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War against people

War against people

Titel: War against people Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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er die Schlußfolgerung
    gezogen haben, ganz nach eigenem Belieben handeln zu können.« »UN« meint in diesem
    Zusammenhang hauptsächlich Großbritannien und die Vereinigten Staaten. Aber auch diese
    Wahrheit muß, wie das internationale Recht und andere »utopische« Ablenkungsmanöver,
    begraben werden. 20
    Ein unfreundlicher Kommentator könnte darauf hinweisen, daß man nicht allzu überrascht
    sein muß, wenn die Briten und Amerikaner den Einsatz von Giftgas und chemischen Waffen
    mit Nachsicht behandeln. Als die Briten 1919 in Nordrußland gegen die Bolschewisten
    intervenierten, setzten sie Giftgas ein; mit großem Erfolg, wie das Heereskommando betonte.
    Auch Winston Churchill, damals Staatssekretär im Kriegsministerium, war von der
    Möglichkeit, »Giftgas gegen unzivilisierte Stämme einzusetzen« - er meinte Kurden und
    Afghanen -, ganz begeistert. Er ermächtigte das Kommando der Royal Airforce für den Mittleren
    Osten, chemische Waffen »gegen aufsässige Araber als Experiment« zu verwenden. Einwände
    des India Office (Reichsamt für Indien) wurden als »unverständlich« vom Tisch gewischt.
    Vielmehr bedauerte Churchill derlei »Überempfindlichkeit«: »Wir können uns keinesfalls
    darauf einlassen, verfügbare Waffen, die eine schnelle Beendigung der an der Grenze
    herrschenden Unruhen garantieren, nicht einzusetzen.« Schließlich sind chemische Waffen
    »nur die Anwendung westlicher Wissenschaft auf die moderne Kriegführung«. 21
    Bei den Angriffen auf Südvietnam 1961—62 gehörte die Regierung Kennedy zu den Pionieren
    des massiven Einsatzes von chemischen Waffen gegen die Zivilbevölkerung. Die
    Auswirkungen auf US-Soldaten wurden mit Recht bedauert; daß es jedoch Zivilisten sehr
    viel schlimmer traf, blieb unerwähnt. Jedenfalls bei uns. Der hochgeschätzte Journalist Amnon
    Kapeliouk berichtete in einem israelischen Massenblatt über seine Erfahrungen, die er 1988
    in Vietnam gemacht hatte. Immer noch, so schrieb er, »sterben Tausende von Vietnamesen
    an den Folgeerscheinungen der chemischen Kriegführung der USA«. Schätzungen zufolge
    gebe es in Südvietnam eine Viertelmillion Opfer, und in den Krankenhäusern spielten sich
    »schreckliche« Szenen ab: Kinder stürben dort an Krebs und gräßlichen körperlichen
    Mißbildungen. Im Norden, wo keine chemischen Waffen eingesetzt worden seien, gebe es
    diese Vorkommnisse nicht, berichtete Kapeliouk. Es existieren auch Belege für den Einsatz
    biologischer Waffen gegen Kuba, was 1977 als Nachricht zweiter Ordnung durch die Medien
    ging und im fortdauernden US-amerikanischen Terror gegen Kuba letztlich nur ein Aspekt
    unter vielen anderen ist. 22
    Davon abgesehen, führen Großbritannien und die USA jetzt gegen den Irak einen biologischen
    Krieg der besonders tödlichen Art. Die Infrastruktur ist zerstört; Importe, mit deren Hilfe
    Reparaturen durchgeführt werden können, sind mit Sanktionen belegt. Das hat bei einem
    Großteil der Bevölkerung, darunter, UNICEF-Untersuchungen zufolge, 500000 Kinder, zu
    Krankheiten und Unterernährung geführt — im Durchschnitt sterben jeden Monat 5000 Kinder.
    In einer Erklärung vom 20. Januar 1998 verurteilten 54 katholische Bischöfe mit harschen
    Worten die Sanktionen und zitierten dabei den Erzbischof des südlichen Irak, der von
    Epidemien berichtete, »an denen Kranke und Kleinkinder zu Tausenden sterben« oder, sofern
    sie diese überleben, »an Unterernährung zugrundegehen«. Die Erklärung der Bischöfe wurde
    in Stanley Hellers Zeitschrift The Struggle abgedruckt, fand sonst in der Presse jedoch kaum
    Erwähnung. Bei der Blockierung von Hilfsprogrammen haben Großbritannien und die USA
    die Führung übernommen; so wird etwa die Lieferung von Ambulanzwagen mit der Begründung
    verweigert, sie könnten auch für Truppentransporte genutzt werden. Ebenfalls verboten sind
    Insektizide zur Eindämmung der Seuchengefahr und Ersatzteile für Sanitäreinrichtungen.
    Unterdessen weisen westliche Diplomaten darauf hin, daß »die USA von [der humanitären]
    Operation genauso profitiert haben wie die Russen und die Franzosen, vielleicht sogar mehr«,
    zum Beispiel durch den Erwerb irakischen Öls im Wert von 600 Millionen $ (nur Rußland
    kaufte noch mehr) und den durch US-Konzerne getätigten Verkauf humanitärer Güter an den
    Irak im Wert von 200 Millionen $. Die Diplomaten berichten auch, daß der größte Teil des
    von russischen Gesellschaften erworbenen Öls in die USA fließt. 23

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