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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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geliebt! Ich hatte sie in St. Petersburg gekauft. Ich muss sie sogar noch irgendwo haben. Wenn du nicht aufpasst, hole ich sie raus.« Wir gingen durch die Haustür in einen kühlen Flur mit Steinfußboden.
    »Nein danke. Weißt du noch, wie ich mal versucht habe, das Ding zu verbrennen?«
    Einmal war ich am fünften November in der Bonfire Night aus der Kneipe quer über die Straße auf die Grünfläche gelaufen, wo der große Scheiterhaufen brannte. Hal war hinter mir hergerannt und hatte schreiend protestiert, als ich seine Kappe in die Flammen werfen wollte. Er hatte mich eingeholt, mich von hinten gepackt und meine Arme heruntergedrückt. Wir konnten beide kaum atmen vor Lachen, bis schließlich ein Ordner herbeigeeilt kam, um uns wegzuscheuchen – »Immer diese besoffenen Studenten!« Hal hatte die Arme fest um mich geschlungen, so körperlich nah waren wir uns sonst noch nie gewesen, sein Gesicht, als ich ihn im Licht der Flammen
anschaute, schien ebenfalls zu glühen. Warum hatte ich nun gerade diesen Abend von so vielen hervorgeholt und ihn heute, an diesem noch immer warmen Abend so viele Jahre später zwischen uns geworfen wie jenen sprichwörtlichen alten Hut? Instinktiv rettete ich uns, indem ich ihn an meinen eigenen, auch damals schon legendär guten, Geschmack erinnerte und damit seinen Spott herausforderte.
    »Deiner!«, prustete er. »Du bist in silbernen Strumpfhosen und einem alten Hemd von deinem Vater zu einer Party gegangen.«
    »Klar, das war nämlich eine Bad Taste- Party , Hal, an der du, falls du dich erinnerst, als Flugzeugkapitän mit einem weißen Blindenstock teilgenommen hast.«
    »Wie originell«, grinste er, während wir unter einem Rundbogen hindurch in einen Raum voll gemütlicher cremefarbener Sofas und farbenfroher Teppiche kamen. »Immerhin hatte ich mir etwas überlegt. Und der weiße Stock hat sich später noch als sehr nützlich erwiesen, falls du dich erinnerst.«
    Ich war mit irgendeinem Helden unterwegs gewesen, der sich als Stalin verkleidet hatte, aber Stalin war dann vor der Pommesbude zudringlich geworden, und als Hal schließlich um zwei Uhr morgens nach mir suchte, hatte der weiße Stock den Diktator in Schach gehalten, bis wir die Flucht ergreifen und ein Taxi anhalten konnten.
    Hal ging durch den Raum, um die Flügeltüren zur Terrasse zu öffnen. Ich ließ mein geschultes Auge durch den Raum mit seiner hohen Decke schweifen. Die Balken waren alle cremefarben gestrichen, typisch für die Provence – hier gab es keinen Zebra-Look wie in England üblich, mit schwarzen Balken und hellem Putz, – und die mit blau-weißem Drell bezogenen Sessel hätte ich selbst
aussuchen können. Die Türen, die er weit aufstieß, führten auf eine unglaublich schöne Terrasse hinaus, die von mediterranen Pflanzen umrankt war und von der aus man einen Blick auf die im Abendlicht schimmernden Hügel in der Ferne hatte. Kein Wunder, dass er es mir zeigen wollte.
    Ich folgte ihm nach draußen. Mitten auf der Terrasse stand ein Tisch, der für zwei gedeckt war, mit Servietten, Blumen und allem Drum und Dran. Für einen Augenblick war ich sprachlos. Im Gegensatz zu Hal, er zog den Korken aus einer Flasche, die er aus einem Eiskübel genommen hatte, und bezichtigte mich währenddessen der Schlamperei und meinte, er könne es kaum glauben, dass ich jetzt als Raumgestalterin tätig war.
    »Dein Zimmer in Edinburgh war die reinste Müllhalde, soweit ich mich erinnern kann.«
    »Nein, das stimmt nicht, es war organisiertes Chaos, sehr künstlermäßig.« Hatte er den Tisch gedeckt und den Eiskübel aufgestellt? Meine Gedanken schwirrten wild umher, als ich mich hinsetzte. »Und nicht schlimmer als das von Kirsten. Deins war einfach nur lächerlich ordentlich, Hal, das war ja schon fast zwanghaft. Weißt du noch, dass alle deine Stifte immer in Reih und Glied auf deinem Schreibtisch liegen mussten? Stört dich das immer noch so?« Ich streckte die Hand aus und schob das Besteck durcheinander, so wie ich früher seinen makellos ordentlichen Schreibtisch durcheinandergebracht hatte.
    Er lächelte. »Nicht mehr so sehr wie früher.« Er schenkte mir ein Glas Wein ein und stellte eine Schale mit Oliven, kleinen Artischockenherzen und zarten Scheiben von luftgetrocknetem Schinken zwischen uns. »Nur die Vorspeise«, warnte er und setzte sich. »Was sind das denn so für Häuser, die du einrichtest?«

    Ich kam mir albern vor, mit dem kreuz und quer herumliegenden Besteck vor mir und rückte es

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