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Wanted

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Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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etwas vollkommen anderes sagen wollen, doch .
    »Nun«, meinte sie kühl und legte mir die Klingelschnur in die Finger, »falls der . Druck . zu groß wird und Sie es nicht mehr aushalten, können Sie mich jederzeit rufen. Und, mal sehen .«
    Sie flüsterte jetzt. »Vielleicht fahre ich Ihnen die Dosis ja wieder ein bisschen höher.« Und sie zwinkerte mir verschwörerisch zu.
    Ich schluckte wie an einem Wollknäuel und musste an mich halten, nicht jetzt schon den Knopf zu drücken.
    »Bis bald«, sagte sie dann noch, von der Türe her.
    »Noch jemand ein Schlückchen? Oder vielleicht ein bisschen was zum Knabbern? Hach, ist das schön, mal wieder Besuch zu haben!«
    Frou-Frous Schatten tanzte über die düsteren Wände.
    Bis auf das zahnlückige Halbrund, in dem einstmals ein Tor gesessen hatte, war alles an der Fassade der riesigen, grob in den Berg gesprengten Maschinenhalle zugemauert oder mit Holzbohlen vernagelt. Drinnen beleuchtete der flackernde Schein Hunderter Kerzen das Chaos aus diversen Maschinenteilen und allgemeinem Verfall ringsum, Gastgeber eingeschlossen.
    Frou-Frou war seinem, pardon - ihrem Grab entstiegen, bevor alles Fleisch von ihr abgefallen war. Keine gute Idee, wenn mich jemals jemand fragen sollte. Der vorherrschende Eindruck war der eines gehäuteten und teilweise skelettierten Grizzlybären, der nur von einem in allen Nähten krachenden, ehemals rosafarbenen Ballettkostüm daran gehindert wurde, sich in seine fauligen Bestandteile aufzulösen.
    Abgesehen davon war sie der Charme in Person. Sie hatte, leichtfüßig im Kerzenschein tänzelnd, Tee gereicht und zeigte sich, nachdem sie einen kolossalen, mit viel Solidem durchsetzten Hustenanfall überstanden hatte, gerade außerordentlich beeindruckt von Panchos SchwarzbrennerKünsten, als Toller Hund etwas atemlos zu uns stieß.
    »Da kommt jemand«, raunte er in die Runde.
    »Sieht so aus, als habe man uns entdeckt.«
    Bro Ho und Shits ließen ihre Teetassen sinken und griffen zu den Waffen.
    »Ich hab's gewusst!«, keuchte Pancho und suchte Trost im Destillat.
    »Auf sie mit Ge- Gegege-«, setzte Doc Tatters an zu brüllen, doch Frou-Frou presste ihm eine ihrer Pranken blitzartig über den Mund und die andere besänftigend auf den Arm, mit dem er nach dem Schrotgewehr greifen wollte.
    »Nur kein Geschrei, mein kleiner Dicker«, gurrte sie, ganz mütterliche Strenge. »Und auch kein Peng-Peng. Kann Tante Frou-Frou gar nicht gut haben heute, so einen Radau.«
    »Wie viele sind es?«, fragte ich Toller Hund.
    »Erst mal nur ein Spähtrupp, würd ich sagen. Genaues ist schwer zu erkennen. Die Sonne ist fast weg und die Schatten sind schon verdammt tief.«
    »Ich geh mal nachsehen«, entschied ich.
    »Aber lauf nicht so weit weg, Hübscher«, flötete Frou-Frou hinter mir her, den vor Entsetzen schnaufenden Tatters eng an ihren kompostierenden Leib gedrückt. »Noch Tee, ihr Süßen?«, zwitscherte sie dann mit der ganzen, heiteren Unbekümmertheit von jemandem, der das Ableben schon hinter sich hat. »Ach«, erinnerte sie sich dann, milde selbstkritisch, »hab ich euch eigentlich schon meine Mitbewohner vorgestellt?«
    Und für einen Sekundenbruchteil warf ich einen langen, gespenstisch flackernden Schatten, als Panchos Prusten auf eine der Kerzenflammen traf.
    »Das hier ist Zig-Zig, das hier ist Chan-Chan, das ist Lou-Lou und diese kleine Zuckerschnute hier heißt .«
    Ihre Stimme verlor sich, während ich mich zwischen im Todesschlaf ruhenden, riesenhaften Maschinen hindurch zum Eingang schlich, vorbei an unseren Reittieren, die auf eine grundzufriedene Art mit den Inhalten ihrer Futtersäcke beschäftigt waren.
    Von draußen erklang das zögernde Klackern von Hufen, die einen schmalen, steilen Anstieg zu bewältigen haben. Das unwillige Schnauben eines Pferdes, das sich aller inneren Vorbehalte zum Trotz einen schmalen, steilen Anstieg hochgezerrt werden sieht. Beide Geräusche waren zu nah, um unsere Entdeckung noch durch ein Ablenkungsmanöver vereiteln zu können. Und Schusswaffengebrauch verbot sich, bei der Anzahl lauernder Verfolger unten im Talgrund, von selbst. Also duckte ich mich in den Schatten des Eingangs und machte mich in aller Stille bereit zum Sprung.
    Eine atemlose, eine beklemmende Stille hielt mit der Dunkelheit zusammen Einzug in den Katanga-Canyon. Die Art von Stille, wie sie einer heimtückischen Attacke vorausgeht, die Art von Stille, die nur darauf wartet, von Grunzen, Stöhnen, Röcheln, von Schreien des Schmerzes

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