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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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Amerikaner, die in London leben«, setzte ich hinzu. »Wir haben genug Arbeit zu Hause.« Und wer will schon an die Madison Avenue oder nach Beverly Hills jetten, schien ich damit sagen zu wollen, wenn wir auch mit dem 319er-Bus nach Streatham Hill fahren und dort irgendein Gästezimmer umräumen konnten.
    Ich fühlte mich schwach. Stürzte mich auf den Wein. Warf noch eine Olive ein.

    »Und wie viele Läden hast du?«
    Fast wäre ich an dem Olivenkern erstickt.
    »Einen. Nur den einen Laden.« War er immer schon so neugierig gewesen? »Und den teile ich mit meiner Partnerin Maggie. Du hast sie neulich im Dorf getroffen, erinnerst du dich? Sie wird dir gefallen.« Würde er sie überhaupt näher kennenlernen? Mir war heiß. Vor lauter Nervosität wurde ich geschwätzig. »Sie ist wahnsinnig nett, sehr ehrlich und direkt, und sie hat immer irgendwelche verrückten Ideen. Im Moment hat sie es auf die Leute abgesehen, die ihre Hunde auf den Gehweg kacken lassen. Sie hat eine Häufchenschaufel in der Handtasche, mit der hebt sie die Hinterlassenschaften auf, rennt hinter den Leuten her und sagt: ›Ich glaube, Sie haben da was verloren!‹«
    »Ganz schön mutig.«
    »Ja, sie ist unerschrocken. Sie ist ein bisschen älter als ich, und sie ist überzeugt, dass Hormone das Geheimnis der ewigen Jugend sind; aber ihr Arzt will ihr keine verschreiben, weil sie keine Symptome hat. Deswegen steht sie ständig bei ihm auf der Matte und fordert ein Rezept, behauptet, sie hätte Hitzewallungen und so was alles. Neulich hat sie sich mit Mantel und Schal dick eingemummelt in sein Wartezimmer gesetzt, und als sie dran war, hat sie alles ausgezogen, ist dort reingerannt und hat gesagt: ›Sehen Sie? Messen Sie mal meine Temperatur! Sehen Sie, wie heiß mir ist – puh!‹«
    Hal lachte. »Und, hat sie welche bekommen?«
    »Nein, er bleibt hart, deswegen arbeitet sie jetzt an den Stimmungsschwankungen. Strahlendes Lächeln im einen Augenblick und mörderische Wutanfälle im nächsten – was gar nicht so schwer ist in unserem Alter. Also, in ihrem Alter. Sie ist wie gesagt etwas älter als ich. Zehn Jahre
oder so.« Eigentlich nur fünf. Und hoffentlich würde sie mir irgendwann vergeben, dass ich einem völlig Fremden ihre intimsten Geheimnisse mitteilte. Locker bleiben, Hattie! Maggie erzählte jedem ihre intimsten Geheimnisse und ließ sich selbst lautstark über dieses Thema aus: »Die nimmt garantiert Hormone«, flüsterte sie, wenn eine gut erhaltene Blondine den Laden betrat, oder: »Siehst du, das ist die Alternative!«, wenn ein graumäusiger Hausfrauentyp aus dem Laden schlurfte.
    »Und Margret Thatcher hat natürlich auch darauf geschworen«, plapperte ich weiter drauflos. Ich konnte selbst kaum glauben, dass ich immer noch auf diesem Thema herumritt. »Die hat nur noch vier Stunden Schlaf gebraucht.« Hal räumte die Teller ab. Ich stand auf, um zu helfen. Warum konnten wir uns nicht so unterhalten wie bei unserem ersten Treffen in Montauroux? Warum lief es hier so zäh? Natürlich waren hier keine bevölkerten Straßen, kein Hintergrundlärm. Ich folgte ihm nach drinnen. »Aber, wie gesagt, sie ist ein bisschen älter als ich – Maggie, meine ich. Meine Maggie, nicht Maggie Thatcher. Also Maggie Thatcher ist natürlich auch älter. Sie ist jetzt sicher schon … Oh.« Glücklicherweise unterbrach mich etwas in meinem Redefluss. »Ist das Céline?«
    Ich war gerade an einem Sofatisch aus Walnussholz vorbeigegangen, auf dem zahlreiche Fotografien standen. Die größte von ihnen zeigte Hal, der auf einer bemoosten Treppe saß und den Arm um die Schultern einer jungen Frau gelegt hatte, die so verblüffend schön war, dass es mir fast den Atem verschlug. Erleichterung auf allen Seiten, nehme ich an.
    Hal warf einen Blick zu mir hinüber und ging mit seinen Tellern in der Hand weiter. »Ja, das hat eine Freundin letzten Sommer gemacht.«

    Ich konnte den Blick nicht abwenden. Sie war umwerfend. Lange, seidige Haare umrahmten ein herzförmiges Gesicht, mandelförmige Augen, volle Lippen. Sie lachte in die Kamera.
    »Wie alt ist sie, Hal?«
    »Zweiunddreißig.«
    Okay. Sieben Jahre jünger als ich. Und natürlich auch als er, was für Männer ja völlig normal war. Aber vielleicht nicht so normal, wenn es umgekehrt war. Davon würde ich wohl lieber nichts erzählen.
    »Und Ivan?«, fragte er, als ich zu ihm in die Küche kam. Fast hätte ich die Teller fallen gelassen.
    »Woher weißt du denn von Ivan?«
    »Letty hat mal

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