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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Alliott
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Länge.
    »Also ich auch«, pflichtete Dad ihr bei und faltete seine Zeitung zusammen. »Gib mir einen Cézanne oder einen Gauguin, und ich bin ein glücklicher Mann.«
    »Und es ist einfach wunderbar, wie er nach einem einzigen Blick auf einen Raum gleich sagen kann, wie es sein muss«, vertraute sie Maggie mit glänzenden Augen an. »Er ist in den großen Salon gegangen und hat gesagt: Barock. Frühes 17. Jahrhundert. Cembalo in der Ecke. Und im Speisezimmer gehen wir ganz auf die indianische Schiene.«
    Mein Vater gab ein ersticktes Geräusch von sich.
    »Naive Kunst von Urvölkern«, erklärte Ralph.
    »Sehen Sie sich mal oben um, guter Mann«, bemerkte mein Vater, »an den Wänden in Charlies Zimmer. Da gibt es jede Menge naive Kunstwerke. Laura hat überhaupt alle Gemälde der Kinder aufbewahrt.«
    »So einfach ist es nun auch wieder nicht«, lächelte Ralphie höflich.
    Dad blinzelte. »Ach nein?« Er nickte nachdenklich. »Na dann.«
    »Aber ich glaube, für heute reicht es vielleicht«, sagte Ralph, der plötzlich sehr erschöpft aussah. Mit halb geschlossenen, müden Augen schnappte er seine beigefarbene, kalbslederne Aktentasche von einem Tisch und klemmte sie ordentlich unter den Arm. Maggie beäugte sie scharf. »Man soll es ja schließlich nicht übertreiben. «
    »Nein, das soll man wirklich nicht«, stimmte meine Mutter ihm zu. »Und es muss ja enorm anstrengend
sein, so aus dem Stand etwas zu schaffen. Ich weiß nicht, wie Sie das machen. Sie waren wirklich wunderbar, nicht wahr, Laura?«
    »Wunderbar«, pflichtete Laura ihr bei und trabte hinter ihm her, während er in Richtung Tür ging. »Und wirklich sehr freundlich, dass Sie noch gekommen sind, bevor Sie nach Italien fahren.«
    »Oh ja, hoffentlich haben Sie eine gute Reise«, fügte Mum hinzu.
    »Danke. Und soll ich gleich eine Platte schwarzen toskanischen Marmor bestellen, wenn ich schon dort bin, Lady Pelham?«, fragte er und drehte sich auf der Schwelle noch einmal um.
    »Äh, also, wissen Sie, das muss ich noch mit Hugh besprechen. Kann ich Sie anrufen?«
    »Natürlich. Setzen Sie sich nicht unter Druck. Aber warten Sie nicht zu lange. Ich bin nur ein paar Tage dort, und toskanischer Marmor ist immer schnell weg«, er schnippte mit den Fingern, »wie nichts.«
    Und damit eilte er die Stufen hinab zu seinem Wagen, die Schultern zurück, den Hintern eingezogen, eine Hand schwang nach hinten, während er mit der anderen seine Tasche umklammert hielt. Mum und Laura eilten hinterher, um zu winken.
    »Er meinte eine drei Meter Scheibe aus schwarzem Marmor, um sie auf einen Sockel zu legen und daraus einen Esstisch zu machen«, informierte Dad Maggie und mich mit einem schrägen Blick über seine Brille hinweg. »Und damit will er den schönen alten Mahagonitisch von Hughs Familie ersetzen, weil der scheinbar nicht klassizistisch ist. Und was nicht klassizistisch ist, muss raus. Nichts, was jünger ist als zweihundertfünfzig Jahre, darf bleiben. Auch wenn es in fünfzig Jahren eine gesuchte
Antiquität sein wird. Dieser Typ kann nicht warten. Bis dahin ist es längst verheizt.«
    »Was er über einen Teil der Möbel gesagt hat, war ziemlich unhöflich«, stimmte Laura zu, die zurückkam und nervös auf ihrem Daumennagel herumkaute. »Anscheinend sind eine Menge Stilmöbel dabei.«
    »Anscheinend!«, spottete Dad. »Du wusstest es also bisher gar nicht. Es war dir glücklicherweise nicht klar. Es sah hübsch aus, du hast gedacht, es wäre gut – wo ist also der Unterschied?«
    »Nun ja, jetzt weiß ich es eben. Und ich weiß, dass alle anderen es ebenfalls wissen.« Besorgt wandte sie sich an Mum. »Ich glaube, er hat recht, oder? Wenn es nicht antik ist – ich meine echt antik – dann gehen wir auf modern, auf zeitgenössisches Design.«
    »Auf jeden Fall«, stimmte meine Mutter zu.
    »Ich werde mit Hugh sprechen.«
     
    Ein leicht angespanntes Mittagessen folgte wenig später, währenddessen Hugh Dinge ausrief wie: »Ein Cembalo? Aber bei uns spielt doch keiner!« Oder: »Ein Heiliger? Was, wie in einem Schrein? Wir sind doch keine verdammten Betschwestern hier!« Die Idee mit der Schale gefiel ihm dagegen. »Eine Schale? So etwas, wo man ein Duft-Potpourri hineintut?«
    »Ja, aber diese hier soll fast zwei Meter Durchmesser haben und ist aus dreihundert Jahre altem Holz geschnitzt«, erklärte Dad. »Da würde verdammt viel getrockneter Lavendel reingehen.«
    »Ja, und was machten wir dann damit?«, fragte Hugh entgeistert.
    »Ach, ich

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