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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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auch ein bisschen Fußball bei!«
    »Nur, wenn wir richtig mit unserer weiblichen Seite in Berührung kommen«, erklärte Charlie und hielt beide Hände über dem Herzen gefaltet. Dabei klapperte er ausdrucksvoll mit den Augenlidern.
    Dad schnaubte. »Ach wirklich? Das könnte dann ja noch ein Weilchen dauern. Wann müsst ihr eigentlich
alle in diese zukunftsweisenden, emanzipatorischen Erziehungsanstalten zurückkehren?« Er warf einen Blick auf die Uhr.
    »Bald.« Biba, die neben ihm stand, drehte sein Handgelenk, sodass sie das Ziffernblatt erkennen konnte.
    »Zwanzig nach zwei. Und wie kommt ihr da hin?«
    »Wir nehmen den Zug«, erklärte sie ihm.
    »Soll ich euch fahren?«
    »Oh, ja, bitte!«, sagten die Mädchen.
    »Seffy?«
    »Klar. Wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Ganz und gar nicht. Ich würde mir gerne mal deine neue Schule ansehen, die habe ich ja noch gar nicht zu Gesicht bekommen.«
    Ich blinzelte verblüfft. Machte den Mund auf, um zu protestieren. Da nun allgemeines Tischabräumen angesagt war, erhoben sich alle. Seffy schaute schulterzuckend zu mir.
    »Warum denn nicht?«, murmelte er. »Er war ja noch nie da.«
     
    Auf dem Heimweg im Auto versuchte Maggie mich zu beruhigen.
    »Jungs in dem Alter haben es nicht immer so gern, wenn ihre Mütter um sie herumspringen. Er will unabhängig sein. Das kann ich verstehen.«
    »Aber er war vollkommen einverstanden, dass Dad ihn zurückbringt!«
    »Weil der sowieso die Mädchen fahren wollte. Komm schon, Hatts, wie viel Zeit verbringt Seffy mit seinem Großvater? Bestimmt nicht sehr viel.«
    »Vermutlich. Und Dad wollte sich die Schule wirklich schon längst mal ansehen …«

    Mein Vater gab sich immer große Mühe, gerecht zu seinen Enkeln zu sein. Wenn er in der einen Schule ein Konzert besuchte, dann wollte er auch in der anderen zu einem gehen. So war er auch schon mit uns als Kindern gewesen. Erst vor relativ kurzer Zeit hatte er Kit, der wirklich wenig verdiente, sein altes Auto geschenkt, anstatt es in Zahlung zu geben. Danach hatte er versucht, Laura und mir die entsprechende Geldsumme zu schenken. Wir hatten es ihm zurückgegeben, gerührt, aber, wie Laura sagte: »Ich nage kaum am Hungertuch, Dad. Du musst mir kein Geld schenken!«
    Aber einer seiner Grundsätze war schon immer gewesen: Man sollte Erfolg nie bestrafen. Und Laura war in ihrem Leben wirklich erfolgreich gewesen. Würde er dasselbe auch von mir behaupten? Da war ich mir nie sicher. Ich wusste, dass es ihn im Stillen traurig machte, dass weder Kit noch ich verheiratet waren und eigene Kinder hatten – obwohl er Seffy liebte, als wäre er mein leiblicher Sohn – und mir war bewusst, dass er sich fast noch mehr als Mum sorgte, dass es für mich inzwischen zu spät sein könnte. Womit er natürlich recht hatte.
    »Genau«, sagte Maggie gerade.
    Ich brauchte einen Augenblick, um mich zu erinnern, worüber wir eben geredet hatten. Ach ja, Seffy. Mir zog sich in altvertrauter Weise die Brust zusammen, aber nicht mehr so sehr wie noch vor einem Jahr. Es lief eindeutig wieder besser zwischen uns, aber ich hatte noch immer das Gefühl, dass er sich bewusst von mir abkapselte. Vielleicht war ich zu bemutternd gewesen, als er noch kleiner war? Zu erdrückend? Aber er war doch mein einziges Kind, und ich war seine gesamte Familie. Er schien diese besonders starke Bindung zu brauchen; wir brauchten sie beide. Aber ich wusste, dass einige seiner Freunde viel
lässiger mit ihren Müttern umgingen, sie auf Armeslänge hielten. Vielleicht war Seffy unsere Nähe peinlich, und er wollte kein Muttersöhnchen sein. Vielleicht tat er nur dasselbe wie seine Freunde.
    Ich hatte seinen Vertrauenslehrer fragen wollen, wie er zurechtkam, aber ich nahm an, dass Seffy das wusste und genau das nicht wollte. Er mochte es nicht, wenn man über ihn redete und ihn von allen Seiten unter die Lupe nahm – wer mochte das schon? Und das Schlimme war: Wenn ich über Seffy redete, dann wurde ich immer ganz furchtbar emotional. Oft in den unpassendsten Augenblicken. Und das Letzte, was ich wollte, war, dass mir ein peinlich berührter Vertrauenslehrer eine Packung Papiertaschentücher rüberschieben musste. Von diesen Momenten hatte es an der alten Schule genug gegeben. Vielleicht war es wirklich besser, dass er mit meinem Dad gefahren war.
    Ich setzte Maggie vor ihrem Haus in der Nähe der Fulham Palace Road ab und fuhr dann ein paar Ecken weiter zu mir nach Hause. Sobald ich allein war, verließen mich alle

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