War against people
Reagan
näher erläutert, als der Weltgerichtshof sich mit Nicaraguas Vorwürfen gegen die Vereinigten
Staaten beschäftigte. Außenminister George Shultz kanzelte alle ab, die »utopische,
legalistische Mittel wie die Vermittlung von außen, die Vereinten Nationen, den
Weltgerichtshof« befürworten »und zugleich den Machtfaktor in der Gleichung übersehen«.
Der Rechtsberater des Außenministeriums, Abraham Sofaer, erklärte, daß die meisten Staaten
der Welt »unsere Ansichten nicht teilen können« und die »Mehrheit oftmals bei wichtigen
internationalen Fragen den Vereinigten Staaten opponiert«. Folglich müssen wir uns »die
Macht [vorbehalten], darüber zu entscheiden«, wie wir handeln und welche Angelegenheiten
»im wesentlichen unter die Jurisdiktion der Vereinigten Staaten, gemäß der Entscheidung
der Vereinigten Staaten« fallen hier waren es die Aktionen, die der Weltgerichtshof als
»ungesetzliche Anwendung von Gewalt« gegen Nicaragua verurteilte.6
Der Weltgerichtshof forderte Washington auf, von den Gewaltmaßnahmen abzulassen und
beträchtliche Reparationen zu zahlen, und verfügte überdies, daß alle Hilfsleistungen für die
Söldnertruppen der Contras als militärische und nicht humanitäre Maßnahmen einzustufen
seien. Daraufhin wurde der Gerichtshof zum »feindlich gesonnenen Forum« (New York Times)
erklärt, das sich durch diese Verurteilung der USA unglaubwürdig gemacht habe. Diese
eskalierten den Krieg vielmehr und verweigerten die geforderten Reparationszahlungen.
Dann legten sie gegen eine Resolution des UN-Sicherheitsrats, die alle Staaten zur Einhaltung
internationaler Rechtsnormen aufforderte, ihr Veto ein und stimmten, praktisch völlig isoliert,
gegen vergleichbare Resolutionen der UN-Vollversammlung. Das alles wurde von den US-
Medien als unbedeutend erachtet und, wie die offiziellen Reaktionen, kaum erwähnt. Bis
zum Sieg der USA galt die Hilfe für die Contras als »humanitär«.7
Die Doktrin von den Schurkenstaaten blieb auch in Kraft, als die Demokraten ins Weiße
Haus zurückkehrten. Präsident Clinton setzte die Vereinten Nationen 1993 davon in Kenntnis,
daß die USA »multilateral [handeln werden], wenn möglich, und unilateral, wenn nötig«
eine Haltung, die ein Jahr später von der damaligen UN-Botschafterin Madeleine Albright
und 1999 von Verteidigungsminister William Cohen bekräftig wurde. Cohen erklärte, daß
die USA zum »unilateralen Einsatz militärischer Macht« verpflichtet seien, um lebenswichtige
Interessen zu verteidigen. Dazu gehört »die Sicherung uneingeschränkten Zugangs zu
Schlüsselmärkten, Energievorräten und strategischen Ressourcen« und natürlich alles andere,
was für Washington in den Bereich der »eigenen Rechtsprechung« fällt.8
Neu an diesen Positionen ist nur, daß sie öffentlich gemacht werden. Regierungsintern galten
sie bereits seit dem Beginn der Nachkriegsordnung für verbindlich. Das erste Memorandum
des neu gebildeten Nationalen Sicherheitsrats (NSC 1/3) forderte die militärische
Unterstützung von Untergrundoperationen in Italien, die von einer nationalen Mobilmachung
in den USA begleitet werden sollten, »falls die Kommunisten durch legale Mittel die
Vorherrschaft in der italienischen Regierung erlangen sollten«. Die Unterminierung der
Demokratie in Italien blieb bis in die siebziger Jahre ein mit großer Aufmerksamkeit verfolgtes
Projekt.9
Es ließen sich weitere Beispiele in großer Menge anführen, was den Rahmen dieser
Ausführungen sprengen würde. Dazu gehören nicht nur direkte Aggression, Subversion und
Terror, sondern auch die Unterstützung solcher Methoden bei Satellitenstaaten: Israelische
Angriffe auf den Libanon haben Zehntausende von Toten gefordert und zu wiederholten Malen
Hunderttausende zu Flüchtlingen gemacht; die Türkei hat, als NATO-Mitglied, massive
ethnische Säuberungen und andere Terroraktionen durchgeführt, wozu die Regierung Clinton
durch umfangreiche Waffenlieferungen beitrug, als die Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung
ihren Höhepunkt erreichten. 10
Ebenfalls erwähnt werden muß die Anstachelung zu Gewalttaten. Nachdem der von der
Clinton-Regierung unterstützte Terror in der Türkei zunächst sein Ziel erreicht hat, ist ein
anderer Staat zum führenden Empfänger US-amerikanischer Militärhilfe geworden (Israel
und Ägypten fallen in eine andere Kategorie). Der neue Spitzenreiter ist Kolumbien, einer
der größten
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