War da noch was - Roman
sie wird sie lieben –, und ein paar tolle Spiegel für Laura. Ach ja – und dann noch einen riesigen Schrank für das Spielzimmer, in dem man die ganzen alten Gesellschaftsspiele unterbringen könnte, die dort herumfliegen. Ich dachte, wir könnten aus dem Raum eher so ein cooles Wohnzimmer für die Kids machen. Ein richtiges Familienzimmer. Außerdem habe ich noch einen total schönen Sofatisch aus alten Teekisten gefunden, dem ich nicht widerstehen konnte. Du wirst begeistert sein.«
»Gut, sehr gut.« Sie klang alles andere als begeistert. Stattdessen eher distanziert und nervös.
Ich runzelte die Stirn durchs Telefon. »Maggie? Alles okay mit dir?«
»Nein, gar nichts ist okay. Mir geht’s verdammt beschissen. Henry und ich …«, und dann brach sie in Tränen aus.
»Maggie?« Ich setzte mich kerzengerade hin und hielt die Bettdecke umklammert. Maggie weinte normalerweise nicht. Nicht so wie ich, der schon die Tränen in die Augen stiegen, wenn man mir nur sagte, dass es bald regnen könnte. Sie dagegen besaß so viel Haltung, dass es manchmal schon erschreckend war.
Schließlich krächzte sie nach allerlei Räuspern und Schniefen ins Telefon: »Wir haben uns getrennt. Es ist vorbei.«
»Oh.«
Ich war schockiert, aber nicht allzu entsetzt. Maggie und Henry hatten eine heikle und natürlich heimliche Beziehung, die auf die Dauer nicht gutgehen konnte. Andererseits hatte sie nun schon neun Jahre gehalten.
»Oh, Maggie, das tut mir leid.«
Es folgte Schweigen, während sie um Fassung rang.
»Wahrscheinlich ist es so am besten«, brachte sie dann mühsam hervor. »Ich meine, du hast ja auch immer gesagt, wie soll das funktionieren, wenn es immer nur nach seinem Willen geht.«
»Aber es tut trotzdem unglaublich weh«, bemitleidete ich sie sanft. Und ich wollte mir auch in keiner Weise die Schuld geben lassen. »Was ist passiert? Was hat er gesagt?«
Sie seufzte. Holte dann tief Luft. »Er hat gar nichts gesagt. Ich war es.«
»Du hast Schluss gemacht?«
»Nicht ganz. Aber ich habe ihm ein Ultimatum gestellt. «
»Aha.« Damit hatte sie schon seit Jahren gedroht, es aber nie wirklich wahrgemacht.
»Nachdem wir beide neulich Abend telefoniert hatten, habe ich mich so beschissen gefühlt. Eine Reise, die wir beide seit Wochen geplant hatten … meine beste Freundin, mein Geschäft, mein Lebensunterhalt … und ich hab es einfach so sausen lassen. Einfach alles sausen lassen. Ich war nicht stolz auf mich, das kannst du mir glauben.«
Ich sagte nichts.
»Als er an dem Abend vorbeikam, mit einem Arm voll Blumen und Champagner und einem dicken, fetten Lächeln, da konnte ich einfach nicht abschalten. Und das konnte ich früher immer, immer, weil ich mich so freute, ihn zu sehen, und dann spielte alles andere keine Rolle mehr. Wenn er da war, war immer alles außer ihm unwichtig. «
»Aber diesmal nicht.«
»Nein. Ich habe ihm gesagt, dass ich so nicht weitermachen und ständig andere Leute und mich selbst hintanstellen kann. Dass ich mir klein und ausgenutzt und bequem für ihn dabei vorkomme, was nicht sehr schön ist, und dass er mir jetzt bitte endlich sagen soll, ob er wirklich, ehrlich vorhätte, jemals seine Frau zu verlassen. Er hat sich in einen Sessel fallen lassen und die Blumen auf den Boden gelegt, fast so, als würde er sie auf ein Grab legen, und dann hat er gesagt, nein, das würde er nie tun. Dass sie ihm zu viel gegeben hätte, als dass er sie einfach so verlassen könnte – drei Kinder, ein Zuhause, die Möglichkeit seine Karriere zu verfolgen – dass er sie jetzt nicht sitzen lassen könnte.«
»Hat er das denn jemals vorgehabt?«, überlegte ich laut, weil ich daran dachte, dass auch Maggie eine Menge in die Beziehung gesteckt hatte.
»Das habe ich ihn auch gefragt. Er sagte, ganz ehrlich, am Anfang, als er so verliebt war in mich – ja. Er meinte, da hätte er täglich mit dem Gedanken gekämpft, weil er nicht wusste, wie er ohne mich leben sollte. Aber im Laufe der Jahre …«
Hatte er doch gemerkt, dass es ging. Maggie war zur Gewohnheit geworden, Alltag. Nicht mehr frisch und aufregend, sie war letztlich auch wie eine Ehefrau geworden. Seine zweite. Aber weil sie weder Kinder noch ein Zuhause mitbrachte, konnte man sich ihrer viel leichter entledigen. Ich überlegte, ob er es unter Umständen sogar als Erleichterung empfand.
»Ich glaube fast, er war erleichtert«, sagte sie zu meiner Verblüffung. »Henry ist ein lieber Mensch. Er hätte mir nie wehgetan, wenn ich es
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