War against people
Krisen und Konflikte.«
Zudem »sollten die Planungsstrategen bei der Entscheidung darüber ... was der Gegner am
meisten wertschätzt, nicht zu rational vorgehen«, vielmehr muß alles zum Zielobjekt werden
können. »Es schadet uns, wenn wir uns als allzu vernünftig und kaltblütig darstellen.« »Daß
die USA irrational und rachsüchtig werden können, wenn man ihre Lebensinteressen bedroht,
sollte zum nationalen Charakterbild gehören, das wir von uns vermitteln.« Für unsere
strategische Haltung ist es »günstig«, wenn »einige Elemente den Anschein erwecken, »außer
Kontrolle« geraten zu können«.
Während die Zerstörung mittels Nuklearwaffen die bevorzugte Art ist, über Krisen und
Konflikte »einen Schatten zu werfen«, sollten technisch weniger aufwendige Optionen nicht
unberücksichtigt bleiben. STRATCOM propagiert auch die »kreative Abschreckung«, »eine
scharfsichtige Einschätzung der Werte einer Kultur, die nutzbar gemacht werden können,
um eine Botschaft der Abschreckung zu vermitteln«. Ein Beispiel wird als Modell
vorgeschlagen: Als im Libanon Sowjetbürger entführt und umgebracht wurden, »schickten
die Sowjets dem Führer der revolutionären Organisation ein Paket, das einen einzelnen Hoden
enthielt - den seines ältesten Sohns«. Durch die geschickte Vermischung »kreativer« und
nuklearer Abschreckungsstrategien sollten, vor dem Hintergrund der von den
salvadorianischen Jesuiten beschriebenen »Kultur des Terrors«, die potentiellen Störenfriede
der guten Ordnung in Schach gehalten werden können.
Diese Logik würde jedem Mafiaboß einleuchten. In der einen oder anderen Form findet sie
in jedem von Macht und Herrschaft bestimmten System ihren Ort, und es dürfte wohl kaum
verwundern, daß auch der globale Zwingherr eine geeignete Version entworfen hat, die er,
wo es erforderlich ist, zur Geltung bringt. Das ist der vernünftige Weg, um das von Winston
Churchill in seinen Reflexionen über die Gestalt der Nachkriegswelt skizzierte Ideal zu
erreichen:
»Die Herrschaft über die Welt muß den saturierten Nationen anvertraut werden, die über
das hinaus, was sie besitzen, keine weiteren Bedürfnisse mehr haben. Läge die Weltregierung
in den Händen von hungrigen Nationen, gäbe es immer Gefahren. Aber von uns hätte keiner
einen Grund, mehr zu wollen. Der Frieden würde von Völkern bewahrt, die ohne Ehrgeiz
und mit ihrem Leben zufrieden sind. Unsere Macht würde uns den anderen überlegen machen.
Wir wären wie reiche Leute, die friedlich in ihren Besitzungen leben.«14
In der Welt nach dem Kalten Krieg hat sich, so das Pentagon, die »Abschreckungsstrategie«
vom »waffenreichen Milieu« der feindlichen Supermacht auf das »an Zielobjekten reiche
Milieu« des Südens verlagert, das in Wirklichkeit schon während des Kalten Kriegs das
hauptsächliche Ziel von Terror und Aggression gewesen ist. Nuklearwaffen »scheinen in der
absehbaren Zukunft zum zentralen Faktor der strategischen Abschreckung zu werden«, folgert
der STRATCOM-Bericht. Die USA sollten daher ihre Politik des »Verzichts auf einen
Erstschlag« überdenken und den Gegnern klar machen, daß die »Reaktion« auf eine Bedrohung
auch »präemptiv« sein könne. Ebenso sollte man das erklärte Ziel des Vertrags über die
Nichtverbreitung von Atomwaffen ablehnen und keinen »negativen Sicherheitszusagen«
zustimmen, die den Einsatz von Nuklearwaffen gegen Nicht-Nuklearstaaten, die diesen Vertrag
unterzeichnet haben, verbieten. 1995 scheiterte eine solche Sicherheitszusage an internen
Planungen und anderen Regierungsverordnungen, wodurch die Strategie des Kalten Kriegs
im wesentlichen beibehalten wurde, was im übrigen auch für andere Zielobjekte gilt.15
Nebenbei sei bemerkt, daß nichts von all dem Besorgnis oder auch nur einen Kommentar
hervorruft.
Während des Kalten Kriegs war »Kommunismus« der gängige Vorwand für Terror und Ag-
gression; im übrigen, wie die Opfer erkennen mußten, ein hochflexibler Begriff, der vor
allem die drohende »Infektion« durch Unabhängigkeitsbestrebungen betraf. Dabei geriet neben
Italien auch Indonesien ins Visier, dessen Regierung als zu demokratisch empfunden wurde,
weil sie sogar einer Partei der Linken, der KP Indonesiens, die Beteiligung gestattete. Die
indonesische KP wurde »von großen Teilen der Bevölkerung nicht als revolutionäre Partei
unterstützt, sondern als Organisation, die die Interessen der Armen verteidigte« und
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