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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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Überbleibsel von Selbstbeherrschung, und ich hatte das Gefühl, als ob mir der Himmel auf den Kopf fiel. Meine Laune sackte derart in den Keller, dass es sich nicht mehr mit einem allgemeinen Sonntagabend-Durchhänger erklären ließ. Mit hochgezogenen Schultern hockte ich vor dem Lenkrad. Kein toller Tag. Gar nicht toll. Das Zusammentreffen mit Hal und Letty hatte mich mehr aufgewühlt, als ich sagen konnte, und nun Seffy mit seiner distanzierten und ablehnenden Haltung. Während ich durch die Nebenstraßen fuhr, verspürte ich eine böse Vorahnung, die sich albtraumartig auf mich stürzte. Sie kam schon seit Langem immer mal wieder, und sie hatte mit unausweichlichem Verlust zu tun.

    Aber als ich schließlich in meine Straße einbog, stieg meine Laune erstaunlicherweise wieder deutlich an. Das tat sie immer, wenn ich langsam durch die von Bäumen bestandene Straße auf mein Haus zufuhr. Mein Zuhause. Mein Haus. Ein kleines Reihenhaus in einer Reihe von identischen Häuschen, aber ich liebte es. Ich liebte die hübsche viktorianische Fassade, die ich cremefarben gestrichen hatte, den winzigen Vorgarten, in dem ich Rosen, Bartnelken und Lupinen, wenn noch Platz blieb, wachsen ließ, die Peter-Pan-Statue, die ich in Lyon gefunden und zwischen die Pflanzen gesetzt hatte. Ich mochte es, dass ich dieses kleine Fleckchen nach meinem Geschmack gestalten und dafür sorgen konnte, dass es so anders aussah als bei den Nachbarn. Und dasselbe hatte ich auch drinnen gemacht. Es war ein typisches Vier-Zimmer-Haus, zwei unten und zwei oben, aber ich hatte die beiden unteren Räume zu einem großen Zimmer verbunden und einen Wintergarten an die Küche angebaut, der zum Garten hinausführte, welcher natürlich eher eine Art Hinterhof war. Ich lächelte, wenn ich an Lauras Garten dachte. Ich hatte mit der Hilfe von Kit und meinem Vater mein Gärtchen selbst vom Schutt befreit, als ich das Haus gekauft hatte. Wir hatten zerbrochene Ziegelsteine, eine alte Badewanne und massenhaft grüne und braune Flaschen weggeschmissen und aus einem Müllhaufen ein kleines ummauertes Ruheplätzchen mit einem Rasenstück geschaffen. Hier hatte Seffy in seinem Planschbecken gesessen und war später mit dem Dreirad im Kreis gefahren – was gerade noch ging – und inzwischen lag er dort gerne in der Sonne, die Füße an die Wand gelehnt. Mein Haus war klein, aber ausreichend für uns. Hatte ich jedenfalls immer gedacht. Während ich den Motor ausschaltete, betrachtete ich es angespannt und wartete darauf,
dass es seinen Zauber entfaltete und meine überlasteten Nerven beruhigte. Und das tat es auch, wenigstens ein bisschen.
    Dank der Einführung von Anwohnerparkplätzen war es nicht mehr nötig, stinkende Mülltonnen auf die Straße zu zerren, um einen Platz zu besetzen, sondern ich konnte einfach so direkt vor der Tür parken. Ich ging ein paar Schritte zur Eingangstür hinauf und ließ mir bewusst Zeit dabei, um den süßen Duft des Ziertabaks einzuatmen, den ich ganz bewusst in Töpfe vor der Haustür gepflanzt hatte. In der warmen Abendluft dufteten die Blumen immer wunderbar, aber heute Abend waren sie ganz besonders köstlich. Ich atmete ihr Aroma tief ein; lächelte. Dann suchte ich in meiner Tasche nach den Schlüsseln, aber während ich den Schlüssel ins Schloss schob, bemerkte ich, dass im Flur bereits Licht brannte und durch das Bleiglasfenster in der Tür schien. Ich erstarrte. Musik ertönte von drinnen. Meine Güte. Seffy? Nein, natürlich nicht Seffy. Er war unterwegs nach Lightbrook mit meinem Dad.
    Es konnte nur eines bedeuten: Er war früher aus Toulouse zurück. Er hatte gesagt, dass es vielleicht sein könnte, aber ich kannte diese Strecke und hatte nicht wirklich geglaubt, dass es so sein würde. Und ja, ich hatte gesagt, komm doch vorbei, falls du es schaffst. Anscheinend hatte er den Ersatzschlüssel gefunden, den ich immer für Seffy unter dem Topf mit den Geranien versteckte, und den ich von Zeit zu Zeit umräumte und eine Notiz auf Lateinisch hinterließ, in der Hoffnung, dass mögliche Einbrecher nicht mit alten Sprachen vertraut waren. Ich hatte nichts zu essen im Haus, nicht einmal Eier. Aber viel schlimmer – viel dringender – ich war nicht geschminkt. Kein bisschen. Kein Eyeliner, keine Wimperntusche,
kein unsäglich teurer Concealer, den ich brauchte, um die Ringe unter meinen Augen, die Linien um meinen Mund und die winzigen Besenreiser auf meinen Wangen zu verdecken. Keine der wundersamen Tinkturen, die bei

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