »Was machen Sie denn hier?«
    Der Doc trat, etwas kurzatmig vom Anstieg, nah ans Feuer und damit in den Kreis des Lichts, und ein molliges Maultier trat mit ihm und sah ihm interessiert über die Schulter, wie er Tom-Tom ohne viel Federlesen die Flasche aus der knochigen Hand nahm und sich selber an den Hals setzte.
    »Außer«, sagte der Doc nach einem Rülpser, der ihn den Großteil seiner Brauen kostete, »unter ärztlicher Aufsicht natürlich. Und die habe ich ja, Gott sei Dank.« Ächzend ließ er sich auf seinen runden Hintern plumpsen und alle sahen ihn an.
    Nach einer Weile dämmerte ihm, warum, und er reichte die Flasche weiter.
    »Mandoney lebt«, meinte er im Plauderton.
    »Das ist die gute Nachricht.«
    Ich lehnte mich zurück und schloss für einen Moment die Augen. Den zweiten Teil der Neuigkeiten würde ich so oder so erfahren.
    »Der Katze geht's gut«, sagte Scuzzi. »Ich hab sie aus dem Heim geholt und fürs Erste bei mir untergebracht. Ist das normal, dass sie zehnmal am Tag gefüttert werden will?«
    »Öfter. Aber sie kriegt nur einmal was. Na, seien wir ehrlich, meistens zweimal.«
    Scuzzi nickte wie jemand, der sich eine geistige Notiz macht. »Also, wie gesagt, ihr geht's gut. Die schlechte Nachricht ist, sie hat ein bisschen eine Lücke in die, wie soll ich sagen, in die Finanzierung deiner Verteidigung geschissen.«
    »>Gerissen<, meinst du.«
    Doch Scuzzi schüttelte den Kopf. »Ich, äh, wusste das nicht, das mit nur einer Mahlzeit am Tag. Und ich bin auch erst abends dazu gekommen, ihr das Klo zu befüllen. Gerade, wie ich die Streu reintun will, kickt Polizeichef Stankowski mit einem Rollkommando meine Türe ein. >Lass dich nicht stören<, meint er auf seine joviale Art zu mir. >Wir stellen dir nur eben kurz die Bude auf den Kopf.< Also - hab - ich - das - Katzen - Klo -befüllt«, sagte Scuzzi mit großen, beredten Augen und der Art von Betonung, wie Eltern sie benutzen, wenn sie etwas rüberbringen wollen, das der Nachwuchs nicht mitbekommen soll. Hätte nur noch gefehlt, dass er das Buchstabieren anfing.
    Ich nickte. »Und die weiße, körnige Sorte findet sie nicht so gut«, vermutete ich ins Blaue hinein.
    »O doch«, seufzte er. »O doch. Und wie. Kristof, du kannst dir nicht vorstellen, was für Mengen dieses Vieh binnen zwei Stunden scheißen kann. Als die Bul ...«, Scuzzi warf einen schmalen Blick Richtung Nachbarbett, »die Polizeibeamten unverrichteter Dinge wieder abgezogen sind, hatten eineinhalb Pfund Katzenstreu eine Qualität angenommen, wie man sie auch dem härtesten Konsumenten nicht mehr anbieten kann.«
    »Ich frag mich schon länger, was für Qualitäten Sie was für Konsumenten so anbieten«, knurrte Menden hinter der Trennwand. »Und der Inhalt Ihres Katzenklos würde mich auch mal interessieren.«
    »Bring ich Ihnen morgen mit«, versprach Scuzzi.
    Ich frag nicht, dachte ich.
    »Und die schlechte Nachricht?«, fragte Bro Ho.
    Doc Tatters schnalzte mit der Zunge. Rieb sich das Kinn. Wog den Kopf hin und her. Legte sich die Worte zurecht. Ließ sich Zeit mit der Antwort. Sah mit ernstem Nicken von einem zum anderen, bis die Flasche wieder ihren Weg in seine Pfoten

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