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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Finger über flüssiges Feuer und jemand schrie »Aiiiiiiih!«, als er von einem schwirrenden Knopf getroffen wurde.
    »Ohlala«, bemerkte sie. »Das kann ins Auge gehen. Was für eine Spannung! Vielleicht besser, wir öffnen den einen oder anderen .« Sie versuchte sich an dem einen oder anderen, und ich musste mich gegen eine Säule lehnen, der Festigkeit meiner Knie war nicht länger zu trauen.
    »Oh, wie fest .«, hauchte sie, ». diese Knöpfe sitzen. Warte, ich knie mich hin .«
    Jemand pfiff durch die Zähne. Jemand anderes schnalzte mit der Zunge. Jemand Drittes musste sich mehrfach räuspern und wieder jemand anderem entfuhr ein deutlich zu vernehmendes:
    »Hossa!«
    »Verdammt«, knurrte Aisha und erhob sich wieder. »Mir will scheinen, diese Leichenheinis können im Dunkeln sehen.«
    »Nein, nein, nein«, kam es beschwichtigend von allen Seiten, »kein bisschen.«
    »Überhaupt nicht.«
    »Nicht die Bohne.«
    »Nicht die Hand vor Augen.«
    »Blind wie die Blindschleichen.«
    »Blindschleichen sind nicht blind, Blödmann.«
    »Sind sie wohl.«
    »Sind sie nicht.«
    »Sind sie wohl!«
    »Sind sie nicht!«
    »Na gut, dann wollen wir doch mal schauen, wer von uns beiden Recht hat. Wo steht denn das Lexikon? Ah, ja. Be, Be, Be ... wo haben wir's denn ... Da! Blindschleiche.« Murmel, murmel, murmel ... »Tse, was soll ich sagen? Du hattest Recht. Sie können sehen.« Das Zuklappen eines dicken Buches schnappte durch die Finsternis.
    »Wenn auch nicht besonders gut.«
    Ich möchte nur noch töten, dachte ich.
    Hastig rollte Sheriff Starski sich beiseite, um einem weiteren Bürgerwehrler Platz zum Umfallen zu geben. Wobei schleierhaft blieb, ob es eine Kugel von vorn oder von hinten gewesen war, die den Mann getötet hatte.
    Das hat keiner gewollt, dachte der Sheriff und robbte seitwärts, raus aus dem dichtesten Hagel an Blei. Die haben's nicht gewollt und wir erst recht nicht, und trotzdem sind wir hier in eine Schlacht verwickelt und das völlig ungeachtet der Tatsache, dass man kaum die Hand vor Augen sehen kann, geschweige denn den Gegner, vom Aufblitzen seines Mündungsfeuers einmal abgesehen.
    Immer mehr Getroffene sackten zusammen, und Sheriff Starski spürte den dringenden Wunsch, eine Auszeit nehmen zu können von dieser bis hierhin wenig erfreulichen und noch weniger erfolgreichen Expedition. Er rollte sich ein Stück weiter, bis ihm das nervöse Wiehern und der in seinem Gesicht herumpeitschende Schweif verriet, bei einem Pferd angekommen zu sein. Seinem Pferd, wie sich schnell herausstellte. Unverletzt und nur zu bereit, sich ohne große Direktiven auf kürzestem Weg weg von dem verdammten Krach zu begeben.
    Starski dachte kurz daran, seine Leute zu sich zu rufen und einen geordneten Rückzug zu befehlen, entschied sich dann aber dafür, besser den Mund zu halten. Der Kommandierende, sagte er sich, sollte niemals riskieren, das Feuer auf sich zu ziehen.
    Sein Pferd hatte die Nase in eine Richtung gedreht, aus der man den relativ kühlen Luftzug eines von einem Bach durchströmten Seitentals spüren konnte. Sheriff Starski nahm den Zügel in die Hand, schmiegte sich eng an den großen Leib des Tieres und gemeinsam trotteten sie los, unhörbar in diesem Inferno und unsichtbar in der Schwärze der Nacht.
    »So, ihr Süßen«, zwitscherte es durch die Dunkelheit, »jetzt rückt doch mal alle ein bisschen zusammen und guckt in meine Richtung. Tante Frou-Frou macht jetzt eine fotografische Aufnahme von euch. Da wollt ihr doch sicher alle drauf sein.«
    Aisha an meiner Seite seufzte das längste Seufzen, das ich je gehört hatte. Ihre Finger zitterten, als sie meine Hand fanden. »Wir holen es nach«, versprach sie.
    Töten, dachte ich. Töten, töten, töten.
    Füße scharrten, Sitzmöbel wurden quietschend verschoben, Knurren und Fluchen ertönte, wo Schienbeine an- und sonstige Extremitäten zusammenstießen, und allmählich, unter Frou-Frous geflöteten Anweisungen, fand sich anscheinend alles auf einem Haufen zusammen. Pancho hatte seine eigenen Probleme mit der entstandenen Enge. »Der Nächste, der mir an den Arsch packt«, kündigte er an, »endet als Knochenpuzzle. Und zwar eins mit mehreren fehlenden Teilen.«
    »Nu, vertragt euch«, mahnte Frou-Frou. »Und schön lächeln. Alle in meine Richtung!«
    Töten, dachte ich. Töten, töten, töten.
    »Chan-Chan, kämm dir noch ein bisschen die Haare in die Stirn, ja? Dass man das Loch von der Pickhacke nicht ganz so deutlich sieht. Ah, vergiss es. Lass

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