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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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hast. Du bist ja wirklich fleißig.«
    »Du wirst schon noch feststellen, dass Biba das alles genau durchkalkuliert hat«, bemerkte Dad und zwinkerte seiner Enkelin vielsagend zu. »Die lässt sich nichts entgehen.«
    »Sechs Pfund die Stunde, Grandpa«, grinste sie. »Und nach Mitternacht doppelt so viel. Und ich kann dir sagen, da sind letzte Nacht einige Stunden zusammengekommen. Um drei Uhr früh war ich immer noch unterwegs. Außerdem ermöglicht einem die Dienstbotenperspektive ganz neue Einblicke!« Sie zeigte mit den Augen in Richtung Maggie, die verlegen zur Seite schaute.

    Während Biba weitereilte, zog Dad die Augenbrauen in die Höhe.
    »Was wollte sie denn damit bloß sagen? Hast du eine Ahnung?«
    »Nichts, worüber du dir den Kopf zerbrechen müsstest«, beruhigte meine Mutter ihn und zog ihn weiter, um andere Gäste zu begrüßen. »Sieh nur, da ist Luca.«
    Mit einem strahlenden Lächeln ging sie um den Tisch herum. Luca erhob sich ungelenk, sein bleiches, missmutiges Gesicht rötete sich leicht, während Mum ihn in ein angeregtes Gespräch verwickelte, wie sie es so gut konnte. Dad trat ebenfalls hinzu, um ihm kräftig die Hand zu schütteln. Das konnten sie wirklich gut, die beiden, dachte ich beim Zusehen. Sie gaben Luca das Gefühl, willkommen zu sein und dazuzugehören. Lockten ihn aus der Reserve. Mir wurde klar, dass, wenn ich nur ein klein wenig so wie sie werden würde, wenn ich nur halb so viel Freundlichkeit und Bemühen um andere in mein Leben ließe, so viel Toleranz und Anmut, ich nicht viel falsch machen konnte. Werden würde? War es dafür nicht vielleicht schon etwas spät?
    »Ein unglaublich attraktiver Mann hat mich eben gefragt, ob ich bei den Treibern mitgehen will«, hauchte Maggie mir bebend ins Ohr. »Was meint er damit? Wer treibt wen und wohin? Ist man dabei angezogen? Er hatte einen ganz entzückenden Dialekt. Soll ich ja sagen?«
    »Mach ruhig, aber sei nicht enttäuscht. Du bist dabei voll bekleidet, und es findet im dichten, pieksigen Unterholz statt, aus dem du die Fasane mit einem Stock heraustreibst. Es ist anstrengend. Ich würde mich an deiner Stelle eher den Jägern anschließen.«
    »Da musst du allerdings damit rechnen, dass du irgendwo auf einem Jagdstuhl herumhockst und dir den
Hintern abfrierst«, bemerkte Dad, der unsere Unterhaltung mit angehört hatte. »Und keinesfalls darfst du vergessen angemessene Anerkennung zu äußern, wenn der Jäger etwas getroffen hat. Falls er immer wieder daneben schießt, versuch einfach den Mund zu halten – ganz gleich, was du dann sagst, es wird falsch sein – und auf gar keinen Fall darfst du ihm die Flinte aus der Hand nehmen und es selbst probieren. Ich würde nicht auf den Rat meiner Tochter hören, sondern lieber zu den Treibern gehen. Das ist viel wärmer und aufregender, und die Gesellschaft ist meistens viel lustiger.«
    »Gut«, stimmte sie unsicher zu. Ich merkte, dass sie es sich gut vorstellen konnte, auf einem Jagdhocker hinter einem Mann mit einem Gewehr zu sitzen, aber aus Höflichkeit gegenüber Dad wandte sie sich nun an den großen, rotgesichtigen Mann, der mit seiner Gruppe von Treibern hinter ihr stand und Kaffee trank. Ich erkannte ihn als Hughs Wildhüter. Maggie legte ihm ihre beringte Hand auf den Arm.
    »Ich mache bei den Treibern mit«, flötete sie und klapperte lasziv mit den Wimpern.
    Meine Güte. Ich musste zusehen, dass ich sie bald wieder nach London zurückbrachte.
    »Glaube ich wenigstens«, zögerte sie und schwankte. »Moment mal.« Sie hatte Biba auf der anderen Seite des Raumes gesehen und eilte zu ihr hinüber, um ihre Meinung einzuholen.
    Inzwischen hatte Ralph de Granville seinen späten Auftritt gehabt. Er sah schick und lässig-elegant aus in Tweed mit pinkfarbenen Besätzen, was mich überraschte. Nicht das Pink – aber ich hätte nicht gedacht, dass er Jäger war. Doch er holte sich sein Kärtchen von Hugh, das ihm sagte, in welchem Abschnitt er eingeteilt war und
trank noch schnell eine Tasse Kaffee im Stehen. Hugh klatschte leicht in die Hände und räusperte sich, bevor er mit einem Blick auf die Uhr sanft darauf aufmerksam machte, dass wir, falls wir um zehn anfangen wollten, was ja ursprünglich der Plan gewesen sei, uns so langsam in Bewegung setzen müssten. Wenn wir nichts dagegen hätten. Die restlichen Männer holten sich pflichtschuldig ihre Pappkärtchen ab, und dann tranken Hal, Seffy, Luca, die Harrisons, Rankins, Hobson-Burnetts, Tapners, meine Eltern und andere

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