Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
Vom Netzwerk:
krabbelte nach hinten in den Planwagen.
    O ja, dachte ihr Mann. Am besten ein paar von den Schrankkoffern voll sündhaft teurer Klamotten, die du allesamt nur ein einziges Mal getragen hast. Oder ein paar von den krummbeinigen Möbeln, für deren Anschaffung ich das Eisenbahnprojekt durchpeitschen musste.
    Doch als er einen Blick über die Schulter wagte und ganze Wolken von brisantem Aktenmaterial durch die Luft wirbeln sah, ging ihm auf, dass er sie hätte besser kennen müssen.
    Schüsse fielen und ich schreckte hoch. Als ich mich ablegte, waren sie noch munter dabei gewesen, sich gegenseitig anzukreischen. Niemals hätte ich gedacht, dass das in einen Schusswechsel ausarten könnte.
    Mehr Schüsse. Von überall her. Da war etwas Ernsteres im Gange als ein Zickenduell. Shits schrie nach mir. Also, auf die Füße und . erst mal die Stiefel ausschütteln.
    Pulver kann ringsum explodieren, Blei durch die Lüfte pfeifen, die beiden schönsten Frauen, die du je gesehen hast, können vor deinen Augen einander an den Haaren und ... Kleidern ... herumzerren (Hossa, da war er wieder; besser, ich stopfte das Hemd erst gar nicht in den Gürtel) - im Westen schüttelst du nach dem Aufwachen erst mal deine Stiefel aus, bevor du sie überziehst, oder du hast gute Chancen, nur wenig später mit Schaum vor dem Mund deinen Kumpels beim Scharren eines flachen Grabes zuschauen zu dürfen. Mit all den Schlangen und Skorpionen und Giftspinnen hier ist nicht zu spaßen.
    So, Stiefel an. Blick in die Runde. Bro Ho und Shits hockten geduckt, hielten ihre Waffen und blickten verwirrt um sich. Kugeln pfiffen aus allen Richtungen, jedoch allesamt in einiger Höhe über uns hinweg. Pancho beruhigte die Pferde, die wiehernd und tänzelnd auf die wilde Schießerei jenseits der Dornbüsche reagierten.
    Toller Hund, fiel mir auf, war nirgendwo zu sehen.
    Eva und Aisha waren, unerreichbar selbst für ballistische Ablenkungen von außen, bei einer Art Patt-Situation angelangt. Schwer atmend hatte sich jede in das Haar der anderen verkrallt. Die Blusen in Fetzen, knieten sie einander gegenüber, blond gegen schwarz, Schenkel gegen Schenkel, so dass eine auf dem Bein der anderen ritt, fauchend und spuckend, während ihre vom Kampf erregten Brüste und flammenden Lippen sich unaufhaltsam näher und näher kamen, je energischer beide unter keuchender Anstrengung am Haar der Gegnerin zogen .
    Ich ging rüber zu der Felsgruppe, drehte den anderen den Rücken zu, holte ihn raus, legte ihn auf das kühle Gestein, biss die Zähne zusammen und briet ihm eins mit dem Revolverknauf über. Der plötzliche, intensive Schmerz fuhr mir wie ein Blitzschlag in die Knochen. Schaudernd nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sah an mir herunter. Ein langer, scharf gezackter Riss entstand, dazu knackte es vernehmlich, schließlich knirschte es, aus dem einen Riss wurden hundert, und direkt vor meinen ungläubigen Augen zerbröselte der Felsen und fiel zu einem Haufen Schotter in sich zusammen.
    So geht es nicht weiter, dachte ich.
    »Beide Arme!« Das ganze Bett knackte und knirschte, als Karen sich vorsichtig darauf niederließ. »Frakturen an beiden Armen«, stellte sie halb mitleidig, andererseits aber auch, wollte mir scheinen, halb belustigt fest.
    Physiotherapeutin Karen, ehe ich das zu erwähnen vergesse. Rotblond mit haselnussbraunen, ganz leicht schräg geschnittenen Augen. Exotische Kombination.
    »Beide Arme geschient, und dann auch noch beide in Extensionen«, meinte sie mit einem Blick auf die beiden kranähnlichen Gebilde, in denen meine Greifer seit der Einlieferung ununterbrochen und unverrückbar festhingen, »und genauso das linke Bein. Das macht einen Mann recht . unselbständig, oder nicht?«
    Sie trug ihren ärmellosen weißen Kittel offen und ihr knappes, rotes T-Shirt darunter bauchfrei.
    Seit dem kalten Entzug damals im Knast von Wuppertal hatte ich nicht mehr solch ein Sehnen verspürt.
    »Es lässt den Wunsch nach Massage ins Unermessliche wachsen«, rang ich mir krächzend ab.
    Sie nickte verständnisvoll und in etwas, das ich >bemühten Ernst< nennen möchte, und senkte den Blick.
    »Schwellung, Hitze, Rötung, Schmerz«, beobachtete sie. »Da werden wir mit Massage nicht weit kommen. Das müssen wir erst mal kühlen.«
    Und sie legte eine prüfende Hand sachte auf mein geschwollenes, heißes und gerötetes, schmerzendes und über einem zackigen Riss vernähtes, linkes Knie.
    Ich zitterte unter ihrer Berührung, und ich glaube, ich stöhnte

Weitere Kostenlose Bücher