War da noch was - Roman
würde … nun ja. Ich würde weiter mein Geschäft betreiben, gemeinsam mit Maggie, würde in einer Stadt leben, die ich liebte, in
meinem Haus … ich biss mir auf die Lippe. Das waren die guten Seiten.
Nachdenklich saß ich auf dem Bett. Meine Hand tat noch immer weh, aber den Verband vom Abend zuvor hatte ich inzwischen durch ein Pflaster ersetzt. Ich zupfte daran herum. Nach einer Weile wurden meine Träumereien unterbrochen. Schritte eilten die Treppe hinauf, dann hörte ich Stimmen auf dem Treppenabsatz, Streit. Ich erstarrte, hielt die Arme fest um die Knie geschlungen. Ich hatte die Stimme erkannt. Das jagte mir eine Riesenladung Adrenalin durch den Körper und versetzte mich schlagartig in Aktion. Ich schnappte mir mein großes Schlaf-T-Shirt und zog es über den Kopf – und da flog auch schon die Tür auf.
Dort im Türrahmen stand strahlend, blond, gebräunt und wunderschön anzusehen Ivan. Hinter ihm eine atemlose Monique, die wütend auf Französisch auf ihn einschimpfte und ihm mit dem Finger drohte. Sie wechselte zu Englisch.
»Ich ihm sage nein! Ich sage, Sie noch nicht auf, Sie schlafen und ich ihn nicht kenne, aber er ’at Ausdauer!«
Oh ja, das hatte Ivan. Ausdauer. Ich spürte, wie das Blut in meinen Adern pochte.
»Ist schon okay, Monique. Ich bin wach. Und außerdem habe ich ihn erwartet.«
Sie zischte ein » Zut! «, warf die Hände in die Luft und ging murrend davon.
Mit einem durchtriebenen Grinsen und einem entschiedenen Klick schloss Ivan die Tür hinter sich …
»Bleib, wo du bist«, befahl er und genoss meinen zerknautschten Anblick in dem zerknautschten Bett. »Ich komme zu dir rein.«
Er legte die Blumen und die Flasche, die er mitgebracht
hatte, auf einen Tisch neben der Tür, dann hockte er sich mit geübtem Blick in Startposition und hechtete nach vorn. Da ich mich nach links zur Seite rollte, landete er in einem leeren Bett.
»Huch!«, rief er ins Kissen, als ich aufstand. »Was ist denn hier los?«
»Schön, dich zu sehen, Ivan, aber ich stehe jetzt auf und dusche.«
»Dann dusche ich mit dir!«, schnurrte er, war mit einer flüssigen Bewegung schon wieder aufgesprungen und kam schon hinter mir her zum Badezimmer.
»Das wirst du nicht.« Ich wandte mich an der Tür zu ihm um, gab ihm einen bestimmten Kuss auf die Lippen, schloss dann die Tür hinter mir und verriegelte sie.
»Was ist das denn für eine Begrüßung?«, rief er in gespielter Empörung durch die Tür hindurch. »Ich bin extra einhundertzwanzig Kilometer gefahren!«
»Ich habe dir doch einen Kuss gegeben!«, rief ich zurück und streckte die Hand aus, um das Wasser in der Dusche aufzudrehen. »Was willst du denn noch?«
Kurze Pause, dann: »Wo soll ich anfangen?« Jetzt hatte er seinen Spaß. »Soll ich dir meine ganze, hektische Todo-Liste vortragen oder reichen dir die Highlights?«
»Nein«, lachte ich. »Das sollst du nicht. Und wenn ich hier rauskomme, dann will ich Frühstück, Ivan, und nicht Sex, ja?«
»Wer spricht denn von Sex? Nur ein bisschen kuscheln. «
»Nicht einmal das.«
»Ich habe dir Blumen mitgebracht!«, jammerte er. »Und Champagner!«
»Das habe ich gesehen«, sagte ich, trat unter den heißen Wasserstrahl und hielt mein Gesicht hinein.
Genau wie Henry.
Ein paar Minuten später kam ich aus der Dusche und trocknete mich ab, rubbelte mir die kurzen Haare, die, wie ich beschloss, in der Sonne auf dem Platz trocknen konnten, wo ich gleich einen Kaffee und ein Croissant einnehmen würde, auf die ich mich schon jetzt freute. Mein T-Shirt und meine Jeans waren schon im Bad, sodass ich rasch hineinschlüpfte und nach meinem Schminktäschchen griff. Ich wollte gerade meine übliche Kriegsbemalung auflegen, als ich einen prüfenden Blick in den Spiegel warf. Ein paar Lachfältchen um die Augen und den Mund, die Haut nicht mehr ganz so prall und rosig, wie sie einst gewesen war, aber so what? Ich hörte, wie nebenan die Tür ging, stütze mich mit der Hand am Rand des Waschbeckens ab. War er jetzt beleidigt abgezogen? Unwahrscheinlich. Nach einem Augenblick legte ich den Lidschatten zurück in die Tasche und trug stattdessen nur ein wenig Wimperntusche auf. Dann noch ein bisschen transparenten Lipgloss, und ich ging nach draußen.
Ivan lag mit Unschuldsmiene auf dem Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, die langen Beine vor sich ausgestreckt. Neben ihm auf einem Tablett standen der Champagner und ein Krug mit Orangensaft. Daneben lag eine einzelne Wicke. Er klopfte
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