War against people
der
arabischen Welt, von Kairos überfüllten Slums bis zu den prächtigen Metropolen der
arabischen Halbinsel, zornige Stimmen laut geworden«, berichtete Charles Sennott,
Korrespondent des Boston Globe. 27
Im Gegensatz zu früher wurde jetzt auch der demokratischen Opposition des Irak in den
Mainstream-Medien etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet. In einem Telefoninterview
mit der New York Times bekräftigte Ahmed Chalabi die Position, die er bereits Wochen
zuvor in London ausführlich erläutert hatte: »Ohne einen politischen Plan zur Beseitigung
von Saddams Regime sind militärische Schläge kontraproduktiv«, erklärte er. Sie würden
Tausende von Irakern töten, vielleicht gar Saddams Position mitsamt seinen
Vernichtungswaffen stärken und ihm »einen Vorwand verschaffen, UNSCOM [die UN-
Waffeninspektoren] hinauszuwerfen«. Immerhin haben die Inspektoren sehr viel mehr Waffen
und Produktionsstätten zerstört als die Bombardements von 1991. Die britisch-amerikanischen
Pläne seien »schlechter als gar nichts«. Interviews mit verschiedenen Oppositionsgruppen
belegten, daß militärische Aktionen, die nicht zu einem Aufstand gegen Saddam Hussein
führen würden, »nahezu einstimmig« abgelehnt wurden. Vor einem Parlamentskomitee
unterstrich Chalabi, daß es »moralisch nicht zu rechtfertigen« sei, einen Militärschlag gegen
den Irak zu führen, ohne eine Strategie für den Sturz Saddams zu besitzen.
In London umriß die Opposition ein Alternativprogramm: 1. Saddam wird zum
Kriegsverbrecher erklärt; 2. eine von der Opposition gebildete provisorische Regierung wird
anerkannt; 3. die vielen hundert Millionen $ auf irakischen Konten im Ausland werden
freigegeben; 4. die Beweglichkeit von Saddams Militärkräften wird durch eine
»Fahrverbotszone« oder durch eine auf das ganze Land ausgeweitete »Flugverbotszone«
eingeschränkt. Die USA sollten »dem irakischen Volk helfen, Saddams Herrschaft zu beenden«,
erklärte Chalabi vor dem Streitkräftekomitee des Senats. Wie Reuter berichtete, habe er
zusammen mit anderen Oppositionsführern »Attentate, verdeckte Operationen und US-
Bodentruppen« abgelehnt und sich statt dessen für einen »Aufstand der Bevölkerung«
ausgesprochen. Gleichlautende Vorschläge waren hin und wieder in den US-Medien zu hören.
Washington behauptet zwar, Oppositionsgruppen versuchsweise unterstützt zu haben, doch
sind diese anderer Meinung. Chalabi vertritt in der britischen Presse dieselbe Ansicht, die er
schon Jahre zuvor geäußert hatte: »Alle behaupten, Saddam befinde sich in der Zwickmühle,
aber das gilt in Wirklichkeit für die Briten und Amerikaner, die sich weigern, der politischen
Veränderung eine Chance zu geben.« 27
Regionale Opposition gilt, ebenso wie das internationale Recht, als Problem, das umgangen
werden muß, nicht als Faktor, der in Rechnung zu stellen ist. Das gleiche gilt für die warnenden
Hinweise von hochrangigen Offiziellen der UNO und anderer Hilfsorganisationen, die
geplanten Bombardements könnten für das bereits hart getroffene irakische Volk
»katastrophale« Folgen haben und das zunichte machen, was die humanitären Operationen
an Erleichterungen bewirkt hatten. 29 Es geht einzig um das, »was wir durchsetzen wollen«
mit diesen Worten verkündete Präsident Bush 1991 triumphierend die Neue Weltordnung,
während Bomben und Raketen auf den Irak fielen.
Während Kofi Annan sich auf seinen Besuch in Bagdad vorbereitete, erhielt der iranische
Ex-Präsident Rafsandschani, der »in Teheran immer noch eine einflußreiche Person ist, eine
Audienz beim kränklichen König Fahd von Saudi-Arabien. Dagegen wurde Madeleine
Albright... bei ihren jüngsten Besuchen in Riad, als es ihr um die Unterstützung durch Amerikas
hauptsächlichen Verbündeten am Golf ging, weniger bevorzugt behandelt«, berichtete der
britische Korrespondent für den Mittleren Osten David Gardner. Als Rafsandschani seinen
zehntägigen Aufenthalt »in Riad am 2. März 1998 beendete, sprach Außenminister Prinz Snud
von einem »weiteren richtigen Schritt zur Verbesserung der Beziehungen« und bekräftigte
erneut, daß »der größte D Destabilisierungsfaktor im Mittleren Osten und die Ursache für
alle anderen Probleme in der Region« in Israels von den USA unterstützter Politik gegenüber
den Palästinensern liegt. Diese Politik könnte auch in Saudiarabien Kräfte in der Bevölkerung
wecken, vor denen Riad sich fürchtet und außerdem
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