Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
Vom Netzwerk:
gesagt, dass deine Schwester so etwas erwähnt hat.«
    »Oh! Wie sich solche Dinge verbreiten …«
    Er schaute mich mitfühlend an. »Na ja, du weißt doch, wie das ist. Wenn man Single und über dreißig ist, dann sehen es Familie und Freunde als ihre wichtigste Aufgabe an, einen unter die Haube zu bringen.«
    »Stimmt, das tun sie.« Es war schön, das von einem anderen langjährigen Single, wenngleich einem inzwischen verlobten, zu hören. »Und sie kommen sich so verdammt toll dabei vor«, fügte ich mit etwas mehr Nachdruck hinzu.
    Er grinste. »Die Ehe ist der Heilige Gral, wenn es nach ihnen geht. Und wenn es da endlich einen jungen Mann in Hatties Leben gibt …« Er hob vielsagend die Augenbrauen und schaute mich dabei an. Ich lachte.
    »Ja, okay, er ist jung. Etwas jünger als ich.« Dabei beließ ich es. Um ganz ehrlich zu sein, wusste ich gar nicht genau, wie alt Ivan war. Hatte nie danach gefragt. Falls es zu erschreckend war. Und er hatte es nie von sich aus
erwähnt. Was bedeutete, dass es wohl wirklich erschreckend war. Aber beim Gedanken an ihn machte mein Herz einen freudigen kleinen Hüpfer. Ivan war wie ein sündiges Geheimnis. Ich war es nicht gewohnt, ihn in aller Öffentlichkeit zu präsentieren.
    »Ist das etwas Ernstes?« Hal holte die Entenbrust aus dem Kühlschrank.
    »Ähm, ja. Ja, es ist ernst.« Das war es auch für mich. Und ich wollte etwas ebenso Ernstes haben wie Hal. Und für Ivan? Vermutlich nicht.
    »Gut«, sagte er leichthin. »Das ist gut.«
    Ja, das war es wirklich, nicht wahr?, dachte ich, während ich ihm mit hoch erhobenem Kopf wieder zurück auf die Terrasse folgte, die Hände fest um die Salatschüssel geklammert. Es war absolut fantastisch. Mein Leben war fantastisch.
     
    Später fuhr Hal mich in seinem coolen Cabrio zurück ins Hotel. Ich war in einen Mantel gehüllt, den er mir gegen den Wind geliehen hatte. Ich trug einen Seidenschal um den Hals und einen dicken Verband um meine rechte Hand. Es hatte nämlich noch einen kleinen Unfall gegeben. Während des Nachtischs – die Haushälterin hatte Pflaumen in Rotwein vorbereitet, eine Köstlichkeit natürlich – hatte Hal ein Telefongespräch angenommen, offensichtlich beruflich, da von einer Fusion oder einer Übernahme die Rede war. Er hatte ein lautloses »Entschuldigung« mit den Lippen geformt, war vom Tisch aufgestanden und hatte sich ein paar Stufen tiefer auf den Rasen zurückgezogen. Ich sah zu, wie er dort hin und her ging und redete. Groß, breitschultrig, die eine Hand in der Hosentasche, vor einem Hintergrund von schwarz-lila Hügeln unter einem sternenübersäten Himmel, den Kopf gesenkt.
Er hatte … wichtig ausgesehen. Das war das Wort. Ich hatte mit meinen Pflaumen herumgespielt und nachdenklich noch etwas Wein getrunken.
    Er redete immer weiter, und nach einer Weile war ich zur Toilette gegangen. Auf dem Rückweg hatte ich die Augen schweifen lassen, um dieses perfekte Haus richtig in mich aufzunehmen. Dabei musste ich im Vorbeigehen auch das Foto von Céline noch einmal betrachten. Aber diesmal nahm ich es in die Hand. Der Rahmen, altes Kirschholz, war lose und fiel auseinander, wobei das Glas wie die Schneide einer Guillotine herausrutschte und auf dem Boden zerschellte. Entsetzt fuhr ich herum, aber Hal ging noch immer in der Dunkelheit auf und ab. Rasch hockte ich mich hin, um die Stücke aufzusammeln, und dabei schnitt mir eine große Scherbe ziemlich übel in die Hand, richtig tief ins Fleisch. Und ich kann kein Blut sehen …
    Wenige Augenblicke später war Hal zurück und ich war nur noch bemüht, nicht ohnmächtig zu werden. Ich war nicht einmal mehr in der Lage zum Klo zu stolpern, sondern kniete stöhnend und schwankend auf dem Fußboden. Überall war Blut verschmiert, weil ich versucht hatte, den Blutstrom mit der anderen Hand zu stoppen, und so sah es aus, als hätte ich einen Selbstmordversuch unternommen. Mir die Pulsadern aufgeschlitzt.
    Hal wuchtete mich hoch und setzte mich auf einen der mit Drell bezogenen Sessel, legte mir den Kopf zwischen die Knie, hielt meine Hand in die Höhe und redete mit mir auf eine Art, wie man mit Geisteskranken reden würde. Als ich mich so weit erholt hatte, dass ich nicht mehr in Ohnmacht fiel, brachte er mich ins Bad und wusch und bandagierte mich, während ich mich ausgiebig entschuldigte, dass ich seinen Rahmen zerbrochen
hatte. Er bestand darauf, dass es überhaupt keine Rolle spielte, der wäre ohnehin uralt, und ich erklärte, dass ich mir das

Weitere Kostenlose Bücher