Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
Vom Netzwerk:
reden.
    Ich eilte davon, den Flur entlang zur Hintertreppe, um so die Eingangshalle zu umgehen, wo noch alle versammelt waren. Ich nahm immer zwei Stufen auf einmal. Oben stieß ich auf Hal, der soeben leise die Tür zum Grünen Zimmer hinter sich schloss.
    »Ist sie …?«
    »Sie schläft.« Er lächelte. »Offenbar tief und fest. Aber sie hat sich übergeben, deswegen denke ich, dass es ihr jetzt wieder besser geht. Schwester Biba hat sie dazu gebracht, sich den Finger in den Hals zu stecken. Teenager-Weisheiten, anscheinend. Schließlich möchte man ja nicht an seinem eigenen Erbrochenen ersticken, oder?«
    »Meine Güte. Ja, Biba ist unglaublich gewandt, was so etwas anbetrifft.«
    »Und Letty hat alles ganz wunderbar mit sich machen lassen. Ich würde sie ja auch nach Hause bringen, aber ich weiß nicht, ob sie es so gerne hätte, vor all ihren Nachbarn hinausgetragen zu werden. Ich bleibe hier und fahre sie morgen zurück.«
    Mir kam der Gedanke, dass es nicht mehr viel gab, was ihre Nachbarn noch überraschen würde, aber ich
verfolgte ihn nicht weiter. Und mir gefiel es, dass er mit ihr hierbleiben wollte. Das war so typisch Hal. Dass er nicht einfach abhaute und sie hierließ. Es folgte Schweigen. Dieser Teil des Hauses, der Kindertrakt, lag ein ganzes Stück von der Eingangshalle entfernt, und man hörte kaum etwas. Außerdem war es dunkel.
    »Laura lässt dir ausrichten, dass du in Charlies Zimmer schlafen kannst. Das ist dort, wo du dich wohl auch schon umgezogen hast.« Meine Stimme klang irgendwie seltsam. Unnatürlich.
    »Danke.« Er rührte sich nicht. Ganz sicher nicht in die Richtung, in die ich vage gedeutet hatte. Er stand vor mir in der Dunkelheit, seine Augen waren wachsam und ruhig.
    »Ähm, Hal. Was du da vorhin über Dominic gesagt hast.«
    »Das geht mich nichts an«, sagte er rasch.
    »Ja, aber kann ich dich trotzdem fragen, meintest du nur …«
    »Schh, Hattie.« Er legte einen Finger auf meine Lippen. Wir blickten einander in die Augen. Und was immer ich noch hatte sagen oder fragen oder erklären wollen, ging unter, denn jetzt beugte er sich vor und küsste mich auf die Lippen.
    Dann küsste er mich noch einmal, ganz leicht, und noch einmal. Instinktiv gingen wir noch ein Stück weiter von der Treppe weg in den dunklen Korridor hinein, wo er mich an sich zog. Da war nichts mehr von dem zögerlichen Studenten Hal von früher, dies war nicht der Junge, an den ich mich erinnerte. Dies war fantastisch.
    Plötzlich ertönten neben meinem klopfenden Herzen leichte Schritte, die die Treppe heraufkamen. Wir fuhren auseinander. Hal schob seine Haare zurück.

    »Ist alles okay mit ihr?«, flüsterte Laura und kam über den Treppenabsatz zu uns in den Korridor.
    »So weit, so gut«, sagte Hal, während ich ein Bild zurechtrückte, an dem mein Kopf gelehnt hatte. »Sie schläft tief und fest«, sagte er, als Laura leise die Tür zum Grünen Zimmer ein Stückchen öffnete und den Kopf hineinsteckte. »Nichts, was acht Stunden Schlaf nicht wieder in Ordnung bringen würden.« Ich glaube, wir wussten alle, dass das nicht stimmte.
    »Die Arme, was für ein Albtraum.« Leise schloss sie die Tür. Seufzte. »Tja, mehr können wir heute Abend nicht für sie tun. Sie wird einfach ausschlafen müssen. Du bist weiter hier entlang, Hal.« Sie deutete den Flur hinunter. Fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Hugh war so lieb, mich auch ins Bett zu schicken. Ich bin fix und fertig. Er meinte, er kümmere sich um die Rankins. Hängt sie zum Trocknen auf, wenn sie den Keller leer getrunken haben. Komm, Hattie. Gute Nacht, Hal.«
    »Gute Nacht.«
    Wie es schien, blieb mir nichts anderes übrig, als mich von meiner Schwester unterhaken zu lassen und mit ihr zusammen zum Hauptteil des Hauses und zu unseren Zimmern zu gehen. Aber als ich den Blick hob, um Hal Gute Nacht zu sagen, bemerkte ich ein solches Licht, so eine Kraft, die zweifelsohne die Intensität jenes Kusses widerspiegelten, dass es mir schlicht den Atem verschlug. Es gab keinen Zweifel, für wen er seine schöne französische Freundin, mit der er seit über sechs Jahren zusammen gewesen war, aufgegeben hatte, keinen Zweifel, wem sein Herz gehörte — all die Jahre gehört hatte. Mir galt all diese Leidenschaft – in einem Ausmaß, dass es mich geradezu beschämte. Ich konnte seinen Blick nur unzureichend erwidern, bevor ich neben Laura davontrabte
und mich wunderte, dass sie die Hitze in ihrem Rücken nicht spüren konnte.
    In meinem Zimmer ging ich

Weitere Kostenlose Bücher