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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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auflöste, dann würde das Leben nicht einfach so weitergehen. Zum Beispiel würde der Gärtner vor dem Fenster nicht weiter den Kies in diesen langsamen, trägen Zügen harken. Das Sonnenlicht würde nicht so übermütig auf den gelben und grünen Blättern tanzen. Wenn Hal wusste, dass Cassie Seffys Schwester war, dann würde das Radio, das leise in der Ecke vor sich hin dudelte, mich nicht erinnern, dass es bei Tesco jetzt noch weiter reduzierte Preise und noch sensationellere Sonderangebote gab.
    »Und das ist noch nicht alles!«, fuhr die aufgeregte Stimme aus dem Radio fort. »Zu jedem Kaffeeautomaten,
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    Mechanisch wie ein Roboter drehte ich den Kopf, um Hal ins Gesicht zu sehen. Mein Mund war klebrig, aber meine Stimme schien sich dennoch einen Weg ins Freie zu bahnen.
    »Du weißt es?«, hörte ich sie sagen.
    »Ja, ich weiß es.«
    Ich starrte Hal an, als wollte ich ihn herausfordern. Als wollte ich ihm nicht glauben. Aber seine Augen sagten mir, dass es die Wahrheit war. Dass er direkt durch mich hindurch, um mich herum, in mich hineinsehen konnte und alles über mich wusste. Dass er mein Herz, meine Seele, Geist und Verstand durchschaute. Es war, als wäre ich mit der Gründlichkeit eines Drogensuchkommandos durchkämmt worden und alle meine schmutzigen kleinen Geheimnisse lägen nun öffentlich ausgestellt und für alle sichtbar da.
    Meine Stimme war das einzig lebendige Wesen im Raum.
    »Woher weißt du es?«, brachte ich im Flüsterton hervor.
    »Seffy hat es mir erzählt. Oder zumindest hat er mir erzählt, dass er den Verdacht hätte.«
    Ich fuhr mir mit der Hand an den Mund. »Seffy!«
    Hal ließ mir einen Augenblick. Aber eine Million Augenblicke hätten nicht ausgereicht. Schließlich fuhr er fort, langsam und methodisch, so wie man mit einem Patienten sprechen würde, der aus einer Narkose erwacht.
    »Er sagte, er hätte die Vermutung, dass Dominic sein Vater wäre und du seine richtige Mutter.«
    »Aber – aber, nein. Ich meine, wie …? Das ist doch gar
nicht möglich. Wie kann er …?« Ich war wie erstarrt vor Schreck.
    »Er ist zu mir gekommen. Hat mich aufgesucht. Natürlich hat er zuerst angerufen und eine höfliche Nachricht in meiner Kanzlei hinterlassen, in der er mir mitteilte, er sei Hattie Carringtons Sohn, und mich fragte, ob wir uns möglicherweise treffen könnten. Er hat seine E-Mail-Adresse hinterlassen. Ich habe ihm geantwortet, und am nächsten Tag war er unten am Empfang. Wir sind dann zusammen etwas trinken gegangen. Da hat er mich gefragt, ob du und mein Bruder irgendwann eine Beziehung gehabt hätten. Ich musste antworten, dass das gut möglich sei, da man euch beide in seinem Büro ertappt hatte. Okay, meinte er, wann? Wann das gewesen sein könnte. Er wollte Daten. Genaue Zeitangaben. Er schrieb sich alles sorgfältig auf. Sehr ruhig und systematisch. Dann erzählte er mir, er hätte ein paar Dinge in einer Kiste hinten in deinem Kleiderschrank gefunden. Er hat das Schloss aufgebrochen, als du nicht da warst. Er wollte wissen, was daran so geheim war, dass du es immer hinter Schloss und Riegel gehalten hast. Dann hat er die Kiste reparieren lassen. Er hatte die ganzen Zeitungsausschnitte über Dominic gefunden, die du aufbewahrt hast. Alles über seine steile Karriere, Artikel, Porträts. Die Nachrufe und Rückblicke nach seinem Tod. Stapelweise. Jahre in einer kleinen Kiste. Außerdem die Erstausgabe seiner Tagebücher, die natürlich posthum veröffentlicht wurden.«
    Ich versuchte zu begreifen, was Hal sagte. In meinem Kopf kreischte es noch immer — was? Was? Das konnte nicht wahr sein. Seffy wusste Bescheid ?
    »Dann hat er gefragt, ob ich bereit wäre, einen DNA-Test zu machen, um zu sehen, ob es eine Übereinstimmung
mit seiner gab. Als sein Onkel und nächster Verwandter auf dieser Seite der Familie. Was natürlich nicht ganz stimmte, denn das ist natürlich Cassie. Aber er wollte sie nicht beunruhigen, solange er sich nicht sicher war.«
    »Wann?«, stieß ich schließlich hervor. Mein Mund war jetzt ganz trocken. »Wann war das?«
    »Ungefähr vor einem Jahr.«
    Vor einem Jahr. Ich konnte nichts sagen. Starrte ihn nur an.
    Sein Blick hielt dem meinen stand. Ich konnte nur mit Mühe atmen. Der Schock hatte mir die Luft aus den Lungen gesaugt. Was ich aufbringen konnte, kam in flachen Zügen. Vor einem Jahr.
    »Warum hat er mir nichts

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