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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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»Nein!« Wamms!
    Nachdenklich zog ich mir die Stiefel aus und überdachte gleichzeitig die drei klassischen Methoden der Verführung. Überredung zog nicht, vom letzten Mittel der Gewalt habe ich noch nie viel gehalten, also würde ich eine List ersinnen müssen. Und zwar flott.
    »Hey, da fällt mir etwas ein!«, frohlockte ich in dem übertrieben munteren Tonfall von jemandem, der zum Lügen nicht geboren, aber verzweifelt genug ist, es trotzdem zu probieren.
    »Bro Ho! Dass ich da nicht früher dran gedacht habe! Ha!« Ich lachte triumphierend. Es klang ein wenig hohl, selbst in meinen Ohren. »Bro Ho ist doch Prediger! Oder gewesen. Oder hat sich als einer -«
    Löst die Zunge, Panchos Brause. Ich biss mir kurz drauf und machte dann mit der gleichen künstlichen Begeisterung weiter.
    »Der wird uns trauen, hier und jetzt und pronto, und anschließend können wir direkt .«
    »Nein!« Wamms! Und sie drehte mir den Rücken zu. Die kalte, die sprichwörtliche Schulter.
    »Ich will keinen hergelaufenen, ungewaschenen, angesoffenen Wanderprediger. Ich will einen richtigen, echten Priester, einen römisch-katholischen und eine richtige Kirche und eine offene, blumengeschmückte Kutsche und ein weißes Brautkleid mit langer, seidener Schleppe und einem Schleier aus weißer Spitze vor dem Gesicht und Orgelmusik und Trauzeugen und Brautjungfern und goldene Ringe und Reis und so einen kleinen Blumenstrauß zum Werfen und .«
    Eijeijei, dachte ich und ließ sie einfach weiterreden. Shits rief nach mir und ich erhob mich ächzend. Das erste Mal in meinem Leben brachte ich ein gewisses Verständnis auf für das, was man sich von Schafzüchtern so erzählt.
    ». und du weißt, dass ich dir immer schon gepredigt habe, die Zurückhaltenden, das sind die wahren Tiere, und ich kann dir sagen .« Willy wirkte zittrig, fahrig, übermüdet, schlaff. Und gleichzeitig irgendwie ... satt.
    ». die ganze, gottverdammte Nacht lang hat sie mich beackert, Kristof, selbst als ich schon längst nicht mehr wollte, oder konnte, da hat sie mich angefleht, Kristof, glaub mir, sie hat drum gebettelt, weiterzumachen, ich musste das erste Mal in meinem Leben Viagra nehmen, und sie wollte es von vorne und von hinten, von oben und von unten, von links und von rechts, sie wollte alles machen, alles, sag ich dir und das, obwohl sie erst so kühl getan hat, richtig hochnäsig, doch kaum dass ich ihn aus der Hose und in ihr drin hatte, war die Wandlung vollk .«
    »Heckhoff!« Mendens Stimme war scharf, kalt und schneidend wie ein Skalpell. »Noch ein Wort von Ihnen, nur ein einziges Wort noch, und Sie können Ihren Erschöpfungszustand die nächsten achtundvierzig Stunden in einer abgedunkelten Ausnüchterungszelle kurieren!«
    Ich seufzte dankbar. Irgendwie hatte ich selber den Stiefel nicht in die Tür gekriegt, wie man so sagt.
    Willy sah mich etwas perplex an.
    »Du hast es gehört«, sagte ich.
    »Ja, aber .«
    »Besser, du gehst jetzt«, riet ich ihm.
    Eijeijei, dachte ich. Das macht es nicht besser.
    Im sanften Halbschatten der Baumkronen stand eine ranke Gestalt in hellen, eng sitzenden Reithosen und -stiefeln, eine karierte Bluse über dem Nabel zusammengeknotet und das goldblonde Haar straff nach hinten gekämmt in einen wippenden Pferdeschwanz. Sie sah mir mit gesenktem Kopf und weit offenen Augen entgegen.
    Damit hatte ich nicht gerechnet, als Shits nach mir rief, das sag ich ganz ehrlich. Ich ließ mein ziemlich langes Hemd einfach aus der Hose hängen, hoffte aufs Beste und versuchte, mich zwanglos zu geben.
    »Du erkennst mich wieder, nicht wahr?«, begrüßte sie mich.
    Ich nickte. Der blonde Engel mit dem festen Griff . Ich trat von einem nackten Fuß auf den anderen.
    »Ich bin Eva Thysson.«
    Wieder nickte ich. Richards Tochter. Scheiße, schoss es mir durch den Kopf, wenn sie dieses Versteck hier kennt, dann .
    »Sag das noch mal«, fuhr Shits Pancho an, dem bei Eva Thyssons Auftauchen drei Saiten gerissen waren, »das mit dem am besten gehüteten Geheimnis von ganz -«
    »Seid unbesorgt«, unterbrach ihn Eva. »Nur ich weiß von dem Weg hier hinein. Dies ist der einzige Ort auf Erden, wo ich nicht von meinem Vater und meiner Stiefmutter kontrolliert werde wie eine ... eine ... eine Gefangene!«
    Aufschluchzend warf sie sich mir an die Brust.
    Eijeijei, dachte ich. Was geht denn hier ab?
    »Tag und Nacht spionieren sie hinter mir her, bedrohen jeden, der mir nahe kommt, öffnen meine Post und lesen mein Tagebuch und lassen mich nicht

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