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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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auf wie ein Bär beim ersten Schiss nach dem Winterschlaf.
    »Am besten, wir fangen sofort damit an«, fand sie, erhob sich anmutig und ging. Ihr Gang war federleicht, tänzerisch.
    Zwei Minuten später kam sie mit einem Kühlpack zurück, das sie mir ungeheuer sachte auf das glühende Knie packte.
    »Ah, eh ich's vergesse«, plapperte sie munter.
    »Morgen früh werden die Extensionen abgebaut, und direkt im Anschluss können wir dann damit beginnen, wieder etwas Geschmeidigkeit in .«, sie suchte und hielt meinen Blick, ». all die steif gewordenen Glieder zu massieren.«
    Sie verbiss sich ein Lachen, löste den Augenkontakt und fing an, eine Mullbinde um Kühlpack und Knie zu wickeln.
    Ich beobachtete ihre Arme, ihre Hände, die wie ihre ganze Figur sonnengebräunt und straff und muskulös daherkamen wie die einer Go-go-Tänzerin, die Art von Muskulatur, die auf Freude an der Bewegung, auf hohe Ausdauer, ja Unermüdlichkeit schließen lässt .
    »Also«, wandte sie sich, fertig mit Wickeln, zum Gehen, warf aber noch einen Blick über die Schulter zurück, einen haselnussbraunen Blick unter halb gesenkten, ganz leicht schräg geschnittenen Lidern und dichten, dunkel getuschten Wimpern hervor, »bis morgen früh dann.« Damit war sie weg und ich würgte an etwas von Format und Textur eines Tennisballs herum. Vor mir erstreckte sich eine komplett neue Dimension von Ewigkeit.
    Eine Nacht, eine ganze Nacht noch .
    Alban Adango, besser bekannt als El Lobo, trat vor. Alles Schießen erstarb.
    »Könntest du das noch mal wiederholen«, knurrte Shits verhalten und ließ seinen Revolver zu Boden gleiten, hob die Hände, »das mit dem am besten gehüteten Geheimnis von ganz -«
    »Ja, nun. Vom Einsatz von Macheten war ja nie die Rede gewesen«, verteidigte sich Pancho und legte ebenfalls seine Waffe weg.
    Aisha und Eva hatten endlich voneinander abgelassen und wir alle starrten dem mexikanischen Banditenführer entgegen.
    Hinter El Lobo betrat ein Haufen mit scharfen Klingen, scharfen Waffen und mindestens ebenso scharfen Schnurrbärten bestückter, mies dreinblickender Desperados die Szene.
    »Wer von euch ist der Gringo, den sie >Der Fremde< nennen?«, brüllte El Lobo mit einer Wut, dass ich mich in den Boden sinken spürte, buchstäblich, horizontal und von Würmern benagt.
    »Ich zähle bis drei«, bellte er und spannte den Hahn seines Revolvers, den er dem irgendwo im Wäldchen aufgegabelten, an den Haaren gepackten und auf die Knie gezwungenen Toller Hund ans Genick hielt.
    Ich warte bis zwei, dachte ich. Oder bis zweieinhalb. Vielleicht passierte ja noch ein Wunder.
    »Eins .«
    Erst mal jedoch nicht. »Zwei ...«
    »O nein, bitte, bitte tu ihm nichts!« Aufschluchzend warf sich Aisha ihrem Bruder zu Füßen. »Er hat doch nichts getan! Bitte«, flehte sie, »lass ihn laufen! Lass ihn am Leben! Es ist . es ist . allein meine Schuld!«
    Es war rührend anzuschauen, rührend anzuhören, und ich gestehe, ich musste die eine oder andere Träne wegbeißen.
    »Der Fremde ist .«, schluchzte sie und zeigte, zu meiner nicht geringen Verblüffung, mit gerecktem Arm und Finger direkt auf mich, ». der da!«
    Richard Thysson steuerte den Planwagen auf zwei Rädern in der Auffahrt der Beau-Rivage-Ranch, wo ihn die Gebrüder Jones und ein Haufen Helfer schon erwarteten.
    »Schießt! So schießt doch!«, brüllte er und brachte die Fuhre schlingernd zum Stehen. »So schießt doch endlich!«
    Foreman Jones nickte gravitätisch, trat nahe an den Kutschbock und sagte mit entnervender Ruhe: »Wenn Sie mir kurz verraten könnten, worauf, Boss?«
    Thysson sah zurück auf die Straße. Ein paar in den sich setzenden Resten der Staubfahne herumwirbelnde Aktenblätter war alles, was an Bewegung zu sehen war. Und das hysterische Kreischen von Gattin Genevieve, die weiterhin sämtliche Gegenstände, die nicht gerade ihr gehörten, hinten vom parkenden Planwagen herunterkippte, war alles, was noch zu hören war.
    »Hol mal einer Eva. Sie soll ihre Stiefmutter beruhigen.« Niemand rührte sich.
    »Seid ihr taub? Ich hab gesagt ...« Thysson brach ab. »Wo ist Eva?«, fragte er.
    Sie verzogen sich, Aisha mit ihnen, und ich warf Pancho einen Blick zu, der ihn den Korken mit nie gesehenem Schwung aus der letzten Flasche rupfen ließ. Im nächsten Augenblick hatte ich sie am Hals und senkrecht gestellt.
    Das ringförmige Mal auf meiner Stirn brannte wie Feuer. Es war die Stelle, gegen die Alban Adango seine Revolvermündung gepresst hatte.
    »Gib

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