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Wanted

Wanted

Titel: Wanted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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übernatürliche Lockenpracht fuhr. Ohne viel Mühe nahm er die gewichtige Kamera von der Schulter und zeigte dem wie gelähmt wirkenden OB den kleinen Monitor. »Sie kommen jetzt möglicherweise ein bisschen blass rüber«, plapperte er, »aber wir konnten Sie ja schlecht vorher noch in die Maske schicken, oder? Ha! Wär ja die ganze Überraschung hin gewesen. So, hier kommt's.« Fridolin drehte an ein paar Knöpfen.
    »Na, wo bleibt denn der Ton?«, wunderte er sich und drehte an ein paar weiteren Knöpfen. »Um alles muss man sich selber kümmern«, schimpfte er. »Diese läufige kleine Schlampe von Toningenieur war heute Morgen nicht aus dem Bett zu kriegen, glauben Sie's mir. Hat die ganze Nacht gesumpft und gehurt, wenn Sie mich fragen. Also hab ich zu ihm gesagt: Dann leck mich doch, du loses Flittchen. Einen dicken Puschel am Ende eines langen Stängels hochhalten, das kann ich auch ohne dich!«
    Der OB begann mehr und mehr auszusehen wie jemand, der nach Einnahme einer ganzen Reihe wirkungslos gebliebener Pillen gerade eine ganze Reihe mehr genommen hat und nun von der Wirkung der ersten Fuhre überrollt wird und sich zu fragen beginnt, ob das alles klug gewesen ist.
    »Ah, hier kommt's«, kündigte Fridolin an, und mit einem gezischten »Fahr zur Hölle, Kryszinski!« kam es tatsächlich aus dem kleinen Lautsprecher.
    »Und ab hier jetzt die Bilder!«
    Theissen starrte, schluckte und starrte woanders hin.
    Fridolin wuchtete die Kamera wieder hoch, und das Gleißen des obendrauf montierten Scheinwerfers erfasste Thomcyks Oberkörper, der dicht an den immer noch wie erstarrt wirkenden Theissen heranrückte.
    »Thomas Thomcyk hier«, begann er, routiniert, flüssig, sauber artikuliert, »live aus der Unfallchirurgischen Abteilung des St.-Marien-Hospitals in Bolterop, wo ich und Kameramann Frohwein gerade eben Zeugen geworden sind, wie Oberbürgermeister Richard Theissen versuchte, den hilflos an sein Bett gefesselten Privatdetektiv Kristof Kryszinski mit einem Kissen zu ersticken. Ich hoffe, jetzt und hier dazu ein erstes Statement des Oberbürgermeisters zu bekommen. Nun«, wandte sich Thomcyk mit neutraler, höflich interessierter Miene an Theissen, dessen Blick, zumindest für einen Politiker, wenig professionell starr ins Objektiv gerichtet war, »wie äußern Sie sich zum Vorwurf des versuchten Mordes?«
    Und er hielt Theissen das Mikro vor die Nase.
    »Äh«, machte der nach einem endlos langen Moment peinlicher, von Thomcyk aber gnadenlos ausgesessener Stille, »ist das wirklich live?«
    »Blödsinn«, mischte sich ein wohl geölter Bariton ein und Polizeichef Stankowski schloss die Zimmertür hinter sich. Mit einem Knall, wie wir ihn schon lange nicht mehr hatten.
    »Scheinwerfer aus, Kamera aus, Mikro aus«, befahl er, und Fridolin Frohwein gehorchte, wie man das so macht, konfrontiert mit dem so klein und doch so biestig aussehenden Loch am vorderen Ende eines auf einen kurzen, dicken Revolverlauf geschraubten Schalldämpfers.
    Wenn . dachte ich.
    »Äh«, wandte sich Pancho an mich, etwas kurzatmig, »bist du dir sicher, dass das die richtige Richtung ist?«
    »Ja«, antwortete ich knapp.
    »Weil«, schnaufte Bro Ho, »normalerweise geht's hier andersrum.«
    »Ich weiß«, sagte ich.
    »Und dahinten, da oben hockt ein angesoffener Indianer mit 'nem Feuerzeug und 'ner Lunte zu zwanzig Dynamitstangen, und wenn der einen Fehler macht .«, gab Shits ziemlich außer Atem zu bedenken.
    »Wird er schon nicht«, beruhigte ich ihn genauso wie die andern und nicht zuletzt mich. Ich hatte Toller Hund den Fusel weggenommen, ihm dafür den Kaffee dagelassen, plus einen Haufen minutiöser Instruktionen, was die Uhrzeit der Zündung anging und wie er sich anschließend zu verhalten habe. Unter anderem sollte er zusehen, dass er nach Katanga kam und Siouxsie dazu brachte, die Pferde wieder rauszurücken, die sie und ihre Jungs letzte Nacht hatten mitgehen lassen. »Und zwar egal wie«, hatte ich ihn angewiesen und er hatte sehr beflissen genickt. Eifrig, geradezu. Hoch motiviert.
    Als Anführer, sagte ich mir, muss man die besonderen Begabungen seiner Leute auch richtig einzusetzen verstehen.
    »Und bis es knallt, sind's nur . wie viele Minuten noch, Doc?«
    »Sie- siesiesie-«, keuchte der Doc, »nein, se- sesese-sechsunddreißig jetzt nur noch.« Und ich hörte seine Taschenuhr zuklappen.
    »Das passt schon«, behauptete ich.
    Wir machten gute Fahrt. Es mochte etwas verbeult und rostig sein, unser rotes Gefährt,

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