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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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hatte.
    Stattdessen stoppte er sein Pferd. Stieg ab. Bückte sich und hob eine leere Flasche vom Boden auf. Zupfte den Korken und hielt sich den Flaschenhals unter den großen, roten Zinken. Dann drückte er Smith die Flasche in die Hand und bedeutete ihm wortlos, genauso zu verfahren und die Flasche dann durch die Reihen weiterzureichen.
    Ruhig wanderte die Flasche von Reiter zu Reiter, bis auch der letzte daran geschnüffelt und ob der zusammen mit dem scharfen Hauch aufsteigenden Erinnerung sehnsüchtig die Augen verdreht hatte.
    »Smith«, bellte der Sheriff dann, »abgesessen!«
    Smith beeilte sich zu gehorchen.
    »Wie alt ist dieser Haufen Pferdescheiße, Smith?!«
    Smith beeilte sich, den Dung zu untersuchen. Farbe, Glanz, Aroma, Temperatur, Fliegendichte.
    »Ungefähr eine Stunde, würd ich sagen«, antwortete er dann. »Obwohl, natürlich, ohne einen abschließenden Bericht vom Labor -«
    »Eine Stunde«, schnitt ihm der Sheriff in dröhnendem Bariton das Wort ab. »Nur eine Stunde voraus schaukelt mehr White Lightning durch die Gegend, als eine Horde Rothäute in einem Monat saufen könnte, und vierzehn Tage«, brüllte der Sheriff in voller Intention, sich das Katanga-Echo zunutze zu machen, »vierzehn Tage wird es dauern, bevor Buttercup, wenn überhaupt, die nächste Lieferung Fusel von außerhalb erhält.«
    Starski schwang sich wieder in den Sattel, während >vierzehn Tage< ominös von den Wänden der Schlucht und durch die Köpfe seiner Truppe widerhallte.
    »Männer«, bellte er dann, »wollt ihr so lange warten?!«
    »Wartet!«, sagte ich.
    Schüsse hallten von fern und Schüsse hallten von nah.
    »Yee-hah!«, brüllte jemand von fern. Hinter uns.
    »Pu-tah!«, brüllte jemand von nah. Vor uns.
    Das hieß, wer immer vor uns schoss und brüllte, würde uns eher erreichen als der schießende und brüllende Tross in unserem Rücken, und beides, sowohl das Zusammentreffen mit dem einen wie auch dem anderen ...
    »Wir müssen abhauen!«, brüllte Pancho in mein Ohr, nahm mir die Kanne ab und riss mich mitten aus meinen zutiefst analytischen Gedankengängen.
    »Bloß wohin?«, brummelte Bro Ho. Shits zeigte ihm die seiner Ansicht nach zukunftsweisendste Richtung.
    »Fang schon mal an zu graben«, riet er. »Und mach meins schön tief. Ich hätt's nicht so gern, wenn die Koyoten mein Gerippe abnagen. Oder die Schwarzfüße sich meine Leber braten.«
    »Puta!«, erschallte es von vorne, »Ramera! Prostituta!« Durchsetzt mit Schüssen und allmählich - anschwellend, näher kommend - untermalt mit Hufgetrappel. Die Sorte, die man nur in vollem Galopp hinkriegt.
    »Mexe«, stellte Toller Hund fest.
    Und sie kamen genau auf uns zu, in, wie es sich anhörte, mindestens zehnfacher Überzahl.
    »Toller Hund, kennst du dich hier aus?«
    Der Indianer sah mich an, als könnte ich die Frage unmöglich ernst gemeint haben.
    »Klar«, sagte er. »Toller Hund reitet jeden Tag zwischen den Geistern der Verstorbenen auf der einen und haufenweise lebenden Irren auf der anderen Seite spazieren.«
    »Ich dachte nur, weil du Indianer bist .«
    Toller Hund fasste sich an die Stirn.
    »Jesus, Fremder, wo hast du die letzten zwanzig Jahre gelebt?«
    »Hier und da.«
    »Also, pass auf: Ich bin vom Stamm der Schoschonen, verstehst du? Ackerbau und Viehzucht, der buchstäbliche edle, freundliche, hilfsbereite Wilde. So gut wie ausgerottet, als kleiner Dank dafür. Hier, im Katanga-Canyon, hausen die« - er senkte kurz die Stimme - »Schwarzfüße. Gaaanz anderer Typus. Wirkliche, echte Wilde. Schneiden ihren Feinden die Herzen heraus und essen sie. Roh. Und sie kennen nur Feinde.«
    Mit einem Klappern der Kanne glitt der Doc von seiner Elektra.
    »Obwohl«, fügte Toller Hund mit einer fast schon feucht zu nennenden Aussprache hinzu, »ihre Weiber sind ziemlich geil.«
    Die Schüsse kamen näher.
    »Was schlägst du vor?«, fragte ich.
    Toller Hund rollte ungläubig die Augen.
    »Ich? Was ich vorschlage? Ich nur Esel reitende, Tequila saufende Rothaut, die alle paar Wochen zum Spurensucher ernannt und sofort wieder gefeuert wird, kaum dass der arme Teufel baumelt. Keiner will je Vorschläge von mir.«
    »Wi- wiwiwi- wir schießen uns den Weg frei!«, rief der Doc und seine Hände zuckten nach dem Schrotgewehr, das quer über seinen Rücken hing. Shits hechtete aus dem Sattel und warf sich auf ihn.
    »Ruhig, Tatters«, mahnte er. »Gaaanz ruhig. Erst wenn wir sagen, ja?« Und sein Blick irrte nach Deckung suchend umher.
    Die

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